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Legende von Eli Monpress 02 - Herr des Windes

Legende von Eli Monpress 02 - Herr des Windes

Titel: Legende von Eli Monpress 02 - Herr des Windes
Autoren: Rachel Aaron
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juwelengeschmückten Händen die Augen rieb.
    »Es ist spät«, sagte er leise. »Der späte Abend nach vielen langen Tagen ist nicht die richtige Zeit, um wichtige Entscheidungen zu treffen. Wir werden morgen noch einmal darüber sprechen. Vielleicht kannst du nach einer Nacht gesundem Schlaf erkennen, dass ich versuche, dich zu retten.«
    Mirandas Zorn fiel bei der Niedergeschlagenheit in seiner Stimme in sich zusammen. »Das verstehe ich«, sagte sie, »und ich bin dankbar. Aber …«
    Banage unterbrach sie mit einer Handbewegung. »Schlaf darüber«, sagte er. »Ich habe angeordnet, dass du heute Nacht unter Hausarrest stehst, also wirst du es zumindest bequem haben. Wir treffen uns morgen zum Frühstück im Garten, wie in alten Zeiten. Aber für den Moment geh bitte einfach.«
    Miranda nickte und wandte sich steif zur Tür, wobei ihr jedes Geräusch bewusst war, das sie in dem mittlerweile stillen Raum machte. Ihre Hand glitt zu ihrer Brusttasche, und sie zog ein weißes Rechteck hervor.
    »Das hätte ich fast vergessen«, sagte sie und wandte sich wieder zu Banage um. »Das ist für Euch.«
    Sie legte den Umschlag auf den Tisch. Dann machte sie eine knappe Verbeugung, drehte sich um und stiefelte über den weiten Marmorboden Richtung Tür. Sie zog sie auf und eilte, so schnell es ihr nur möglich war, aus dem Zimmer und die Treppen nach unten.

    Banage beobachtete, wie die Tür langsam zuschwang. Die eisernen Zargen hatten nach Jahrhunderten des Dienstes gelernt, niemals zu knallen. Als das Echo von Mirandas Schritten verklungen war, stieß Banage den Atem aus, den er angehalten hatte, und ließ den Kopf in die Hände sinken. Es wurde nie einfacher, niemals. Eine Weile blieb er schweigend sitzen, dann, als er sich ruhig genug fühlte, um ihre geschriebenen Worte zu lesen, nahm er den Brief zur Hand, den sie auf den Tisch gelegt hatte.
    Doch als er den Umschlag ansah, zog er überrascht die Augenbrauen hoch. Das war nicht Mirandas Handschrift, und außerdem sprach sie ihn nie als »Etmon Banage« an. Neugierig drehte er den Brief um, und sofort vergaß er alles andere. Dort, tief in das waldgrüne Wachs eingedrückt, war das nur allzu vertraute kursive M .
    Banage ließ den Umschlag auf den Tisch fallen, als hätte er sich in eine giftige Schlange verwandelt, und starrte ihn für einen Augenblick finster an. Dann packte er den Brief mit einer schnellen, entschiedenen Bewegung. Hastig brach er das Siegel und zerriss das Papier, als es ihm nicht schnell genug ging. Ein gefalteter Brief fiel aus dem misshandelten Umschlag und landete auf dem Schreibtisch. Mit misstrauischen Fingern öffnete Banage vorsichtig das dicke Papier.
    Es war ein Fahndungsposter, wie es von der Armee der Tinten- und Holzgeister unter der Festung des Hofes gedruckt wurde. Ein charmantes, jungenhaftes Gesicht lächelte von dem verknitterten Papier zu ihm auf. Es wirkte älter und ausgeprägter, aber selbst nach über einer Dekade immer noch vertraut. Sein spöttischer Gesichtsausdruck war perfekt in den feinen Schattierungen eingefangen, die als Markenzeichen des Kopfgeldamtes galten, und Banage erwartete fast, dass das lebensechte Bild anfing zu lachen. Über dem Bild prangte in großen Druckbuchstaben: ELI MONPRESS. Unter dem Bild war eine Liste mit Elis Verbrechen aufgeführt, in einer kaum lesbaren, winzigen Schrift, um alles auf eine Seite zu bekommen. Ganz unten stand in hohen, breiten Buchstaben: GESUCHT, TOT ODER LEBENDIG, 55.000 GOLDSTANDARDS.
    So zumindest lautete der ursprüngliche Druck, aber dieses besondere Poster war verändert worden. Zuerst hatte jemand die fünfundfünfzigtausend durchgestrichen und in roter Tinte sechzigtausend darübergeschrieben. Zum Zweiten hatte derselbe Mensch das Wort GESUCHT mit einer dicken, geraden Linie durchgestrichen und stattdessen das Wort WERT eingetragen.
    »Eli Monpress«, las Banage. »Wert, tot oder lebendig, sechzigtausend Goldstandards.«
    Ein Gefühl von Empörung übermannte ihn. Er ließ das Poster fallen und wandte den Blick ab, während seine Finger unbewusst über den Ring an seinem Mittelfinger glitten. Filigran gearbeitetes Gold in der Form von Blättern und Ästen hielt einen großen, trüben Smaragd, der so dunkel und grüblerisch wirkte wie ein alter Wald. Für einen langen, langen Moment blieb Banage so sitzen und starrte in die Dunkelheit seines Büros. Dann hob er langsam und bewusst das Poster hoch und riss es in Stücke. Er hielt das Papier Stück für Stück in die
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