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Leichenfresser - Thriller

Leichenfresser - Thriller

Titel: Leichenfresser - Thriller
Autoren: Brian Keene
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Papierfabrik ging. Hatte sie ein schlechtes Quartal, erlebte die Stadt selbst ein schlechtes Quartal.
    Im vergangenen Jahr hatte die Gewerkschaft gestreikt, und da die Geschäftsführung nicht nachgegeben wollte, zog sich die Arbeitsniederlegung über zehn Monate hin. Timmy dachte daran zurück, wie er mit dem Fahrrad durch den Ort geradelt war und seinen Vater die Streikpostenkette entlanggehen sah. Randy Graco hatte dabei müde und niedergeschlagen gewirkt und war wie einer der Untoten aus einem Film umhergeschlurft, den Timmy mal im Spätprogramm von Kanal 43 gesehen hatte, Zombie . Timmy erinnerte sich auch noch daran, dass sich sein Vater oft über Streikbrecher beschwert hatte, was Timmy damals zunächst lustig fand, bis ihm jemand erklärt hatte, was der Begriff eigentlich bedeutete. Timmy war nach wie vor nicht sicher, ob er den Groll seines Vaters gegen sie verstand. Schließlich hatten auch Streikbrecher Familien und mussten arbeiten, um sie ernähren zu können.
    Als der Streik endlich endete, waren die Ersparnisse der Gracos, wie die so vieler anderer, auf null geschrumpft. Infolgedessen hatte sein Vater während des vergangenen Jahres die längere Schicht übernommen und sich sieben Tage die Woche jede Arbeitsstunde unter den Nagel gerissen, die er bekommen konnte, um das Geld zurückzuverdienen, das er verloren hatte. Randy Graco verbrachte jeden Tag nur wenige Stunden zu Hause, während derer er entweder schlief, draußen im Garten arbeitete, den Rasen mähte oder sich um die Hühner und sonstiges Vieh kümmerte. Er versuchte sich nebenher noch als Teilzeitbauer und Imker. Deshalb bekam Timmy nicht viel von ihm zu sehen. Seine Mutter Elizabeth hatte in der Regel Hausarbeit zu erledigen, spielte mit ihren Freundinnen Bridge oder engagierte sich beim Frauenhilfswerk von Spring Grove. Timmy verbrachte infolgedessen mehr Zeit mit seinem Großvater als mit seinen Eltern. Obwohl Dane Gracos Gesundheit zunehmend nachließ und er rasch ermüdete, ging er mit Timmy zum Angeln an den Codorus Creek, unternahm mit ihm Spaziergänge im nahe gelegenen Wald oder spielte mit ihm Pitfall, Asteroids, Combat, River Raid und andere Titel auf der Atari-Konsole.
    Gelegentlich, wenn sich sein Großvater gut genug fühlte, fuhr er mit Timmy in den Ort und lud ihn auf eine Salamipizza in Genovas Restaurant ein, wo sie eine Vierteldollarmünze nach der anderen in Videospielautomaten wie Galaga, Paperboy und Mappy versenkten, bis Dane das Kleingeld ausging – für gewöhnlich nach etwa zehn Dollar. Einmal, als sein Vater besonders gute Laune und einen seltenen freien Tag hatte, waren sie zu viert nach Baltimore gefahren, um sich ein Spiel der Orioles gegen die Yankees anzusehen. Timmy und sein Großvater hatten das Auswärtsteam angefeuert, bis Elizabeth Graco sie zum Schweigen brachte. Auf dem Heimweg waren sie beide auf dem Rücksitz des Aries K von Timmys Eltern eingeschlafen.
    Jedes Mal, wenn Timmy an diese Augenblicke zurückdachte, lächelte er. Hoffentlich würde er sie nie so vergessen, wie er seine Großmutter vergessen hatte. Vergessen schien etwas zu sein, das mit dem Erwachsenwerden einherging. Manchmal, wenn Timmy seine Eltern nach bestimmten Dingen aus ihrer Kindheit und Jugend fragte, meinten sie, sie könnten sich nicht daran erinnern. Dasselbe fiel ihm bei anderen Erwachsenen auf – abgesehen von seinem Großvater. Timmy wollte wie er sein und niemals vergessen. Dass er sich nicht an seine Großmutter erinnern konnte, empfand er als schlimm genug. Er wagte gar nicht, sich auszumalen, auch noch die mit seinem Großvater verbrachte Zeit zu vergessen.
    Timmy wusste durchaus, wie glücklich er sich schätzen konnte. Ja, sein Vater hatte durch die Arbeit viel Stress, wodurch er oft mies gelaunt war. Und ja, seine Mutter gab seinem Vater gegenüber wahrscheinlich zu häufig nach, vor allem, wenn es um Entscheidungen ging, die Timmy betrafen – Entscheidungen, mit denen sie oft nicht einverstanden zu sein schien. Aber Timmy wusste, dass sie ihn genauso sehr liebten, wie ihn sein Großvater liebte. Es hätte weit schlimmer sein können. Wenigstens hatte er seine Eltern noch und sie schenkten ihm Aufmerksamkeit.
    Der Vater seines Freundes Doug Keiser hatte sich vor drei Jahren aus dem Staub gemacht. Er war eines Nachts einfach mit einer Kellnerin im Schlepptau aus der Whistle Stop- Kneipe verschwunden, zusammen mit dem Familienauto sowie dem gesamten Vermögen der Giro- und Sparkonten der Keisers. Dougs Mutter hatte
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