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Leiche - oben ohne

Leiche - oben ohne

Titel: Leiche - oben ohne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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meine Rolle spielt.« Er lächelte einen Augenblick. »Der arme Teufel!
Er ist so schwer krank, daß er nicht mal Besuch bekommen darf — er muß ständig
im Bett liegen und sich betrinken, wofür er natürlich noch bezahlt wird.«
    »Sie sind ganz einfach auf dem
Kennedy Airport aus der Maschine gestiegen — und niemand hat Sie dabei genauer
gemustert?« wunderte ich mich.
    »Mich — und meine Frau.« Er
grinste flüchtig zum Rücken des Mädchens Francesca hinüber. »So jedenfalls
besagen es die Pässe. Wir sind zunächst nach Montreal geflogen, und dann haben
wir die kanadische Grenze mit dem Auto überquert, um Verwandte in New York zu
besuchen. Zwei kanadische Bürger in einem amerikanischen Wagen — man hat uns
direkt herzlich willkommen geheißen.« Das Schmunzeln schwand aus seinen Zügen.
»Joe teilte mir mit, daß es Ärger gab, deshalb kam ich her. Nun ist er tot, und
der Ärger hat vorerst Zeit, bis Lucia wieder da ist — lebend und unversehrt.«
Der Daumen bearbeitete wieder die Narbe. »Meine Tochter ist das einzig wirklich
Wichtige in meinem Leben, Boyd.« Seine Stimme klang durchaus nicht melodramatisch,
eher verlegen. »Ich werde jeden umbringen, der mich daran hindert, sie wieder
in die Arme zu schließen. Sie« — er richtete seinen Blick auf Roberta — »und
sie. Jeden.«
    Die Türklingel schrillte lang
und laut, und außer Borman schraken wir alle zusammen. Er drehte den Kopf
wieder langsam hin und her, dann nahm er die Pistole von der Sessellehne und
sagte leise: »Francesca?« Sie wandte sich um und blickte ihn gehorsam an.
    »Mach die Tür auf«, sagte er.
»Du sagst, Miss Carrol ist nicht da, und du bist nur eine Freundin, die auf die
Wohnung aufpaßt. Sie hat nicht gesagt, wann sie zurückkommt.«
    Die rundliche Brünette bewegte
stumm die Lippen — sie wiederholte wohl die Worte, um sie sich einzuprägen —,
dann lächelte sie bereitwillig und durchquerte das Zimmer in Richtung Tür, wo
es mittlerweile erneut klingelte. Borman stand auf, huschte zur Wand neben der
Tür und drückte sich dagegen. Roberta sah mich fragend an, aber ich schüttelte
den Kopf. Er wandte uns noch immer das Gesicht zu und hatte die Pistole in der
Hand; es wäre Selbstmord gewesen, auch nur von der Couch aufzustehen. In der
Diele war eine Männerstimme zu hören, darauf sprach Francesca. Sie redeten eine
halbe Ewigkeit — in Wahrheit wohl weniger als eine Minute —, dann wurden ihre
Stimmen lauter und näherten sich.
    »Ich sage Ihnen doch, Miss
Carrol ist nicht da!« Francescas Stimme war laut und deutlich und verriet
Panik. »Sie dürfen hier nicht rein — bitte!«
    »Wenn ich Miss Carrol nicht
sprechen kann, dann werde ich mich eben mit Ihnen unterhalten«, sagte die
Männerstimme. »Sie scheinen mir ein überaus interessantes Persönchen zu sein.
Sie sehen genau aus wie jemand, der am Sutton Place wohnen könnte und einen
Kerl namens...«
    Francesca trat rückwärts ins
Zimmer, noch immer protestierend, und dann erschien der Mensch, mit dem sie
sich stritt. Er blickte über ihre Schulter und sah mich.
    »Boyd!« Seine Augen leuchteten
auf und kündeten Unheil. »Überall hab’ ich schon nach Ihnen gesucht.« Er schob
Francesca beiseite und trat ins Zimmer.
    »Nicht schon wieder«, murmelte
ich und hielt die Hand vor die Augen — einen Moment, ehe Bormans Pistolenknauf
auf den Schädel des Besuchers niedersauste.
    »Kennen Sie ihn?« fragte Borman
scharf.
    »Nicht sehr gut«, meinte ich
und sah auf den bewußtlosen Sergeant Michaels hinab. »Er ist Polizist und
ermittelt im Mordfall Slater.«
    »Doch nicht derselbe, den du in
deinem Apartment niedergeschlagen hast, Danny?« fragte Roberta aufgeregt, und
ich hätte ihr dafür am liebsten die Ohren abgeschnitten.
    »Also ein guter alter
Bekannter, was?« Borman grinste gehässig. »Da will ich nicht weiter stören und
euch beide über alte Zeiten plaudern lassen.« Seine Pistole zeigte auf Roberta.
»Aufstehen! Sie kommen mit.«
    »Wohin denn?« Sie erbleichte.
    »An einen hübschen stillen Ort,
wo Sie sich ausruhen können«, sagte er. »Los!«
    Sie stand auf und ging unsicher
zur Tür, wo Francesca schon auf sie wartete. »Bring Miss Carrol runter zum
Wagen, Baby, und dann wartet auf mich«, sagte Borman.
    Das rundliche Mädchen nahm
Roberta am Arm und schob sie zur Wohnung hinaus. Als sie weg waren, wurde es
beunruhigend still. Ich starrte wie gebannt die Pistole an und überlegte, ob er
wohl dem Sergeant als Abschiedspräsent meine Leiche

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