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Leg los alter Sack

Leg los alter Sack

Titel: Leg los alter Sack
Autoren: Kester Schlenz
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nenne ihn aus einer plötzlichen Laune heraus »Jepsen« – ist etwa 40 Zentimeter hoch, hat ein Tablett auf dem Kopf und einen Glashalter vor der Brust. Nach dem Einlegen von ungefähr 800 Batterien im Wert eines Kleinwagens stelle ich –
unterstützt von meinen schwer amüsierten Söhnen – Kekse und Kuchen auf das Tablett sowie einen Becher Kaffee in die Brusthalterung. Dann setze ich mich aufs Sofa, um mich von »Jepsen« bedienen zu lassen.
    Nach einer kurzen Schlägerei haben die Jungs geklärt, wer als Erster die Fernbedienung des Roboters aktivieren darf. Beide drücken also gleichzeitig auf »vorwärts«.
    »Jepsen« setzt sich ruckartig in Bewegung. Die Kekse fallen vom Teller, der Kuchen kippt, der Kaffee schwappt über und saut den Teppich ein. Ganz großer Sport. Mein Fazit: Forget it, man!

Opa, erzähl uns was !
    ICH SCHENKE IHNEN EINE GESCHICHTE
    Wenn wir alten Säcke uns fragen, was denn noch kommt in unserem Leben, dann ist die Großvaterschaft sicher ganz vorne mit dabei. Darauf können und sollten wir uns freuen. Denn dann kann man – ich habe es bereits im ersten Band »Alter Sack, was nun?« ausführlich geschildert – voll wieder den Kindskopf raushängen lassen und seine Enkel brutalstmöglich bespaßen. Aber manchmal muss man dann noch mehr machen, nämlich kreativ werden. Zum Beispiel großartige, durchgeknallte Gute-Nacht-Geschichten erzählen. Das ist nicht jedem in die Wiege gelegt. Ich kann ja vieles nicht, aber dummes Zeugs ausdenken, das ist eine Paradedisziplin von mir. Und deshalb habe ich mich hingesetzt und schon mal für Sie eine solche Geschichte angefangen.
    Ich mag sie sehr, weil sie ziemlich bescheuert ist.
    Bewahren Sie sie auf, bis die Kids kommen und alt genug sind, und spinnen Sie die Story dann bitte mit Ihrem Nachwuchs weiter. Irgendwas müssen Sie ja schließlich auch noch tun.
    Hier nun also die Geschichte:

    ... UND ABENDS HÖRT MEIN OPA MIR EINE SPANNENDE GESCHICHTE VOR.

    PUMBECK KNITTEL
    Pumbeck Knittel war ein sehr, sehr ungewöhnliches Kind. Ja, du hast richtig gehört. Der Junge, um den es hier geht, heißt wirklich Pumbeck. Seine Eltern, Horst und Maria Knittel, hätten ihn natürlich auch Karl, Michi, Motz oder Karussell nennen können. Aber nein – Pumbeck musste es sein. So hieß nämlich sein Urgroßvater, ein Wissenschaftler, der den berühmten physikalischen Lehrsatz »Je höher, desto platsch« aufgestellt hat. Pumbeck Knittel war kein schönes Kind. Er hatte einen ziemlich großen Kopf und abstehende Ohren, die er wie eine Katze in verschiedene Richtungen bewegen konnte. Das Auffälligste aber waren seine Augen. Riesige, wache Augen, die schon im Babyalter aufmerksam und neugierig in die Gegend schauten und alles aufzusaugen schienen, was um ihn herum geschah. Pumbeck erwies sich als ein im Grunde fröhliches Kind, war jedoch häufig dabei anzutreffen, wie er mit ernstem Gesicht und gefurchter Stirn in seiner Wiege lag.
    »Ich glaube, er grübelt«, pflegte sein Vater dann zu sagen.
    »Unsinn, Hotte«, rief dann seine Mutter. (Hotte ist ein Spitzname für Horst, nur damit du dich nicht wunderst.) Also: »Unsinn, Hotte«, rief dann seine Mutter. »Er ist doch erst acht Monate. Er kann noch nicht grübeln.« (Grübeln heißt übrigens ziemlich doll über irgendwas nachdenken.)
    Doch die Mutter irrte.
    Pumbeck grübelte schon mit sieben Monaten.

    Obwohl er noch nicht sprechen konnte, fragte er sich im Stillen, warum der Brei warm besser schmeckte als kalt. Er fragte sich, warum Bananen krumm sind, warum es nachts dunkel wird, wie die Lampe über seinem Bett leuchten konnte und wer sich das schrecklich geschmacklose Muster auf seinem Strampelanzug ausgedacht haben mochte. Fragen über Fragen, auf die Pumbeck zu seinem großen Ärger nicht immer eine Antwort wusste. Aber er versuchte es. Zum Beispiel stellte er sich vor, dass es in Afrika fest angestellte Bananenbieger gibt. Die leckeren Früchte, so dachte er sich, würden nicht krumm, sondern gerade wie ein Lineal geerntet, dann aber von den Biegern mit einem kräftigen Ruck und dem lauten Ruf »Uga-Lalla-Ugga« gebogen und anschließend nach Deutschland geschafft. Und zwar, weil man dort findet, dass krumme Bananen besser zu Kiwis und Äpfeln passen. Weil die sich so nett in die Bananenkrümmung kuscheln können. Solche Sachen dachte sich der kleine Pumbeck. Er verstand schon nach fünf Monaten, was seine Eltern redeten. Selber sprechen konnte er da aber, wie gesagt, noch nicht. Sein Mund war noch
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