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Leiche in Sicht

Leiche in Sicht

Titel: Leiche in Sicht
Autoren: Nancy Livingston
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aussieht, schreibe ich
Ihnen jetzt dazu...» Neben die Boote Virgo und Libra schrieb sie ‹Hanson›
und ‹Clarke› und deutete auf die beiden Familien mit den lautstarken Teenagern.
«Wer von den beiden Familien die Clarkes und wer die Hansons sind, dürfen Sie
mich allerdings nicht fragen. Ich glaube, die beiden Mütter sind Schwestern.
Die eine Familie hat gerade bei ERNIE gewonnen, und die andere haut, wie sie
mir erzählt haben, die Abfindung, die der Vater von der Firma bekommen hat, auf
den Kopf. Jetzt kommen wir zur Scorpio, da haben wir die Gills.»

    Die beiden wirkten irgendwie bedrückt,
und Kate murmelte: «Ich mochte nicht fragen, aber sie sieht so sorgenvoll
aus... als hätte sie vergessen, die Milch abzubestellen oder so etwas
Ähnliches.» Sie wandte sich wieder ihrer Skizze zu und sagte in betont
neutralem Ton: «Auf der Aquarius haben wir Phyllis und ihre Gruppe.»
    Mr. Pringle deutete mit dem Kopf zur
Vierergruppe hinüber. «Die dort drüben?»
    «Ja.» Kate blickte auf ihre Notizen.
«Sie kommen alle vier aus Surrey.» Da hatte er also recht gehabt. Mr. Pringle
lächelte selbstzufrieden.«Die Pisces ist unser Boot für die, die allein kommen,
das heißt ohne Freunde oder Verwandte, mit denen zusammen sie eine Crew bilden
könnten. Diesmal haben wir nur eine Alleinreisende.» Der Ton, in dem sie das
sagte, erweckte in Mr. Pringle den Verdacht, daß diese «Alleinreisende»
problematisch sein könnte. Er wartete.
    «Sie ist der Skipper auf der Pisces», fuhr Kate fort, «ihr Name ist Louise. Sie ist übrigens Kanadierin.» Sie zögerte
einen Moment. «Louise hat mich beauftragt, Ihnen allen zu sagen, daß sie...
Alkoholikerin ist.»
    Mr. Pringle wiegte bedenklich den Kopf.
    «Ob das wirklich eine kluge
Entscheidung war?»
    «Ich habe da auch so meine Zweifel»,
sagte Kate seufzend, «aber sie hat mich ausdrücklich darum gebeten. Das da
drüben ist sie.» Kate deutete ein paar Sitze weiter nach vorn. Mr. Pringle sah
nicht viel mehr als ein paar strubbelige Haare über einer Kopfstütze.
    «Und wer sind die beiden anderen?»
    «Roger und Maureen Harper.» Es waren
der fette junge Mann und seine Frau. «Er möchte ‹Roge› genannt werden», sagte
Kate und zuckte leicht mit den Achseln. Mr. Pringle lächelte sie mitfühlend an.
    «Wenn wir bloß noch ein Boot mehr
hätten», sagte sie, «dann wäre einer von uns mit Louise zusammen gesegelt, und
die Harpers hätten ein Boot für sich gehabt. Aber die Leo ist letzte
Woche leider versenkt worden.»
    «Du liebe Güte!» Mr. Pringles Angst kam
mit Macht zurück.
    «Von drei Halbstarken aus Tunbridge
Wells.» Kates Ton war bitter.
    «Hat man die Leichen schon geborgen?»
    «Oh, den drei Typen ist nichts
passiert, nur dem Boot.»
    Er hätte gern Näheres erfahren, aber
Kate war schon wieder beim Schreiben.
    «Die letzten beiden Boote sind die Aries mit Ihren Freunden, den Fairchilds, und dann...»
    «Ich habe die Fairchilds gerade erst
kennengelernt», protestierte er.
    «Na schön, aber Ihr Neffe ist mit ihnen
befreundet, oder? Aber wie auch immer, sie sind auf der Aries untergebracht, und Sie, Ihr Neffe und seine Freundin auf der Capricorn. So, ich glaube, jetzt hätten wir alle.» Sie reichte ihm das Blatt und fragte:
«Interessieren Sie sich für Astrologie?»
    «Nein.»
    «Das freut mich zu hören», sagte sie
erleichtert. «Wir haben, seit wir die Boote nach Sternzeichen benannt haben,
bereits einen Haufen Schwierigkeiten gehabt. Es gibt immer wieder Leute, die
glauben, daß bestimmte Sternzeichen Unglück bringen, und wenn sie dann ein Boot
mit solch einem Sternzeichen erwischen, dann wollen sie auf ein anderes
umsteigen. Es ist natürlich alles Unsinn, aber was hilft’s.» Er wagte nicht zu
fragen, ob Capricorn auch zu den übelbeleumdeten Sternzeichen zählte.
Kate war aufgestanden, wieder ganz die Zuversicht und Beruhigung verströmende
Reiseleiterin: «Ich bin sicher, daß dies eine gute Fahrt werden wird.»
    «Sie meinen, es gibt auch schlechte?»
Ihr Lächeln wirkte auf einmal angestrengt.
    «Sie sind früher schon einmal gesegelt,
nicht wahr?»
    «Nur einen Tag. Aber der hat mir völlig
gereicht, um zu erkennen, daß ich auch nicht die geringste Begabung dafür
besitze. Ich bin eigentlich nur hier —» er verspürte plötzlich den starken
Wunsch, irgendeinem Menschen hier das wahre Motiv für diese Reise zu enthüllen
— «weil mein Neffe noch eine dritte Person brauchte, die mit ihm und Liz die
Reisekosten teilte, und weil seine
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