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Leichensee

Leichensee

Titel: Leichensee
Autoren: Peter Mennigen
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geschickt.«
    Er sprang vor und hämmerte ungestüm mit beiden Fäusten auf Cotton ein. Der fing die wilden Hiebe mit den Unterarmen ab, duckte sich unter einem Schlag hindurch und rammte seinem Gegner die Faust ins Gesicht.
    Er legte all seine Wut und Trauer über Amys Tod in den Schlag. Die Wucht brach Dodson den Kiefer. Er verdrehte die Augen und sackte auf die Knie. Sein Mund stand weit offen, Blut rann ihm aufs Kinn. Leicht zeitverzögert kam die Bewusstlosigkeit. Wie in Zeitlupe kippte er vornüber auf den Stahlboden.
    Cotton steckte seine Pistole ein. Dann hob er Deckers Waffe auf und schob sie sich in den Hosenbund. Am liebsten hätte er sich sofort um Decker gekümmert, doch zuerst musste er dafür sorgen, dass Dodson ihnen nicht mehr gefährlich werden konnte.
    Er rollte ihn auf den Bauch. In Ermangelung von Handschellen musste er improvisieren. Er nahm dem Bewusstlosen die Schnürsenkel ab und band ihm damit die Arme auf den Rücken. Dann wandte er sich Decker zu. Sie lag wie tot auf dem Rücken. Ihre Augen waren geschlossen.
    »Alles in Ordnung?« Er ging neben ihr in die Hocke.
    »Nicht unbedingt«, murmelte sie. »Aber es hätte schlimmer kommen können.«
    »Sieht so aus, als hätte sich das Projektil an Ihrem Dickschädel die Zähne ausgebissen. Ist nur ein Streifschuss. Wir sollten rasch zu Carnahan zurück und Sie verarzten. Können Sie gehen?«
    »Ich weiß es nicht.« Vorsichtig hob sie die Lider. »Vor meinen Augen dreht sich alles.«
    Cotton zog sie sanft hoch. »Halten Sie sich an mir fest. Bis zum Auto sind es nur ein paar Schritte.«
    Er legte Decker einen Arm um die Hüfte und stützte sie. Bei jeder Bewegung zuckte sie vor Schmerz zusammen. Mit kleinen Schritten verließen sie die Fischfabrik. Am östlichen Horizont war bereits der erste Schimmer des neuen Tages zu sehen.
    Cotton brachte Decker zum Auto und half ihr auf den Beifahrersitz. Er schaltete die Deckenbeleuchtung ein und besah sich den Schaden, den die Kugel angerichtet hatte. Zumindest die Blutung war zum Stillstand gekommen.
    Danach verschwand er wieder in der Fischfabrik. Minuten später kehrte er zurück. Hinter sich schleifte er den bewusstlosen Dodson durch den Schnee. Cotton schob ihn quer über die Rückbank des Impala, schlug die Tür zu und glitt hinters Lenkrad.
    Er ließ den Motor an, schaltete die Scheinwerfer ein und stellte die Heizung auf volle Leistung. Dann jagte er mit Bleifuß zu Carnahans Haus zurück.
    Bei seiner Ankunft war es bereits heller Tag.
*
    Carnahan hörte draußen ein Auto mit aufheulendem Motor nahen und trat aus der Haustür. Vor der Garage bremste Cotton scharf. Schlitternd kam der Impala neben der Außentreppe zum Stehen. Cotton eilte zur Beifahrerseite und half Decker heraus. Auf dem Weg zur Treppe und die Stufen hinauf stützte er sie.
    Beim Anblick der Agentin vertieften sich die Falten auf Carnahans Stirn. »Du meine Güte, was ist passiert?«, fragte er mit vor Sorge brüchiger Stimme.
    »Sie wurde angeschossen. Würde es Ihnen große Umstände bereiten, wenn Sie ihr Ihr Bett überlassen würden, Spencer?«
    »Natürlich nicht.« Der Gefragte trat beiseite, damit die Agents ins Haus konnten. »Haben Sie den Mörder erwischt?«
    »Ja, aber das erzähle ich Ihnen alles später.« Cotton führte Decker die Treppe zum nächsten Stockwerk hinauf. Oben betraten sie Carnahans Schlafzimmer. Carnahan zog die Decken zurück. Vorsichtig setzte Cotton die Agentin auf die Bettkante.
    »Haben Sie einen Erste-Hilfe-Kasten?«, fragte er.
    »Ja. Moment, ich hole ihn sofort.«
    Nachdem Carnahan verschwunden war, zog Cotton seiner Kollegin den Mantel und die Schuhe aus. Stöhnend ließ sie sich aufs Kissen sinken. Cotton deckte sie mit einem Laken zu.
    Carnahan kam mit dem Erste-Hilfe-Kasten zurück. Der kleine Plastikkasten mit dem aufgedruckten roten Kreuz enthielt Pflaster, Klemmen, Mullbinden und ein Sortiment an Tuben und Dosen mit Medikamenten, darunter eine antiseptische Salbe. Während Cotton damit Deckers Kopfwunde desinfizierte, schilderte er Carnahan die Ereignisse in der Fischfabrik.
    »Für den Augenblick reicht das.« Er steckte die Salbe in den Kasten zurück, nahm eine Mullbinde heraus und legte Decker behutsam einen Kopfverband an. »Trotzdem sollte sich möglichst bald ein Arzt die Verletzung ansehen.«
    »Wenn Sie Dodson beim Sheriff abliefern, könnten Sie auf der Rückfahrt bei Doktor Millner vorbeischauen und ihn herbringen«, schlug Carnahan vor. »Warten Sie, ich schreibe Ihnen rasch
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