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Leichenfresser - Thriller

Leichenfresser - Thriller

Titel: Leichenfresser - Thriller
Autoren: Brian Keene
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langsam vor- und zurückbeugte. Das elastische Material schabte über den Marmor. Schließlich rutschten die Bänder über seinen Körper nach unten. Er befreite die Arme und löste die Fesseln.
    Mit verkrusteten, zusammengekniffenen Augen starrte Clark Smeltzer auf seine Hände, erblickte halb getrocknetes Blut und fasste sich an die Wange. Er zitterte. Die Berührung verursachte starke Schmerzen. Als er seine Finger ansah, glänzte rotes, frisches Blut über dem bereits geronnenen.
    Hat mich übel zugerichtet, dachte er. Das verdammte Biest hat mich übel zugerichtet .
    Ihn schauderte. Es war sehr kalt. Aber das konnte eigentlich nicht sein, oder? Kalt – mitten im Juni? Seine Zähne wollten einfach nicht aufhören zu klappern.
    Mühsam öffnete er die Augen weiter. Nur eines seiner Lider gehorchte ihm, das andere blieb geschlossen. Langsam drehte er den Kopf, hielt Ausschau nach der Quelle des dröhnenden Lärms. Die Schmerzen durchzuckten ihn so heftig, dass sich sein gesamter Körper verkrampfte. Der Friedhofsverwalter ballte die Hände zu Fäusten und zwang sich, den Kopf weiterzudrehen. Sein unversehrt gebliebenes Auge weitete sich vor Überraschung.
    Irgendwie war Barry in den Werkzeugschuppen gelangt. Der kleine Mistkerl hatte das Schloss geknackt und den Bagger gekapert. Während Clark hinsah, schleuderte die Schaufel einen weiteren Erdklumpen in die Luft. Der Junge pflügte durch den Friedhof – offensichtlich ein Racheakt für die Tracht Prügel, die Clark ihm zuvor verabreicht hatte.
    »He!«, brüllte er. »Du kleiner Scheißer. Was soll das werden?«
    Barry ignorierte ihn.
    »Tu nicht so, als könntest du mich nicht hören, du Mistkerl. Runter von dem verfluchten Bagger! Ich mein’s ernst!«
    Der Motor heulte lauter. Das Gefährt rollte vorwärts, holperte über einen Grabstein hinweg.
    »Barry! Lass es mich nicht noch mal sagen, Junge.«
    Mit geballten Fäusten kämpfte sich Clark Smeltzer auf die wackeligen Beine. Sein wertloser Sohn war also sauer darüber, dass er ihm den Arsch versohlt hatte? Dem würde er es zeigen. Was Barry gerade tat, war reine Zerstörungswut, schlicht und ergreifend. Dem Jungen stand eine Abreibung bevor, die er nie wieder vergessen würde.
    »Also gut. Gewarnt hab ich dich. Du hast anscheinend immer noch nichts gelernt. Diesmal kriegst du keine zweite Chance.«
    Taumelnd setzte sich Clark in Bewegung, grinste trotz seiner Schmerzen. Blut lief ihm in das heile Auge – und er sah rot.
    Karen stöhnte.
    Timmy drehte sich um und zielte mit der Taschenlampe in ihre Richtung.
    »Oh Gott ... oh Gott ...«
    Karen wiederholte die Worte unablässig. Timmy war nicht sicher, ob sie betete oder lediglich in einen Schockzustand verfiel. Falls es sich um ein Gebet handelte, wurde es nicht erhört. Sie hatten das Ende einer Sackgasse erreicht – ein Haufen aus Erdreich und Steinen versiegelte den Nebengang, versperrte den Zugang zur Oberfläche. Aus der Mitte des Haufens ragte ein aschgrauer Knochen. Rings um sie herum bebten die Wände. Mittlerweile konnte Timmy den Bagger klar und deutlich hören. Was passiert sein musste, ließ sich einfach nachvollziehen. Dieser Seitentunnel hatte zu einem Grab geführt. Da Barry über ihnen baggerte, war die Erde rings um das Grab eingestürzt und hatte den darunterliegenden Hohlraum aufgefüllt. Sie saßen in der Falle.
    Timmy starrte zurück. Der Tunnel verlief leicht gekrümmt und abschüssig hinein in die Dunkelheit. Panisch überlegte er, ob genug Zeit blieb, um zurück zum Hauptgang zu rennen und einen anderen Weg zu finden. Aber noch während ihm der Gedanke durch den Kopf schoss, erhellte der matte, vom Körper des Ghouls abgegebene Schein die Tunnelwände jenseits der Biegung.
    Timmy wich zurück, stellte sich zwischen Karen und ihren Verfolger. Sie streckte den Arm aus und ergriff seine Hand. Wie betäubt vor Grauen nahm er kaum wahr, dass sie seine Finger drückte.
    Er dachte an Katie und daran, wie sich ihre Hand in seiner angefühlt hatte. Er dachte an seine Eltern und wünschte, er könnte sie noch einmal sehen, und sei es nur, um ihnen zu sagen, dass es ihm leidtat. Er dachte an Doug.
    »Ich will nicht sterben«, flüsterte Timmy. »Bitte.«
    Die Wände rings um sie erzitterten und rumorten. Erde rieselte auf sie herab, fiel in ihre Haare und auf ihre Schultern. Hustend wischten die beiden sie weg. Eine Staubwolke hüllte den schmalen Tunnel ein und blockierte den Strahl der Taschenlampe. Die beiden drückten ihre Hände noch
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