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Leichenfresser - Thriller

Leichenfresser - Thriller

Titel: Leichenfresser - Thriller
Autoren: Brian Keene
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schüttelte seinen Freund ab und starrte voll morbider Faszination hin. Er beobachtete gebannt, wie der Arm des Ghouls vor sich hin glomm.
    »Timmy, lass uns verschwinden!«
    Barry stieß ihn vorwärts. Timmy stolperte, dann folgte er seinem Freund. Sie rannten zwischen den Grabsteinen hindurch. Karen raste vor ihnen auf die Kirche zu. Die obere Hälfte der Sonne hatte die Wipfel mittlerweile überwunden, das bläuliche Licht vor der Morgendämmerung war dem rötlichen Glühen des Sonnenaufgangs gewichen.
    »Nicht. Bitte! Meine Familie ...«
    Der Ghoul tauchte aus der Erdspalte auf. Rauch stieg von seinem Körper empor, als das Licht seine Haut berührte. Während die Jungen rannten, hörten sie ihn hinter sich brutzeln. Dennoch verfolgte er sie entschlossen und brüllte Karen zu, sie solle zurückkommen. Als sie sich der Kirche näherten, wurde das Geschrei der Kreatur leiser.
    Timmy drehte sich um und schaute zurück.
    Der Ghoul wälzte sich im Gras, den Körper vor Schmerzen verkrümmt. Timmy hatte einmal auf dem Gehweg seines Elternhauses eine Schnecke gefunden und Salz auf das unglückselige Geschöpf gestreut. Daran erinnerte ihn dieser Anblick hier. Die bleiche Haut des Monsters schälte sich mit jeder gequälten Bewegung weiter ab. Die Muskeln und das übrige Gewebe darunter blubberten und glommen. Eine hellweiße Schaumschicht überzog die ganze Gestalt.
    Timmy erwartete, das Wesen würde jeden Moment explodieren wie in Filmen oder Comics, aber stattdessen krallte es nur die Klauen in die Erde, gab ein mitleiderregendes Winseln von sich und schaute hinter Karen her, die weiter davonrannte. Auch als die Augen schmolzen und sich über den Boden ergossen, blieb der Kopf aufrecht und wies in ihre Richtung.
    »Meine ... Familie ...«
    Die Jungen sahen zu, bis nur noch eine Pfütze übrig war, aus der Blasen aufstiegen.
    Dann begann Timmy, zu weinen. Er dachte an ihren Angriff auf Catcher zurück, an die Schuldgefühle und die Scham, die er nach der Tat empfunden hatte. Wie Doug gesagt hatte: Der Hund war kein Monster. Er tat nur, was er tun sollte. Worauf er abgerichtet worden war. Er beschützte sein Heim. Als sie Catcher angegriffen hatten, der Hund im Kreis umherrannte, jaulte, winselte und mit den Pfoten an den Augen rieb, da hatte er nicht wie ein Monster ausgesehen. Sondern mitleiderregend.
    Timmy starrte auf die kochenden Überreste des Ghouls. Auch er sah nicht länger wie ein Monster aus.
    »Hat er es nicht gewusst? War ihm nicht klar, was das Sonnenlicht bewirken würde?«
    »Er muss Karen mehr als alles gewollt haben«, meinte Barry. »Etwas anderes hat für ihn wohl nicht gezählt.«
    »Familie«, flüsterte Timmy. »Er hat versucht, seine Familie zu retten.«
    »Komm.« Barry schlang Timmy einen Arm um die Schultern und führte ihn weg.
    Hinter ihnen stieg die Sonne empor in den Himmel. Ein neuer Tag war angebrochen.

Epilog
    Ein schwarzer Toyota SUV rollte auf den Parkplatz der Kirche und kam zum Stehen. Eine magnetisch befestigte Satellitenradioantenne prangte auf dem Dach, aus dem Inneren drangen gedämpft die Geräusche einer Kindersendung. Ein Mann saß auf dem Fahrersitz und umfasste das Lenkrad mit festem Griff. Neben ihm befand sich eine Frau. Nach kurzem Halt bahnte sich der Toyota langsam den Weg die mittlere Straße des Friedhofs hinab. Der Pfad war breiter, als ihn der Mann in Erinnerung hatte, und er sah aus, als wäre er unlängst frisch asphaltiert worden.
    »Ist es hier, Daddy?«
    Der Mann nickte. »Ja. Hier ist es. Das war früher mein Spielplatz.«
    Ihn schauderte. Die Frau bemerkte es und schaltete die Klimaanlage aus. Der Mann schwieg.
    Der SUV kroch an den Gräbern vorbei, verlangsamte erneut die Fahrt und blieb schließlich stehen.
    Der Mann stieg aus und strich seinen Anzug glatt. Seine Krawatte flatterte in der warmen Junibrise. Er holte tief Luft. An diesem Ort war er seit Langem nicht mehr gewesen. Er sah sich um. Der alte Werkzeugschuppen war verschwunden, ersetzt durch ein moderneres Gebäude. Auf der Weide von Bauer Jones standen mittlerweile Doppelhäuser anstelle von Rindern. Die Zeiten hatten sich geändert. Kurz schloss er die Augen und hörte lachende Kinder. Alte Geister. Früher einmal waren es gute Geister gewesen.
    Jetzt nicht mehr.
    Als Erwachsener musste der Mann daran denken, dass sich das Gelächter von Kindern oft wie Kindergeschrei anhörte.
    Er öffnete die Augen und ging weiter.
    Im Fahrzeug beobachteten seine Frau und seine Söhne, wie er sich einem Grab
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