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Leichenfresser - Thriller

Leichenfresser - Thriller

Titel: Leichenfresser - Thriller
Autoren: Brian Keene
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redest.«
    Timmy unterdrückte ein Grinsen.
    »Vergesst es«, brummte Randy Graco mürrisch. »Ich mach’s selbst.«
    Er schleuderte den beiden einen wütenden Blick zu und stapfte zur Tür.
    »Aber das ist noch nicht vorbei. Den ganzen Sommer lang lasse ich mir das nicht gefallen.«
    Als er weg war, sahen sich Timmy und sein Großvater an und lachten. In der Küche lief leise das Radio von Timmys Mutter – ein Song von Dolly Parton, einer von Elizabeth Gracos Lieblingssängerinnen. Sie hörten, wie Randy draußen das Garagentor öffnete.
    »Danke, Opa.«
    »Nicht der Rede wert. Außerdem ist das hier wichtiger. Ich wünschte, es hätte so etwas schon gegeben, als ich in deinem Alter war.«
    »Was hast du dir denn angesehen?«
    »Angesehen? Wir haben uns gar nichts angesehen – wir hatten nicht mal ’nen Fernseher. Wir haben Radio gehört. Wir hatten auch Programme, die wir mochten, aber nichts wie das hier.«
    Timmy runzelte die Stirn und versuchte, sich vorzustellen, wie es wäre, wenn im Radio Thundarr statt des Krams liefe, der sonst immer gespielt wurde – Michael Jackson, Cindy Lauper, Huey Lewis and the News, Journey und Come On Eileen von Dexy’s Midnight Runners. Timmy fing gerade erst an, Musik für sich zu entdecken. Iron Maiden. Twisted Sister. Sugar Hill Gang. Duran Duran. The Eurythmics. Van Halen. Und neue Metal-Bands wie Metallica, Slayer und Anthrax, auf die ihn einige Jungs aus dem Werksunterricht aufmerksam gemacht hatten. Ältere Sachen wie Rushs 2112, Black Sabbaths Mob Rules und Dios Solomaterial. Eines der Kinder in der Schule hatte ihm gezeigt, dass auf Dios Albumcover, wenn man es umdrehte, das Wort »Devil« stand – Teufel. Timmy war noch nicht sicher, welche spezielle Musikrichtung ihm gefiel, aber Come On Eileen eindeutig nicht. Der Song taugte höchstens für schmutzige Witze auf dem Spielplatz.
    »Nein«, wiederholte sein Großvater. »Solche Sendungen hatten wir nicht.«
    »Was für Programme hat es denn zu deiner Zeit gegeben?«, wollte Timmy wissen.
    Sein Großvater legte die Stirn in Falten. »Tja, mal sehen. Da gab es The Shadow . Hätte dir bestimmt gefallen. Dann noch Green Hornet und Lights Out . The Lone Ranger . Amos ’n’ Andy . Oh, und natürlich Superman .«
    » Superman hat es damals schon gegeben?«
    »Und ob. Aber Thundarr nicht.«
    »Gefällt dir Thundarr besser?«
    »Oh ja.« Sein Großvater senkte die Stimme zu einem Flüstern. » Superman ist doch ’ne Pussi.«
    Die beiden lachten über das verbotene Wort. Timmys Großmutter war vor fünf Jahren gestorben. Obwohl er es nicht offen zugegeben hätte, fiel es ihm manchmal schwer, sich an sie zu erinnern, vor allem an ihre Stimme, und das fand er traurig. Dane Graco, Timmys Großvater, wohnte seit neun Monaten bei ihnen. Durch einen Fehltritt auf einer Leiter beim Aufhängen der Weihnachtsbeleuchtung hatte er sich die Hüfte gebrochen und danach eine beinahe tödliche Lungenentzündung zugezogen. Da er zudem ein Herzleiden hatte und sich sein Gesundheitszustand allgemein verschlechterte, hatten ihn Timmys Eltern lieber zu sich nach Hause geholt, als ihn weiterhin alleine leben zu lassen oder, schlimmer noch, in ein Altersheim zu stecken. Er wohnte im Gästezimmer am Ende des Flurs gleich neben seinem Enkel.
    Timmy liebte seinen Großvater und genoss es, Zeit mit ihm zu verbringen. Er schien so cool zu sein, so anders als andere Erwachsene, vor allem als andere alte Leute. Sein Großvater behandelte ihn weder von oben herab noch wie ein Kind und er hatte sich seinen Sinn für Humor bewahrt. Er redete mit Timmy wie mit einem Gleichgestellten und interessierte sich aufrichtig für die Dinge, die Timmy mochte. Sich jeden Samstagmorgen zusammen Zeichentrickserien anzusehen, war nur eines ihrer wöchentlichen Rituale.
    Timmys Vater Randy arbeitete sieben Tage die Woche im Schichtbetrieb in der Papierfabrik, wo die meisten Menschen der Stadt eine Anstellung gefunden hatten. Mr. Messinger, der Besitzer des Zeitungskiosk, an dem Timmy und seine beiden besten Freunde, Doug Keiser und Barry Smeltzer, ihre wöchentliche Comicration kauften, hatte einmal zu ihnen gemeint, wenn die Papierfabrik zusperrte, würde die gesamte Stadt eingehen und von der Landkarte verschwinden. Alle anderen Betriebe im Ort – die Putzerei, die Kneipen, Genovas Pizzaladen, der Lebensmittelmarkt, das Postamt, der Eisenwarenladen, die Old Forge Tankstelle mit angeschlossener Werkstatt und sogar die Kirchen – hingen davon ab, wie es der
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