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Leerer Kuehlschrank volle Windeln

Leerer Kuehlschrank volle Windeln

Titel: Leerer Kuehlschrank volle Windeln
Autoren: Mario D Richardt
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Glück.«
    Dann höre ich Evi sagen, dass jetzt noch Marios Lieblingsfarbe dran ist. Schon einen Augenblick später wird die Strophe also mir zu Ehren gesungen:
    »Mein großer, mein runder, mein bunter Luftballon, steigt hoch und hoch und höher, gleich fliegt er mir davon. Und an dem Band, dem langen …«
    Ich schrecke hoch, weil mir eine Hand auf die Schulter tippt.
    »Entschuldigen Sie, was machen Sie denn da?«, fragt mich eine kleine, sommersprossige, weibliche Kopie des Pumuckl.
    Mir fällt in der Kürze nichts Passendes ein, so dass ich leicht stotternd sage: »Äh … ich … ich hab nur mal eben gehorcht, ob … äh … der PEK i P -Kurs schon fertig ist. Ich will meine Frau und mein Kind abholen.«
    »Na da sind Sie aber viel zu früh da. Die haben doch erst vor zwanzig Minuten angefangen. Sie müssen aber nicht draußen in der Kälte warten. Setzen Sie sich doch einfach mit rein.«
    Sprachs und verschwand. Inzwischen sind keine Gesänge mehr zu hören. Zeit, mich wieder der Herausforderung zu stellen. Ich gehe zurück ins Zimmer, wo mich Evi überschwänglich empfängt: »Ach. Da bist du ja wieder. Wir haben deine Strophe mit dem bunten Luftballon eben gesungen.«
    »Ja, das ist sehr schade. Ich hab bedauerlicherweise heute früh echt zu viel Tee getrunken.«
    Die Frage ist, für WAS ich pünktlich zurück bin. Wenn es nach mir gehen würde, hätte ich noch stundenlang draußen bleiben können. Aber das will und wollte ich meiner Tochter nun auch wieder nicht antun. Ich schnappe sie mir aus Evis Händen und setze mich auf meinen Platz, ganz hinten in der Ecke. Dort, wo ich mich im äußersten Notfall abducken kann.
    »So, meine lieben Mamas und liebe Kinder«, sagt Evi, guckt zu mir und fügt hinzu »und lieber Papa! Jetzt können wir die Sachen ablegen. Im besten Fall auch gern ganz nackt.«
    Was hat die Frau da eben gesagt? Ich glaube, sie hatte heute Morgen irgendwas im Kaffee. Wir sollen uns alle nackt ausziehen? Warum zum Teufel? DAS ist das PEK i P -Prinzip? Ich hätte mir das vorher durchlesen sollen. PEK i P ist also das neue FKK – mit dem Unterschied, dass man nicht am Strand liegt. Ich mache mich doch hier nicht nackig. Auch wenn ich vor Hitze fast am Kollabieren bin.
    »Du meinst … äh ganz nackt?«, frage ich vorsichtshalber nach.
    »Natürlich. Deshalb sind wir doch hier. Wenn dir das unangenehm ist, kannst du die Windel aber auch noch dran lassen.«
    Ich schaue mir die anderen an und sehe, dass sich die Aufforderung zum Ausziehen NUR an die Babys richtete. Nun ist mir auch klar, warum es hier so tierisch warm ist. Ich ziehe Johanna aus, und wir machen unter Evis Anleitung einige Bewegungsspiele mit unseren Kindern. Die Nacktheit soll laut Evis Aussage dazu beitragen, dass die Kinder ihre eigenen körperlichen Grenzen besser kennenlernen und erforschen können. Aha. Ein Nachteil dieser Methode: Vier der insgesamt acht Babys pinkeln auf die Matratzen, und Finn-Dietmar findet den aktuellen Zustand so prima, dass er gleich mal ein großes Geschäft erledigt. Aber ist ja alles abwaschbar, sagt Evi.
    Ich habe unterdessen die Gesichtsfarbe einer überreifen Cocktailtomate und fühle mich nass wie ein Tafelschwamm. Nach den Sport- und Singspielen dürfen die Eltern sich mit ihren Kindern allein beschäftigen und die angebotenen Spielzeuge ausprobieren. Da liegen Luftballons, Wasserbälle, Rasseln und Wäscheklammern, mit denen sich die Kinder vergnügen können. Auf einmal kommt ein anderes Baby auf Johanna zugekrabbelt. Ich glaube, es ist Leon-Lewis. Ich habe grundsätzlich ein schlechtes Gesichter-Gedächtnis. Wenn ich jemanden in einer grünen Jacke treffe und zwei Stunden später hat dieselbe Person eine rote Jacke an, sage ich noch mal »Guten Tag!«.
    Der mutmaßliche Leon-Lewis bleibt vor Johanna sitzen, die beiden gucken sich lachenderweise an. Klappt doch. Meine Kleine hat also keine Angst vor anderen Kindern und offensichtlich sogar riesigen Spaß an der Interaktion. Der kleine Mann fasst Johanna mit der Hand ins Gesicht. In diesem Moment höre ich Evi hinter mir sagen: »Mario, ist es in Ordnung, wenn sich die Kinder berühren?«
    »Also in diesem Alter ist es für mich kein Problem.«
    Johanna sieht es allerdings schon jetzt völlig anders. Weil sie unheimlich viel Spaß daran hat, ihre Hände auszuprobieren und alles zu greifen und zu kneten, was ihr unter die Finger kommt, greift sie auch beherzt und mit festem Griff nach dem Zwerg vor ihrer Nase. Sie erwischt ihn am Ohr. Der
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