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Leichenfresser - Thriller

Leichenfresser - Thriller

Titel: Leichenfresser - Thriller
Autoren: Brian Keene
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näherte. Dann griff die Frau zu ihrem Mobiltelefon und rief eine Nummer an.
    Der Mann stand vor dem Grab – einer frischen, offenen Grube in der Erde. Einer Wunde. Morgen würde das Loch mit Erde aufgefüllt und mit Grassoden bedeckt werden. Dahinter ragte ein brandneuer Grabstein auf.
    Darauf stand, dass Randy Graco ein liebevoller Ehemann und Vater gewesen war. Dane Gracos Grabmal befand sich nur wenige Meter entfernt.
    »Hallo, Timmy.«
    Überrascht schreckte Tim zusammen. Er hatte geglaubt, allein zu sein. Er schaute auf. Der Friedhofsverwalter trat hinter einer hohen Statuette hervor. Ein schüchtern wirkender Junge, etwa im selben Alter wie Tims ältester Sohn, schlich hinter ihm her und sah neugierig herüber. Beide trugen Arbeitskleidung, die Jeans mit Grasflecken und Erde besudelt.
    »Timmy?«
    Der Friedhofsverwalter zog die Arbeitshandschuhe aus und kam auf ihn zu.
    Tim runzelte die Stirn. Seit dem Collegeabschluss hatte ihn niemand mehr Timmy genannt. Nicht einmal seine Eltern.
    Zunächst erkannte er den Friedhofsverwalter nicht. Der Mann hatte einen kahlen Schädel, und seine Haut wirkte von zu viel Zeit in der Sonne oder Stress – oder beidem – stark gegerbt. Unter seinen Augen prangten dunkle Ringe, wie sie die meisten Menschen erst wesentlich später im Leben bekamen. Aber die Narbe verriet unzweifelhaft, um wen es sich handelte – eine schmale, bleiche Linie, die sich über die Wange hinaufzog und vor vielen Jahren durch einen gestohlenen Ring entstanden war ... den Ring, den Tim an der rechten Hand trug. Die Narbe war in einer Nacht entstanden, die keiner der beiden Männer je vergessen würde. Wie die Erinnerungen war die Narbe mit der Zeit verblasst, aber immer noch vorhanden.
    Ungläubig lächelnd ging Tim auf den Mann zu. »Barry? Du meine Güte ...«
    »Freut mich, dich zu sehen, Mann.« Barry lachte. »Ich dachte schon, du erkennst mich nicht mehr.«
    »Hab ich auch nicht. Jedenfalls nicht auf Anhieb. Hat kurz gedauert. Ist ja schon ’ne ganze Weile her.«
    »Ja, ist es. Etwa 20 Jahre.«
    Tim, nach wie vor überrascht, wusste nicht, was er darauf erwidern sollte.
    »Ich hab dich im Auge behalten«, sagte Barry voll Stolz im Tonfall. »Sowohl in der Hanover Evening Sun als auch im York Dispatch standen Artikel über dich. Scheinst ja inzwischen ein berühmter Comicautor zu sein.«
    Tim kicherte. »Na ja, ich würde nicht gerade behaupten, dass ich berühmt bin. Aber es läuft ganz gut.«
    »Du und deine komischen Heftchen.« Barry kramte eine Dose Husky-Tabak hervor und schob sich eine Prise in den Mund. »Ich weiß noch, wie verrückt du nach den Dingern gewesen bist, als wir Kinder waren.«
    »Du aber auch.«
    Barry legte die Stirn in Falten. »Ja, kann schon sein. Gut möglich. Hab ich vergessen. Heute lese ich außer der Zeitung kaum noch was. Aber, Mann. Ich weiß noch, wie stinksauer du warst, als dein Dad deine Comicsammlung zerrissen hat.«
    »Daran erinnere ich mich auch noch«, flüsterte Timmy. »Ich schätze, das werden wir nie vergessen.«
    »Nein«, pflichtete Barry ihm bei. »Werden wir wohl nicht. Aber Scheiße, eigentlich wollt ich deinen alten Herrn nicht erwähnen. Tut mir leid.«
    »Schon gut.«
    Barry deutete auf das Grab. »Hat mir echt leidgetan, als ich erfahren hab, was passiert ist. Er war ein guter Nachbar. Teufel auch, ich hab mein ganzes Leben neben ihm gewohnt. Wird komisch sein, ihn nicht unten am Hügel zu sehen.«
    Tim nickte traurig. »Ja. Kam ziemlich plötzlich. Der Herzinfarkt hat ihn erwischt, als er sich gerade das Spiel angesehen hat. Ging schnell. Ich glaube, Ma ist noch im Schockzustand. Aber wenigstens musste er nicht leiden.«
    »Das ist gut.«
    »Ja.«
    Schweigend starrten sie einander an. Keiner der beiden wusste, was er sagen sollte.
    Barry spuckte einen Pfropfen braunen Tabaksaft ins Gras. »Ist das deine Familie?«
    »Ja.« Tim drehte sich zum SUV um. »Das sind meine Frau Mara und meine Söhne Dane und Doug.«
    Barry schwieg einige Augenblicke. »Doug also? Das ist gut. Das hätte ihm bestimmt gefallen.«
    »Denke ich auch.«
    »Attraktive Frau«, befand Barry, der zum Toyota starrte. »Hast’s gut getroffen.«
    »Ja, ich kann mich nicht beklagen.«
    »Je wieder was von Katie Moore gehört?«
    »Nicht mehr seit dem Schulabschluss. Ich bin dann ja aufs College gegangen. Sie hatte noch ein Jahr in der Schule. Du weißt ja, wie das ist.«
    »Ich dachte immer, ihr zwei würdet mal in den Hafen der Ehe einlaufen. Junge Liebe und so was
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