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Legenden der Traumzeit Roman

Legenden der Traumzeit Roman

Titel: Legenden der Traumzeit Roman
Autoren: Tamara McKinley
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schloss sich den anderen an, die einen wilden Freudentanz aufführten.
    »Er hat Glück gehabt, dass du keinen Herzinfarkt bekommen hast«, murmelte Alice.
    »Wenigstens hab ich’s versucht«, entgegnete Nell, die noch immer um Atem rang. »Wie ich sehe, machst du nicht mit.«
    »Ich bin vernünftiger.« Alice zog den Schal noch fester um ihre knochigen Schultern. »Du wirst mich nicht dabei erwischen, wie ich eine Närrin aus mir mache mit einem Jungen, der mein Enkel sein könnte.«
    »Wie gut, dass er dich dann nicht aufgefordert hat.«
    »Bin zu alt für so einen Unsinn«, erwiderte Alice. Ihr Ausdruck wurde milder, als sie sah, dass Finn seine Kusine Ruby durch eine schnelle Polka wirbelte. »Aber er ist ein gut aussehender junger Kerl, da gebe ich dir recht.«
    »Er gleicht Billy so sehr, obwohl sie nicht verwandt sind«, seufzte Nell. »Sogar die Haare fallen ihm in die Augen wie Bill.«
    Alice trank schweigend ihre Limonade. Ihr Fuß wippte im Takt mit, und ihr Blick folgte den Tänzern eine Weile, bevor sie ihre Aufmerksamkeit wieder auf Nell richtete. »Ich bin froh, dass dir dein Fest gefällt, und ich beneide dich um deine Vitalität. Um ganz ehrlich zu sein, hätte ich liebend gern getanzt.« Sie lächelte liebevoll, als sie aufstand und Nell einen Kuss auf die Wange drückte. »Herzlichen Glückwunsch, Nell!«
    »Wohin willst du? Das Fest ist noch nicht vorbei.«
    Alice tätschelte ihre Schulter. »Ich bin müde«, sagte sie. »Zeit für mich, ins Bett zu gehen. Aber es war ein wunderschöner Tag, Nell. Wirklich wunderschön.«
    Nell war versucht, ihr zu folgen, um sich zu vergewissern, dass sie ihren Weg im Dunkeln fand. Doch sie musste sich eingestehen, dass Alice den Weg ebenso gut kannte wie sie und dass ihre Freundin nach dem langen, geschäftigen Tag etwas Ruhe brauchte. Sie schaute Alice hinterher, bis sie in der Dunkelheit verschwunden war, und widmete ihre Aufmerksamkeit dann wieder den Tanzenden. Sie wurden rauflustig; die enormen Mengen Rum und Bier trugen zu deren Begeisterung bei, doch nicht unbedingt zu ihrem Geschick, während sie über das Gras wirbelten und taumelten. Selbst Walter war so gelöst, dass er sich immerhin das Jackett ausgezogen hatte und zur Musik in die Hände klatschte.
    »Grandma, ich bin müde«, sagte Ruby und lehnte sich an Nells Schenkel. »Erzähl mir eine Geschichte.«
    Nell nahm sie auf den Schoß. Rubys Locken waren ein einziger Wirrwarr, die Bänder hatte sie längst verloren, Finger und Mund klebten vom Kuchen. Sie lächelte, als sie das kleine Mädchen an sich drückte. »Es war einmal vor ganz langer Zeit, als ich jünger war als deine Mummy, da begab ich mich auf ein Abenteuer«, sagte sie leise. »Ich segelte mit einem großen Schiff, das viele Masten hatte, an denen die Matrosen wie Beutelratten bis an die Spitze hinaufkletterten. Das Schiff hat mich von England in dieses Land gebracht, in dem noch nie Weiße gelebt hatten. Damals war es hier ziemlich beängstigend. Das Land war dicht mit Bäumen bewachsen und voller fremdartiger Tiere; und schwarze Männer, die Speere warfen, lebten hier. Es gab keine Häuser, und wir mussten die Ackerflächen roden, um unsere Nahrung anzubauen.« Sie rückte das Kind in eine angenehmere Lage. »Aber keiner von uns wusste, wie man Weizen anbaut, undnach zwei Jahren waren wir halb verhungert. Billy war für die Vorratslager der Regierung verantwortlich, doch das änderte auch nichts daran, und wir mussten mit dem auskommen, was wir fangen oder sammeln konnten.«
    »Erzähl mir was von Grandpa Billy!«, murmelte das Kind mit dem Daumen im Mund.
    »Billy war groß und sah umwerfend aus. Mit einem Zwinkern in den Augen und einem starken Arm, der mich führte«, flüsterte Nell mit weicher Stimme, je deutlicher die Erinnerungen wurden.
    »So wie Finn«, brummelte das Kind. »Wenn ich einmal groß bin, heirate ich Finn, und dann werden wir so wie du und Grandpa.«
    Nell lächelte, denn Ruby hatte ihre Liebe zu Finn schon oft kundgetan. »Das wäre wunderbar«, erwiderte sie. »Aber ich habe dir gerade von Billy erzählt. Er hat mich gerettet, als ein furchtbarer Kampf am Strand stattfand, an dem Tag, an dem ich mit den anderen Frauen an Land gegangen bin, und wir sind viele Jahre zusammengeblieben. Er hat mit Onkel Jack Moonrakers gebaut, und hier ist deine Mummy geboren.«
    »Sie schläft, Mum«, flüsterte Amy und küsste Nell auf die Wange. »Ich bringe sie ins Bett.«
    Nell berührte das Gesicht ihrer Tochter und
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