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Leiche - oben ohne

Leiche - oben ohne

Titel: Leiche - oben ohne
Autoren: Carter Brown
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hinterlassen wollte.
    Borman sah auf die Uhr, dann
wieder auf mich. »Es ist gleich halb sieben, Boyd«, sagte er sanft. »Ich lasse
Ihnen Zeit bis Mitternacht, mir Lucia zurückzugeben. Wenn sie dann nicht wieder
bei mir ist, schieße ich der Dame Carrol in den Magen.«
    Wie er das so sagte, monoton
und beiläufig, wirkte es ungemein überzeugend. Es war nur Zeitvergeudung, sich
mit ihm auf eine Diskussion einzulassen.
    »Mitternacht«, wiederholte er.
»Sie haben fünfeinhalb Stunden Zeit.«
    »Wo kann ich Sie erreichen?«
fragte ich.
    »Rufen Sie Dane Fordyce in der
Garage an«, sagte er. »Er kann Ihnen sagen, wo ich zu finden bin.« Er ging
rückwärts zur Tür. »Ich habe Ihren Revolver im Sessel gelassen, das wissen Sie
ja. Aber versuchen Sie nicht, mir nachzulaufen — denn wie ich das Ganze sehe,
wäre dieser Bulle heilfroh, wenn er Sie in die Finger bekäme — tot oder lebendig.
Hab’ ich recht?«
    Ich nickte, er drehte sich um
und entschwand mit raschen Schritten. Die Wohnungstür fiel ins Schloß; ich grub
den .38er aus den Polstern, steckte ihn ein und besah mir Michaels. Er atmete,
war aber noch ohne Bewußtsein — und ich hielt es für besser, nicht zu warten,
bis er wieder zu sich kam. Manche Dinge lassen sich so schwer erklären.
    Ich ging zum Fenster und
blickte auf die Straße hinab. Die drei kamen aus dem Haus und stiegen in eine
zwei Jahre alte Limousine, die genau zu einem soliden kanadischen Ehepaar
paßte, das in New York Verwandte besuchte. Der Wagen löste sich vom Bordstein
und rollte langsam davon.
    Hinter mir stöhnte Michaels
kurz auf, und das war mein Stichwort, schleunigst zu verduften. Ich schloß die
Wohnungstür hinter mir und fuhr mit dem Lift hinunter. Erst als ich wieder
hinterm Steuer des Leihwagens saß und den Motor anließ, fiel mir ein, daß ich
keine blasse Ahnung hatte, wohin ich überhaupt fahren wollte — und was, zum
Teufel, ich anfangen sollte, wenn ich dort erst ankam.
     
     
     

9
     
    Die Tür öffnete sich eine
Handbreit, dann fielen zwei grüne Augen fast aus den Höhlen, als sie mich
erkannten. »Danny!« stammelte Fran Jordan. »Was hast du denn wieder angestellt?
Die Polizei hat sich im Büro so gut wie eingemietet und...«
    »Ich weiß«, sagte ich. »Darf
ich reinkommen?«
    »Aber ich bin nicht...«
    Ich wartete ihren Widerspruch
nicht ab, sondern stieß die Tür auf und betrat die Wohnung. Etwa eine Sekunde
später erkannte ich, weshalb sie Einwände erhoben hatte, und es war überaus sehenswert.
Sie war nicht gerade für Besuch angezogen; jedenfalls hoffte ich, daß meine
Sekretärin Besucher nicht in weißen Nylonhöschen und einem praktisch
unsichtbaren BH empfing.
    »Ich war gerade beim Anziehen«,
zischte sie.
    Die Hausbar enthielt eine Flasche
Bourbon meiner Lieblingsmarke, also genehmigte ich mir einen Drink; dann kehrte
sie ins Wohnzimmer zurück, diesmal in einem schwarzseidenen Hausmantel, der mit
lauter feuerspeienden gelben Drachen bestickt war.
    »Mein lieber Mann«, sagte ich,
»wenn das nicht der typische Vamp aus dem Sekretärinnenstudio ist...«
    »Wirklich komisch«, sie warf
den Kopf zurück, und ihre roten Haare verteilten sich nach allen
Himmelsrichtungen. »Du wirst schon sehen, was dieser Sergeant Michaels aus dir
macht, wenn er dich erst in die Finger kriegt, Danny Boyd! Nach dem, wie er
aussieht, wenn er nur deinen Namen ausspricht, möchte ich annehmen, daß er dich
mit bloßen Händen auseinandernimmt und die einzelnen Stücke den Löwen im Zoo
vorwirft.«
    Ich leerte mein Glas mit einem
Schluck. »Das glaub ich gern.«
    »Was hast du denn bloß
angestellt?« Sie musterte kritisch mein Gesicht. »Dein Profil sieht aus, als ob
es jemand mit einem spikesbesetzten Handschuh bearbeitet hätte.«
    »Ich habe Zeit bis Mitternacht,
ein Mädchen zu finden, das entführt worden ist«, erklärte ich ihr. »Wenn ich es
nicht schaffe, wird ihr Vater eine Unschuldige deswegen umbringen — jedenfalls
glaube ich im Augenblick, daß sie unschuldig ist. Zur Zeit müßte ich also
eigentlich wie ein Wilder herumrennen und nach diesem Mädchen suchen.« Ich
setzte mich auf die Couch, streckte die Beine aus und klammerte mich fest an
mein Glas. »Aber ich bin seit dem Morgen nach der Party wie ein Irrer
herumgerannt, und es hat mir nichts eingebracht, nur noch mehr Ärger. Folglich
werde ich mir jetzt die Zeit nehmen und nachdenken.« Ich rollte die Augen.
»Verstanden? Boyd denkt nach!«
    Fran füllte sich ein Glas und
brachte es mit zur Couch,
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