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Leiche - oben ohne

Leiche - oben ohne

Titel: Leiche - oben ohne
Autoren: Carter Brown
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setzte sich ans andere Ende und zog die Beine hoch.
»Vielleicht kann ich dir dabei helfen, wenn du mir ein paar Einzelheiten
erläuterst.«
    Der Mantel begann sich zu
öffnen, als sie sich vorbeugte, und enthüllte ihre musterhaften Beine. »Mein
liebes Kind« — ich brachte den Mantel sorgfältig wieder in Ordnung —, »willst
du mich ganz und gar am Denken hindern?«
    »Ein völlig neuer und obendrein
seltsamer Boyd.« Sie kicherte heiser. »Ich hätte nie gedacht, daß du eines
Tages so bedrückt sein könntest.«
    »Am Morgen nach der Party«,
berichtete ich, »hat jemand ein Paar Beine hinter meiner Couch liegenlassen.«
    Über den Rand ihres Glases
hinweg sah sie mich kalt an. »Wenn du mich verkohlen willst...«
    »Die Beine waren freilich nicht
allein«, fuhr ich fort. Und dann gab ich ihr einen erschöpfenden Bericht von
allen Ereignissen der letzten 36 Stunden, bis zu der Minute, da Borman Robertas
Wohnung verlassen hatte.
    Sie schüttelte sich und nippte
an ihrem Glas. »Wie ich diesen Sergeant kenne, wird er dir die Schuld geben,
auch wenn ihn ein anderer niedergeschlagen hat — diesmal.«
    »Über Michaels mache ich mir
Gedanken, wenn ich die Zeit dazu finde«, knirschte ich. »Zuerst muß ich Lucia
Borman auftreiben, und zwar bis Mitternacht. Und wo soll ich, bitte schön, zu
suchen anfangen?«
    »Natürlich lügen sie alle«,
sagte sie gelassen und mit jener weiblichen Logik, gegen die es kein Argument
gibt.
    »Wirklich?« krächzte ich.
    »Natürlich«, sagte sie
überzeugt. »Kein Detail ergibt einen Sinn, und wenn man alle Details zusammen
betrachtet, dann ist alles noch viel sinnloser.«
    »Nenn mir doch bitte mal ein
Beispiel«, knurrte ich.
    »Schön.« Sie führte ihr Glas an
die Lippen und grübelte. »Sieh dir doch nur mal Robertas Story über das
Auffinden von Slaters Leiche an. Der Pförtner würde sich an Lucia erinnern,
folglich beschloß Lucia, sich zu deiner Party zu gesellen, damit sie ein Alibi
hatte? Und dann trank sie zuviel, schlief hinter der Couch ein und wachte erst
am Morgen wieder auf, als du ihre Beine zu streicheln begannst.«
    »Ich habe kein Wort von
Streicheln gesagt«, erklärte ich beleidigt.
    »Das war auch nicht nötig«,
sagte sie überlegen. »Ich kenne dich.«
    »Aber wo steckt da die Lüge?«
erkundigte ich mich.
    »Du mußt dich nur mal in ihre
Lage versetzen. Sie ist bestrebt, sich ein Alibi für einen Mord zu verschaffen,
und da soll sie sich von jemand so viel Drinks einflößen lassen, daß sie
sternhagelvoll umfällt?«
    »Die Drinks hatten es eben in
sich«, murmelte ich.
    Fran schloß einen Moment die
Augen. »Ich kann mich dunkel an sie erinnern. Ein wirklich hübsches Mädchen,
mit schwarzen Haaren und großen Augen. Als ich sie zum letztenmal sah — das war
unmittelbar bevor dieser Catcher dich herumzustoßen begann —, da saß sie in
einer Ecke und telefonierte.« Ihre Augen weiteten sich. »Und zwar, nachdem sie
unendlich viele Fragen nach dir und deinem Beruf gestellt hatte.«
    »Vielleicht hat sie Cleever
angerufen, und er hat ihr geraten, bei mir zu übernachten?« Ich sah Fran
verständnislos an. »Aber zu welchem Zweck?«
    »Es gibt eine ganz einfache
Erklärung, aber meinetwegen zerbrich dir darüber den Kopf«, erklärte sie eisig.
»Lansing hat dir doch erzählt, Borman liege in Italien im Sterben und jemand
wolle vor seinem Tod noch geheime Informationen von ihm, und dieser Jemand
wisse, daß Borman nur über seine Tochter beizukommen sei, stimmt’s?« Ich
nickte. »Und dann, heute nachmittag«, fuhr sie fort, »da triffst du diesen Duke
Borman höchstpersönlich und bei bester Gesundheit, und er behauptet, die
Todkrankheit sei nur ein Tarnmanöver gewesen, damit er unbehelligt in die
Staaten reisen konnte. Also muß doch einer von ihnen gelogen haben.«
    »Er kam zurück, weil Joe ihn
benachrichtigt hatte, daß es hier gewaltigen Ärger gab«, erinnerte ich mich.
»Und Slater wurde umgebracht, ehe Borman eintraf.«
    »Irgendwie hängt das zusammen —
aber ich kann’s noch nicht beim Namen nennen.«
    »Du hast insofern recht, als
tatsächlich fast alle gelogen haben«, sagte ich. »Aber im Augenblick bleibt mir
nur eine hauchdünne Tatsache, mit der ich mir weiterhelfen kann: Als Lucia uns
in Long Island ausrückte, muß sie auf schnellstem Wege zu jemand gefahren sein,
dem sie vertraute. Es war nicht ihr sogenannter Freund Carl Rennie, denn es ist
mir ganz klar, daß sie ihn lediglich als Strohmann benutzte. Wer kann es
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