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Lee, Sharon & Miller, Steve - Liaden 2 - Der Agent und die Söldnerin

Lee, Sharon & Miller, Steve - Liaden 2 - Der Agent und die Söldnerin

Titel: Lee, Sharon & Miller, Steve - Liaden 2 - Der Agent und die Söldnerin
Autoren: Steve Sharon & Miller Lee
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Bar gar nicht so übel.«
    »Sicher, so gesehen hast du recht«, räumte sie ein. »Aber falls du dir mal ein Apartment kaufst, denk daran, dass man meistens versucht, dir eines dieser billigen Bar-Modelle anzudrehen. In goldenen Lettern steht de Luxe dran, und zu trinken kriegst du minderwertigen Fusel.«
    »Ich werd’s mir merken«, versprach er ernst und ließ sich in eine Ecke der Couch sinken. Um ein Haar hätte er genussvoll aufgestöhnt, als sich die Kissen gegen seinen Körper schmiegten. Er nippte an seinem Wein und gab dann wirklich einen Seufzer von sich. Sein Kopf schmerzte entsetzlich.
    Hinter ihm bewegte sich Miri. Er legte den Kopf zurück auf ein Polster. Das Glas in der Hand, ging sie an der Couch vorbei, machte einen Bogen um die Sessel und näherte sich dem Fenster. In einiger Entfernung blieb sie stehen, beobachtete die Straße und nahm ab und zu einen Schluck Scotch.
    Sie wirkt abgekämpft, dachte Val Con. Wer weiß, wie lange sie schon auf der Flucht ist. Und ich bin zu müde, um ihr weitere Fragen zu stellen. Er schloss halb die Lider. Wenn man selbst erschöpft war und der Schädel höllisch schmerzte, fiel es einem nicht leicht, zu einem wildfremden Menschen Vertrauen zu fassen.
    Sie wandte sich vom Fenster ab; ein überraschter Ausdruck huschte über ihr Gesicht, als sie sah, wie er sich schlaftrunken auf der Couch lümmelte, mit gesenkten Lidern, den Kopf nach hinten gelehnt, sodass er die Kehle ungeschützt preisgab.
    Sie weiß, wie verletzlich ich bin, sagte er sich, und die Vorstellung bewirkte, dass er seine Mattigkeit überwand. Er hob den Kopf und öffnete die Augen.
    »Ich bin geschafft«, stellte sie nüchtern fest. »Wo soll ich schlafen?«
    Er wedelte mit der Hand. »Such dir ein Zimmer aus.«
    Nach einer Weile nickte sie und wandte sich nach rechts. Vor der Tür zum Schlafzimmer drehte sie sich noch einmal zu ihm um.
    »Gute Nacht.« Sie verschwand, ehe er antworten konnte.
    Als die Tür ins Schloss fiel, seufzte er und trank einen großen Schluck Wein. Er war ebenfalls reif fürs Bett.
    Doch anstatt sich schlafen zu legen, stand er auf und stellte sich ans Fenster; er benahm sich wie jemand, der nicht das Geringste zu befürchten hat.
    Die Straße war hell beleuchtet und leer; eine leichte Brise wirbelte gelegentlich irgendwelchen Plastikmüll durch die Gegend.
    Ich habe Glück, dachte er bei sich, dass diese Wohnung noch nicht entdeckt wurde. Ich brauche eine Atempause, eine Auszeit, in der ich nicht O’Grady oder Phillips oder sonst wen verkörpern muss. Ich möchte endlich wieder ich selbst sein.
    Mit den Fingern strich er die widerspenstige Haarsträhne zurück, die ihm andauernd in die Stirn fiel, und in diesem Moment erkannte er mit schmerzhafter Deutlichkeit, dass diese Geste seine eigene war. Unverhofft rückte die Schleife in sein Blickfeld und überlagerte das Bild der unter ihm liegenden Straße. Der CMS-Wert stand bei ‚96. Die CPÜ-Angabe flimmerte und tanzte, stabilisiert sich kurz bei ‚89, um gleich darauf zu erlöschen.
    Er schlürfte seinen Wein und strich sich abermals das Haar zurück. Val Con yos’Phelium, ein Mitglied des Korval-Clans; adoptiert vom Middle-River-Clan … In Gedanken zitierte er jede einzelne Silbe seines Middle-River-Namens, wie eine Zauberformel.
    Das Gesicht von Terrence O’Gradys Ehefrau drängte sich vor sein geistiges Auge, pulsierend in dem hämmernden Rhythmus der Musik, die er und Miri in der Bar über sich ergehen lassen mussten.
    Den Rest des Weines kippte er in einem einzigen Zug hinunter, was der Qualität des edlen Tropfens nicht gerecht wurde. Wie viele Gesichter hatte er sich während der letzten drei Standardjahre gemerkt, wie viele Identitäten hatte er angenommen? Wie viele Gesten hatte er sich antrainiert und wieder abgelegt? Mit wie vielen Personen – Geliebten, Eltern, Kindern – war er zusammengekommen, nur um sie irgendwann wieder zu vergessen? Wie viele Haustiere hatte er sich gehalten, an die er sich nicht mehr erinnern konnte?
    Wie viele Menschen hatte er getötet?
    Mit einer scharfen Kehrtwendung wandte er sich vom Fenster ab und tappte blindlings durch den Raum, auf der Suche nach der Omnichora.
    Als er auf den Schalter drückte, leuchtete das Keyboard auf. Das Echo der Barmusik hallte noch in seinem Kopf nach, er griff es mit den Fingern auf und hieb energisch in die Tasten; er spielte mit aller Willenskraft, die er aufbieten konnte, um das Gesicht der Frau zu vertreiben, die nicht seine Ehefrau war, und
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