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Lehtolainen, Leena

Titel: Lehtolainen, Leena
Autoren: du hättest vergessen Du dachtest
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von denen nur ganz wenige wurmstichig waren. Im Birkenwald waren Pfifferlinge nachge-wachsen. An den Giftmilchlingen hatte Katja kein Interesse, erzählte aber lachend, sie hätte sie lange im Pilzbuch gesucht, bis sie endlich merkte, dass sie dasselbe waren wie Giftreizker.
    Mutter hatte sie immer nur Milchlinge genannt.
    »Ist es nicht seltsam, was für ein Getue Großmutter um uns gemacht hat und wie besorgt sie war? Ich hätte eher gedacht, wenn man das Allerschlimmste erlebt hat, wird man gelassener«, sagte Katja beiläufig. »Der Ehemann, vom eigenen Sohn ermordet, was könnte es Schlimmeres geben?«
    »Dass man selbst zum Mörder wird«, antwortete ich, obwohl ich wusste, dass ich mich auf dieses Thema besser nicht einließ.
    Fing Katja etwa auch an, auf der Sache herumzureiten, wie Sara?
    »An die Zeit vor Großvaters Tod kann ich mich kaum erinnern. Hat Großmutter sich danach sehr verändert?«
    Katja lehnte an einem Kiefernstamm, in ihren Zöpfen hatten sich Nadeln verfangen. Ich schnitt einen großen Giftmilchling durch, bevor ich ihn in den Korb legte.
    »Die Frage kann ich dir nicht beantworten. Damals habe ich nicht mehr in Pielavesi gewohnt. Ich war bei der Armee und habe anschließend weiterstudiert.«
    Ich sollte Elektroingenieur werden. Vor dem Wehrdienst hatte ich bereits ein Jahr in Tampere studiert. Da ich aber noch bei meinen Eltern gemeldet war, wurde ich ganz in ihrer Nähe stationiert, beim Fliegerkorps in Kuopio, wo ich hauptsächlich in der Flugkontrolle eingesetzt wurde. Als Vater umkam, hatte ich gerade Wochenendurlaub. Rane war von Helsinki gekommen und hatte Sirkka und die Kinder in seinem Wagen mitgenommen, denn es war Muttertag. Allerdings verlief dieser Tag anders als geplant.
    »Ich glaube, es war eine Erleichterung für meine Mutter, den Alten loszuwerden. Er war ein schlimmer Säufer. So kaputt, wie seine Leber war, hätte er es bestimmt nicht mehr lange gemacht.

    Vielleicht war es sogar besser für ihn, dass er es mit einem Schlag hinter sich hatte.«
    »Glaubst du, Rane war der Mörder? Er hat es doch nie zugegeben.«
    Ich gab ihr die Antwort, die ich immer gebe.
    »Wer soll es denn sonst gewesen sein? Wahrscheinlich hat er den Hammer abgewischt und gemeint, ohne Fingerabdrücke könne man ihm nichts nachweisen. Das hatten wir alle beide bei Jerry Cotton gelesen.«
    Ich ging an den Wegrand, wo Steinpilze standen. Sie wimmel-ten allerdings von Maden und Schnecken, also ließ ich sie stehen. Sollten die Viecher sich ruhig satt fressen. Allmählich bereute ich es, mitgegangen zu sein. Und wenn man noch so viel redet, an der alten Geschichte ist nichts mehr zu ändern, genauso wenig wie an der Schulfete in der zehnten Klasse, kurz vor Weihnachten. Ich hatte im Sommer gejobbt und mir von dem Geld ein altes Moped gekauft, mit dem ich an diesem Abend Eeva Laurila, die in derselben Richtung wohnte, nach Hause bringen wollte. Ich hatte nämlich das Gefühl, sie wäre ein bisschen in mich verliebt. Nachdem der Klassenlehrer uns zum dritten Mal aufgefordert hatte, den Schulhof zu verlassen, waren wir endlich losgefahren. Ich hatte mir vorgenommen zu warten, bis wir im Wald waren, und dann zu probieren, ob sie sich küssen ließ. Als ich gerade vorsichtig bremste, hielt ein Wagen neben uns. Rane hatte sich heimlich Vaters Auto ausgeliehen, offenbar war der Alte wieder betrunken.
    »Na, ihr beiden Hübschen? Ganz schön kalt auf dem Moped, oder? Komm, Eeva, setz dich zu mir ins Auto, hier ist es warm!«
    Rane zeigte einladend auf das Lammfell, das auf dem Beifahrersitz lag. Eeva kicherte und stieg ab. Am Montag hatte sich der Knutschfleck an ihrem Hals bereits gelb gefärbt, sie versuchte gar nicht erst, ihn zu verbergen. Ich gewöhnte mich daran, dass Rane bei Tanzabenden meistens dasselbe Mädchen aufforderte wie ich. Nur ein paar Ängstliche gaben mir den Vorzug.
    Inzwischen tanze ich nicht mehr.
    Als Katja erklärte, sie habe genug Pilze, gingen wir zurück zum Haus. Ich hatte es vor zehn Jahren gekauft, als die Preise so niedrig waren, dass ich es wagte, mich der besitzenden Klasse anzuschließen. Es war damals eine Bruchbude, ich legte mit eigenen Händen eine Wasserleitung vom Brunnen ins Haus und baute eine Trockentoilette. Mit den elektrischen Anschlüssen hatte ich jahrelang zu tun, denn die alte Frau, die vor mir in dem Haus gewohnt hatte, hatte die Elektroarbeiten von einem Stümper ausführen lassen, der die Freileitungen so idiotisch verlegt hatte, dass es bei jedem Gewitter
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