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Legende von Eli Monpress 02 - Herr des Windes

Legende von Eli Monpress 02 - Herr des Windes

Titel: Legende von Eli Monpress 02 - Herr des Windes
Autoren: Rachel Aaron
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er den Turmwächtern nicht Bösartigkeiten ins Ohr geflüstert hätte.«
    »Miranda!«
    Sie zuckte angesichts der unglaublichen Wut in seiner Stimme zusammen, aber sie wich nicht zurück. Einen langen Moment starrten sie sich nur an, dann ließ Banage sich wieder in seinen Stuhl sinken und schlug die Hände vors Gesicht. Auf einmal wirkte er nicht mehr wie der unerschütterliche Führer des Geisterhofes, sondern wie ein müder alter Mann.
    »Was auch immer wir von Herns Motiven halten«, sagte er leise, »die Unterschriften sind, was sie sind. Es gibt keine legale Möglichkeit für mich, diesen Prozess zu stoppen, aber ich kann dich vor den schlimmsten Auswirkungen schützen.«
    Er senkte die Hände und sah sie an. »Du bist mein Lehrling, Miranda, und ich liebe dich wie eine Tochter. Ich könnte nicht ertragen, dass deine Geister meinetwegen leiden. Was auch immer du von ihm halten magst, Hern ist kein unvernünftiger Mensch. Als er mir gestern diese Anklageschrift brachte, habe ich ungefähr so reagiert wie du jetzt. Dann habe ich mich kontrolliert, und wir waren fähig, einen Kompromiss auszuhandeln.«
    »Was für eine Art Kompromiss?«, fragte sie misstrauisch.
    »Du wirst vor den Hof treten und dich den Anschuldigungen stellen, aber du wirst deine Schuld weder leugnen noch anerkennen.«
    Mirandas Kopf lief rot an. »Was für eine Art von Kompromiss soll das sein?«
    Banage schenkte ihr einen bösen Blick, der sie zum Schweigen brachte. »Im Gegenzug dafür, dass Hern seine Show bekommt, hat er zugestimmt, dass ich dir einen Turm weit entfernt von Zarin zuteilen darf.«
    Miranda starrte ihn ungläubig an. »Einen Turm?«
    »Ja. Der Rang eines Turmwächters würde dir Immunität vor den härteren Strafen eines Prozesses schenken. Hern könnte dir nicht mehr antun, als dir einen Klaps zu verpassen und dich zurück in deinen Turm zu schicken. Dadurch wären deine Ringe sicher, und deine Karriere würde gerettet. Egal, was passiert.«
    Miranda starrte ihren Meister nur an, weil sie einfach keine Worte fand. Sie versuchte, sich daran zu erinnern, dass Banages Pläne immer gut endeten, aber der Gedanke daran, still dazusitzen, während Hern ihr ins Gesicht log – im großen Saal des Geisterhofes selbst vor allen Turmwächtern log –, verursachte ihr Übelkeit. Einfach zu schweigen und so durch ihr Schweigen Herns Lügen zu bestätigen, das verhöhnte alles, wofür der Geisterhof stand; alles, wofür sie in der Welt einstand.
    »Das kann ich nicht.«
    »Du musst«, drängte Banage. »Miranda, es führt kein Weg daran vorbei. Wenn du als einfache Spiritistin vor den Geisterhof trittst, kann Hern dir alles nehmen.«
    »Es ist nicht sicher, dass Hern gewinnen wird«, sagte Miranda und verschränkte stur die Arme vor der Brust. »Turmwächter sind immer noch Spiritisten. Auf keinen Fall können sie mich schuldig sprechen, wenn ich offen die Wahrheit sage, wenn ich ihnen genau erzähle, was geschehen ist, und ihnen Mellinor zeige, damit der Geist für sich selbst sprechen kann. Denn ich bin unschuldig .«
    »Das steht nicht zur Debatte«, erklärte Banage verärgert. »Glaubst du, mir gefällt, wie es läuft? Diese gesamte Situation ist mein Fehler. Wenn du einen anderen Meister gehabt hättest, wäre es nie zu dem Fiasko geworden, das es jetzt ist. Aber wir wurden ausgespielt.«
    »Ich kann nicht einfach nur dasitzen und ihn gewinnen lassen!«, schrie Miranda.
    »Das ist kein Spiel, Miranda!« Jetzt schrie auch Banage. »Wenn du versuchst, dich Hern direkt zu stellen, wirfst du alles weg, wofür wir gearbeitet haben. Du bist eine zu gute Spiritistin, als dass ich zulassen könnte, dass du deine Karriere auf diese Weise riskierst! Du und ich wissen, dass du keine Schuld trägst, dass dein einziges Verbrechen darin bestand, in einer schwierigen Situation das Richtige zu tun. Das muss reichen. Mach dir nicht vor, dass dein Kampf gegen Hern in dieser Sache etwas anderes erreichen wird, als deinen Stolz zu befriedigen!«
    Der Zorn in seiner Stimme ließ Miranda frösteln, und für einen Moment bekam sie kaum Luft, weil der Drang, ihrem alten Meister zu gehorchen, sie fast erstickte. Aber Mellinor bewegte sich in ihr, seine Strömungen dunkel und voller Wut. Sein Zorn beflügelte den ihren, und sie konnte nicht nachgeben.
    Banage musste das wütende Aufwallen des Wassergeistes auch gespürt haben, denn sie fühlte, wie sich der Wille des Mannes schwer auf sie legte, während er selbst den Kopf senkte und sich mit müden,
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