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Leiche in Sicht

Leiche in Sicht

Titel: Leiche in Sicht
Autoren: Nancy Livingston
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geschickt durch den fließenden
Verkehr am Strand schlängelte, dankte er einem gütigen Geschick, daß das
Gericht den Tod von Roge Harper nicht noch einmal zur Sprache gebracht hatte.
Die Ermittlungsergebnisse würden natürlich archiviert bleiben, aber der Fall
war es nicht wert, daß man ihn noch einmal aufrollte. Die Nachforschungen
bezüglich der beiden Fünf-Pfund-Noten hatten nichts erbracht. Möglicherweise
hatte Harper selbst das Geld von einer Bank abgehoben. Wie auch immer — in
jedem Fall wäre es eine unverantwortliche Verschwendung von Steuergeldern, noch
einen Tag mehr auf die Überprüfung solch windiger Beweisstücke zu verwenden.
     
    «Wenn alles vorbei ist, werde ich zu
Enid gehen, ich habe es schon lange genug vor mir hergeschoben.»
    «Wie wird das Urteil lauten?» fragte
Mrs. Bignell.
    «Das weiß der Himmel.» Es herrschte ein
unausgesprochenes Einverständnis zwischen ihnen, daß Matthew auf jeden Fall
verurteilt werden würde. «Es ist alles so falsch und so schrecklich ungerecht!»
    «Kann er nicht Berufung einlegen?»
    «Ich denke schon — wenn er erst einmal
verurteilt ist. Aber ob das etwas bringt, das ist eine zweite Frage.»
    Mavis stellte das Bügeleisen ab und sah
ihn ernst an. «Warum willst du Enid denn so bald besuchen?» Sie machte sich
Sorgen um seine Sicherheit. «Du kannst es ja nicht wissen, Lieber, du lagst ja
bewußtlos im Krankenhaus, aber nachdem die Hochzeit geplatzt war, war sie so
furchtbar haßerfüllt. Die Zeitungen haben mehrere Äußerungen von ihr zitiert.
Und ich glaube kaum, daß sie inzwischen freundlichere Gefühle für dich hegen
wird. Du solltest ihr Zeit geben, sich von ihrem Schock zu erholen.» Doch Mr.
Pringle schüttelte den Kopf.
     
     
     

Kapitel 33
     
    Er hatte vorher nicht angerufen. Alan
öffnete ihm die Tür. «Was willst du?»
    «Ist deine Mutter da?»
    «In der Küche.» Alan folgte ihm den
Flur hinunter. Jetzt konnte er nicht mehr zurück. Mr. Pringle öffnete die
Küchentür. Er wußte bereits, daß Enids Haar weiß geworden war. Er hatte es am
ersten Prozeßtag gesehen. Die Veränderung war ein Schock für ihn gewesen, er
konnte sich noch erinnern, wie sie Zöpfe getragen hatte.
    Sie wußte, daß er da war, aber sie
blickte nicht auf. «Ich gehe jetzt, das könnt ihr unter euch austragen.» Alan
schlug die Tür zu.
    «Enid, ich möchte dir sagen, daß es mir
entsetzlich leid tut.»
    «Du bist schuld daran, daß sie es ihm
angelastet haben. Aufgrund deiner Aussage hat die Polizei angenommen, daß
Matthew es getan hat. Du bist für alles, was geschehen ist, verantwortlich —
warum hast du es getan?» Sie sah ihn aus ihren Altfrauenaugen anklagend an.
«Warum hast du keine Ruhe gegeben? Elizabeth Hurst hat dir nichts bedeutet.»
    «Es war nicht nur Elizabeth Hurst, es
war auch Roge Harper.»
    «Ein Nichts! Und vermutlich hat nicht
Matthew ihn getötet, sondern Emma...»
    «Es ist nach der Beweislage anzunehmen,
daß beide an dem Mord beteiligt waren...» Aber Enid war an Fakten nicht
interessiert.
    «Sie hat ihn angestiftet, sie hat ihn
dazu gebracht, es zu tun. Ohne sie wäre Matthew da nie hineingerutscht.»
    Und das, dachte Mr. Pringle deprimiert,
war wohl die Wahrheit. «Wird Matthew Berufung einlegen? Ich denke, daß es genug
Gründe dafür gäbe.»
    «Was würde das schon nützen?» fragte
Enid resigniert. «Du kennst die Fairchilds. Wenn sich herausstellen würde, daß
Matthew unschuldig ist, dann würde das bedeuten, daß Emma die Schuldige war.
Und das würden sie um jeden Preis zu verhindern versuchen. Sie haben Geld. Sie
können sich die besten Anwälte leisten, die es gibt. Matthew hätte gegen sie
keine Chance.»
    «Emma Fairchild wäre bei einem neuen
Verfahren nicht dabei, sie könnte das Gericht nicht beeinflussen», sagte Mr.
Pringle eindringlich. «Ich finde, es wäre einen Versuch wert.»
    «Du hast eben noch nicht begriffen. Matthew
hat aufgegeben. Er will nicht mehr kämpfen. Er hat sich damit abgefunden, im
Gefängnis zu bleiben und dort zu verrotten... Und du hast ihn dahin gebracht!»
Ihre in ruhigem Ton vorgebrachte Anklage war schlimmer für ihn zu ertragen als
ihr Zorn. «Wenn du dich nicht eingemischt hättest, dann hätten Matthew und Emma
geheiratet. Und was wäre daran so schlimm gewesen?»
    Es hatte keinen Zweck, mit ihr zu
diskutieren. «Wenn er seine Strafe verbüßt hat, wird er ein neues Leben
anfangen können.» Seine Stimme klang rauh. «Ich werde ihm helfen, soweit es in
meiner Macht steht,
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