Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Leichendieb

Leichendieb

Titel: Leichendieb
Autoren: Patrícia Melo
Vom Netzwerk:
leicht verdient ist, sagte er und lachte schrill.
    Ich dachte, meine gesamte Überredungskunst aus dem Telefonmarketing würde nötig sein, um den Indio zu überzeugen, aber als ich die Schublade meines Nachttischs öffnete und fünfzig Kokainbriefchen herausnahm, war Moacir schon überzeugt. Er selbst habe bereits überlegt, nach Puerto Suárez zu fahren und sein eigenes Ding zu drehen, es sei doch Verschwendung, Bolivien vor der Haustür liegen zu haben und daraus keinen Nutzen zu ziehen, er kenne dort einenTypen, Juan, der Kapseln herstelle und ein Freund von Ramírez sei, dem Oberboss, und noch einen anderen, Wilson, der in seinem Magen ein halbes Kilo Schnee nach Araraquara gebracht habe, und dass Drogen schlucken die meiste Kohle bringe. Wilson war dann verhaftet worden, das war das Problem, sagte er. Wilson trank und quasselte zu viel. Als er mich fragte, ob Sulamita uns decken würde, redete ich um den heißen Brei herum, kommt drauf an, du musst Diskretion bewahren, sagte ich, erzähl ihr kein Wort davon, überlass Sulamita mir.
    Später bereute ich es, ging Moacir suchen, um unsere Partnerschaft sofort wieder zu kündigen, aber er war nicht mehr da.
    Unterwegs zurück nach Hause rief mich Sulamita an. Soeben war das in den Rio Paraguay abgestürzte Flugzeug gefunden worden, und sie und Joel würden bei der Bergung dabei sein.
    Ich musste Ruhe bewahren und abwarten. Stattdessen setzte ich mich in meinen Pick-up und fuhr los. Ich hatte inzwischen dazugelernt. Wenn man wartet, wird man bald vom Teufel geritten, Over.
9
    Wenn man die Landstraße 26A in Richtung des Militärstützpunkts Morro da Onça verlässt, beginnt ein Stück unbefestigten Weges. Die Luft ist angenehm und ruhig, und man riecht den Duft der Wildblumen. Im Radio das Übliche: Musik undSchrott. Luciene und Josias hatten den gesamten Samstagnachmittag über getrunken und Haschisch geraucht. Nach seiner Festnahme erklärte Josias, er habe vom Himmel den teuflischen Befehl erhalten, das Mädchen zu zerstückeln, sobald es eingeschlafen wäre. Da es dauerte, bis es einschlief, hatte Josias beschlossen, es zu erdrosseln und dann zu zerstückeln. Die Überreste des Mädchens hatte er in den Córrego Fundo geworfen.
    Ich machte das Fenster auf und wiederholte, so weit, so gut, Over. Ich bin nicht Josias, ich habe niemanden zerstückelt. Ich kenne keine Luciene. Ich schwimme nicht im Córrego Fundo, Over.
    In Höhe der ersten Brücke fuhr ein Polizeiauto, gefolgt von einem Krankenwagen, an mir vorüber. Ich wusste nur zu gut, wohin sie wollten und verspürte eine gewisse Erleichterung. Aber auch Angst.
    Ich fuhr um die Tankstelle herum und parkte in der Nähe des Restaurants. Wenn das tatsächlich eine Party sein sollte, war ich der erste Ankömmling.
    In dem schmalen, ungepflegten Schuppen hatten keine zehn Tische Platz. Er war mit Bildern von Jabiru-Störchen, Tapiren, Papageien, Kormoranen, Reihern und Krähen geschmückt, die Carlão selbst gemalt und denen ich den Namen Pantanal Horror Show gegeben hatte. Der Schuppen war schon ein Restaurant gewesen, doch jetzt wurde dort nur Touristenschnickschnack verkauft, weil Rita keine gute Köchin war wie Carlãos Exfrau.
    Die Küche lag ganz hinten und führte auf einen großen, offenen Innenhof hinaus. Ich dachte, Rita und Carlão hätten beschlossen, wegen der Hitze draußen zu feiern.
    Ich fand Rita alleine in einem Liegestuhl, rauchend und trinkend. Sie trug ein leichtes grünes Kleid, dessen Rock bis zum Schoß hochgerutscht und zerknittert war, sodass ihre schönen, festen Beine zu sehen waren. Das Haar hatte sie zu einem Knoten zusammengerollt, der auf ihrem Scheitel wie ein Nest thronte.
    Du bist der Erste, sagte sie. Du bekommst einen Preis. Eine Reise ohne Rückfahrkarte irgendwohin, weit weg von Corumbá.
    Ich setzte mich auf den Stuhl neben sie, und sie legte mir sofort ihre Füße mit lauter rot lackierten Nägeln auf den Schoß. Sie war betrunken.
    Ich fragte nach Carlão. Sie antwortete, er sei Bier holen gegangen. Es wird eine tolle Party werden, ich habe sogar eine Gruppe Gitarrenspieler eingeladen. Tanzt du gerne?
    Ich verneinte.
    Ich werde versuchen, es dir beizubringen, aber es ist nicht einfach. Du musst dich von mir führen lassen.
    Und was ist mit den anderen Gästen?
    Sie kommen gleich. Zusammen mit dem Essen. Ich habe alles bestellt. Eine Riesentorte, so wie deine Mutter sie gemacht hat. Mit mehreren Schichten. Und du Flegel hast mir noch nicht mal gratuliert. Auf wie viele Jahre
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher