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Leichenfresser - Thriller

Leichenfresser - Thriller

Titel: Leichenfresser - Thriller
Autoren: Brian Keene
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Die beiden gefangenen Frauen stanken nach ungewaschenen Körpern und etwas anderem – ein fischiger Geruch, der ein wenig an Mandeln oder Ammoniak erinnerte. Timmy fürchtete sich davor, zu fragen, worum es sich handelte. Schnitte, Kratzer, eine dünne Schicht getrockneten Blutes und der Schleim des Ghouls bedeckten die bleiche Haut der Frauen.
    Als er Karen befreit hatte, rieb sie sich die Hand- und Fußgelenke. An ihnen prangten rote Ringe, dort wo die Ranken die Haut aufgescheuert hatten. Während sie versuchte, das Blut wieder zum Zirkulieren zu bringen, wandte sich Timmy der anderen Frau zu. Sie zuckte wieder zurück und wich fort von ihm, so weit sie konnte.
    »Alles gut«, sagte Timmy. »Versprochen. Ich will dich nur genauso losschneiden wie Karen.«
    Sie schüttelte den Kopf, wandte sich von ihm ab und presste die Lider zusammen.
    Verzweifelt seufzte Timmy. »Warum glaubt sie mir nicht?«
    »Weil sie denkt«, antwortete Karen, »dass du dasselbe tun willst, was ... was es mit uns gemacht hat.«
    »Wer?«
    Karen runzelte die Stirn. »Diese Kreatur.«
    »Der Ghoul.«
    Sie nickte. »Nennt man sie so?«
    Statt zu antworten, versuchte Timmy erneut, die andere, völlig verängstigte Frau zu befreien.
    »Schrei nicht. Ich werde dir nicht wehtun.«
    Er hob das Messer an, und sie winselte. Ein Kreischen baute sich in ihrer Kehle auf.
    »Na schön.« Timmy senkte das Messer wieder. »Pst. Schrei nicht. Alles gut. Ich stecke es weg.«
    Das sich anbahnende Kreischen verwandelte sich in ein ängstliches Seufzen.
    Timmy drehte sich nach Karen um. »Weißt du, wo der Ghoul jetzt ist?«
    »Nachts frisst er. Normalerweise kehrt er kurz vor Sonnenaufgang zurück. Und dann ... dann passiert es. Danach schläft er.«
    Timmy lauschte auf die Geräusche des Baggers. Er hörte nichts und fragte sich, ob er den Lärm der Maschine so tief unter der Oberfläche überhaupt wahrnehmen konnte.
    »Die Sonne geht bald auf. Wir müssen euch zwei hier fortschaffen, bevor der Ghoul zurückkommt. Sieh zu, ob du mir helfen kannst, sie zu befreien. Dann lauft ihr beide diesen Tunnel entlang. Er zieht sich ziemlich lange hin, aber ihr folgt ihm einfach.«
    »Was ist mit dir?«
    »Ich muss meinen Freund finden, Doug Keiser. Kennst du ihn?«
    Sie zögerte kurz, dann nickte sie. »Der dicke Junge? Ja, ich kenne ihn. Treibt sich mit dir und dem Smeltzer-Sohn herum. Jetzt erinnere ich mich. Ihr drei habt öfter mal mit Pat geredet ... er mochte euch. Hatte ich vergessen. Ich hatte ... Pat vergessen.«
    Ihr Gesicht erbleichte, und Timmy fürchtete, sie würde gleich schreien. Stattdessen schwankte sie und schien im Begriff zu sein, ohnmächtig zu werden. Er stützte sie, als sie gegen ihn sackte. Ihr gesamter Leib zitterte.
    »Geht es ihm gut?«, fragte sie. »Pat – lebt er noch?«
    »Ja«, log Timmy. »Klar. Hilf mir, Deb zu befreien, dann gehen wir zu ihm, in Ordnung?«
    Karen nickte, sammelte sich kurz und mühte sich auf die Beine.
    Timmy richtete die Taschenlampe auf Deb. Diesmal begegnete sie seinem Blick. Ihre Unterlippe bebte.
    »Bitte«, sagte Timmy. »Ich muss meinen Freund retten. Lass mich dir zuerst helfen, okay?«
    Kaum wahrnehmbar nickte sie, erteilte stumm ihr Einverständnis. Timmy begann, ihre Fesseln durchzuschneiden.
    »Beeil dich«, drängte Karen.
    »Ich mach ja schon, so schnell ich kann. Aber mit diesem Messer kann man nicht mal durch ’nen nassen Affen schneiden.«
    Karen runzelte über den merkwürdigen Vergleich die Stirn. Timmy hingegen grinste und versuchte, die plötzliche Traurigkeit zu ersticken, die ihn überkam. Es war ein alter, geheimer Witz zwischen Barry, Doug und ihm. Ursprünglich hatte Doug den Satz von sich gegeben, als sie eines Nachts draußen im Zelt übernachtet hatten, und seither brachten die Worte sie alle drei jedes Mal zum Lachen.
    Nun hätte Timmy am liebsten geweint. »Hast du Doug hier unten gesehen? Ohne ihn kann ich nicht verschwinden.«
    Die Ranken und Wurzeln um Debs Hand- und Fußgelenke fielen ab. Sie wirkte immer noch verängstigt. Timmy versuchte, ihre Furcht zu lindern, indem er das Taschenmesser zur Seite legte und geduckt von ihr zurückwich, nach wie vor auf Augenhöhe mit der traumatisierten Frau.
    »Wir haben ihn nicht gesehen«, antwortete Karen. »Aber warum sollte er überhaupt hier unten sein? Hat er dir geholfen?«
    Bevor Timmy etwas darauf erwidern konnte, raschelte es hinter ihnen. Deb kreischte – ein heiserer, gequälter Laut, als gurgle sie mit Glas. Sie krallte die
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