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Leg los alter Sack

Leg los alter Sack

Titel: Leg los alter Sack
Autoren: Kester Schlenz
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Frisbee. Nach einer zwölfstündigen Ladezeit kann ich ihn endlich anschalten.

    Er surrt lustig wie eine dicke Kellerassel im Zimmer herum und saugt.

    Dauernd dotzt er irgendwo gegen, fährt dann rückwärts und seitwärts weiter, wie eines dieser Spielzeugautos, verkeilt sich allerdings häufig irgendwo zwischen den Möbeln oder hängt an den Fransen eines Teppichs fest. Irgendwie eine seltsame Sache. Außerdem saugt er nicht in den Ecken und hat keinen Beutel. Man muss den Staub aus einer Klappe herausprokeln.
    Ich stelle resigniert fest: teurer Spielkram. Muss man sich nicht schenken lassen.
    Was Günstigeres muss her. Aber es muss Pfiff haben. In einem Geschäft für Scherzartikel entdecke ich ein TELESKOP-BESTECK . Das hört sich gut an. Männer sind von Natur aus gierig und wollen immer als Erster und am meisten essen. Vor allem bei kalten Buffets. Da sieht man schnell alt aus, wenn man kein geborener Drängler ist.
    Bisher habe ich mir immer mit dem laut gebrüllten Satz »Lassen Sie mich durch, ich bin Arzt« Zugang verschafft. Das Teleskop-Besteck könnte eine Alternative sein.
    Eine Feier bei Freunden dient mir als Testgebiet. In einer Tasche trage ich scheinbar eine ganz normale Gabel bei mir. Doch sie kann bis auf einen halben Meter Länge ausgefahren werden. Als das kalte Buffet eröffnet wird, lasse ich die erste Angriffswelle aufprallen, schleiche mich hinterrücks an das Gedrängel heran, zücke die Gabel, fixiere ein lecker aussehendes Geflügelarrangement, lasse die Gabel mit einem Schwung zu voller Länge ausfahren und steche zu. Doch ich verfehle die Pute und treffe Ute. Schmerzhaft bohrt sich einer der Teleskop-Zinken in ihren Handrücken. Ich werde von drei kräftigeren Gästen überwältigt, einen erwische ich noch mit dem voll ausgefahrenen Löffel, bevor ich die Besinnung verliere. Ich stehe dennoch zu
meiner Idee und empfehle so ein Teleskop-Besteck für den Wunschzettel. Man muss das nur richtig handhaben.
    So, was geht noch in Sachen Geschenke? In einem Katalog finde ich einen putzigen KRAWATTEN-AUTOMATEN . Männer finden ja oft schwer die passende Krawatte, wühlen lange in Schränken herum und müssen sich mit Merksätzen wie »Grün und blau schmückt die Sau« falsche oder richtige Farbkombinationen in Erinnerung rufen.
    Ich kaufe und installiere das Gerät an einer Kleiderstange im diesbezüglichen Schrank. Es sieht aus wie eine High-Tech-Zeitbombe in einem Roland-Emmerich-Film: »Krawatto-Day – Ich hab sie alle am Hals«. Ich hänge alle in meinem Besitz befindlichen Krawatten in die dafür vorgesehenen Vorrichtungen. Auf Knopfdruck dreht sich das Ganze leise surrend, eine kleine Lampe beleuchtet die vorbeiziehenden Schlipse. Zum Schießen. Schade, dass es keinen Shuffleschalter gibt, dann könnte der Zufall entscheiden.

    Auf den ersten Blick totaler Quatsch, dieses Ding.
    Aber für Männer, die jeden Tag im Anzug zur Arbeit müssen und es morgens eilig haben, eine echte Hilfe. Schneller kann man sich sein Krawattensortiment nicht vor Augen führen. Und Spaß macht’s auch noch.

    So, kommen wir nun zu einem heiklen Thema: Sauberkeit. Männer reinigen Brillen, Scherköpfe von Rasierern, elektrische Zahnbürsten und Ähnliches grundsätzlich nicht oder unwirsch und nur oberflächlich. Kann das prickelnder gestaltet werden? Ja, mit einem ULTRA-SCHALLREINIGER . Das ist ein futuristisches Gefäß, das einer gigantischen Ofenkartoffel ähnelt und mit Wasser gefüllt wird. Ich tue die Brille meiner Frau, die Zahnspange meines Ältesten, meinen Rasiererscherkopf und einen Zettel mit der Aufschrift »Ich bin dreckig« hinein und drücke auf »on«.
    Ein blaues Licht leuchtet auf. Es brummt.
    Fasziniert beobachte ich, wie sich Belag unterschiedlichster Provenienz durch Beschallung löst und an die Oberfläche steigt. Irgendwie faustisch! Der Zettel löst sich allerdings zur Hälfte auf. Es funktioniert also. Man sollte sich mit ein paar Leuten zusammenschließen, so ein Ding kaufen und regelmäßig ultracoole Ultraschallpartys feiern, wo die Leute ihre Brillen etc. mitbringen.
    Zum Schluss habe ich mir dann noch den uralten Traum eines typischen Mittelschichtlers erfüllt: Ich habe mir einen BUTLER besorgt: einen ferngesteuerten Butler. So ein Butler kommt gut, weil Männer ja andere gern für sich arbeiten lassen. Heißt es zumindest immer. Das ist natürlich ein blödes Klischee. (Moment mal, ich muss meine Frau mal eben fragen, wo der verdammte Kaffee bleibt.)
    Der Butler – ich
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