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Leiche in Sicht

Leiche in Sicht

Titel: Leiche in Sicht
Autoren: Nancy Livingston
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Mr. Pringle entdeckte in der Menge Elizabeth.
Matthew hatte sie vermutlich nicht gesehen, sonst würde er ihr doch hoffentlich
helfen, ihr Gepäck zu tragen. Mr. Pringle runzelte irritiert die Stirn. Sollte
er Elizabeth zu Hilfe kommen? Er sah, daß sie sich ziemlich abschleppte, auf
ihrer Bluse bildeten sich dunkle Schweißflecken.
    Die Fairchilds winkten jetzt zurück.
Sogar aus einiger Entfernung konnte Mr. Pringle sehen, daß die beiden Töchter
offenbar sehr attraktiv waren. Die ältere war groß und hatte schulterlanges,
goldblondes Haar. Mit langen Schritten steuerte sie zielstrebig auf Matthew zu.
Die jüngere, graziler als ihre Schwester, blieb neben ihren Eltern.
    Die ältere der Schwestern war jetzt auf
gleicher Höhe mit Elizabeth, die sie im selben Augenblick zu bemerken schien.
Ein Ruck ging durch ihren Körper. Mr. Pringle hatte einen Moment lang das
Gefühl, als sei die Zeit stehengeblieben. Es war ganz klar, daß die Ankunft der
Fairchilds auch für Elizabeth eine Überraschung war. So wie es aussah, keine
angenehme.
    Mr. Pringle blieb stehen, wo er war.
Sollte sein Neffe allein zusehen, wie er mit der peinlichen Situation fertig
wurde. Den rechten Arm fest um Elizabeths Taille, übernahm Matthew die gegenseitige
Vorstellung. Die beiden Fairchild-Mädchen nickten höflich, die ältere schien
ein wenig von ihrem Schwung eingebüßt zu haben. Die Gruppe begann auf Mr.
Pringle zuzugehen.
    «Onkel, darf ich dir Mr. und Mrs.
Fairchild vorstellen, James und Kathleen. Und außerdem Charlotte... und Emma.»
Mr. Pringle vermied es, Elizabeth anzusehen. Aus der Nähe wirkte das ältere der
beiden Mädchen, Charlotte, absolut atemberaubend. Sie lächelte ihm strahlend
zu. Höflich zog er seinen Panamahut.
    «G. D. H. Pringle.» Sie war wirklich
vollkommen. Was in aller Welt hatte Matthew vor?
    Draußen vor der Abflughalle warteten
schon die Busse. Eine braungebrannte junge Frau teilte sie in Gruppen ein.
Diejenigen, die einen Hotelaufenthalt gebucht oder eine Villa gemietet hatten,
kamen in die ersten drei Busse, die Segler belegten den vierten.
    Mr. Pringle setzte sich etwas abseits.
Er wollte für eine Weile seine Ruhe haben, die Hitze ermüdete ihn. Und davon
abgesehen, war Mr. Fairchild genau die Art Geschäftsmann, die er immer schon
besonders anstrengend gefunden hatte. Nach seiner Pensionierung war er froh
gewesen, mit Leuten seines Schlages nichts mehr zu tun haben zu müssen.
    Von seinem Platz ganz hinten im Bus
überschlug er schnell die Zahl der Mitreisenden, circa sieben Bootsbesatzungen,
schätzte er. Das braungebrannte Mädchen stellte sich als Kate vor. Sie sei ihre
Betreuerin. Nach ihr traten Patrick, der Skipper der Flottille, sowie John, der
Ingenieur, vor, um die Reisegruppe zu begrüßen. Mr. Pringle beobachtete
interessiert, wie sie sich um einen möglichst neutralen Gesichtsausdruck
bemühten, während sie insgeheim, davon war er fest überzeugt, unter den
weiblichen Reisenden eine erste Auswahl trafen.
    Aus alter Gewohnheit ließ Mr. Pringle
seinen Blick schweifen und versuchte, die finanziellen Verhältnisse seiner
Mitreisenden zu taxieren. Eine Gruppe von vier Leuten ein paar Sitze vor ihm,
alle in seinem Alter; gab sich durch ihre Kleidung betont seemännisch. Sie
stammten vermutlich aus einer der Grafschaften um London, entschied er, Steuerklasse
D, das heißt vierzig- bis fünfzigtausend Pfund pro Jahr, und mit allen Wassern
gewaschen. Dann kamen zwei Familien, beide mit recht lebhaften Kindern im
Teenager-Alter; gehörten scheinbar zusammen. Der fette junge Mann, der Mr.
Pringle vor dem Abfertigungsgebäude angesprochen hatte, saß ein paar Plätze von
seiner Frau entfernt. Mr. Pringle bedauerte schon jetzt den armen Mitreisenden,
der auf demselben Boot wie sie würde fahren müssen. Die Fairchilds saßen
zusammen mit Matthew und Elizabeth ganz vorn.
    Mr. Pringle schloß die Augen. Ein
Nickerchen am Nachmittag tat immer gut.
    «Hallo.» Es war Kate. Sie setzte sich
neben ihn. «Ich wollte Sie ein bißchen über die Mitglieder der Flottille
informieren. Die Inventarliste für Ihr Boot habe ich schon Matthew gegeben. Was
ich Ihnen jetzt erzähle, soll ein wenig dazu beitragen, daß Sie sich schneller
kennenlernen.» Sie reichte ihm eine Zeichnung, auf der acht Boote abgebildet
waren, eines dieser Boote — es war etwas größer als die übrigen — trug den
Namen Zodiac. «Die Zodiac, mit Patrick, John und mir an Bord, ist
das Leitboot; wie die Verteilung auf den anderen Booten
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