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Leck mich

Leck mich

Titel: Leck mich
Autoren: Raymond Bean
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langer Zeit kam meine kleine Schwester mit nach unten und aß zu Abend. Sie wirkte, als würde sie nach wenigen Minuten wieder aufgeben, sagte mindestens hundertmal »Das ist grässlich«, und einmal fing sie sogar an zu weinen, aber sie aß. Mom und Dad sahen fassungslos zu. Als Emma fertig war, sagte sie zu mir: »Wir haben eine Abmachung.«
    »Ja«, bestätigte ich, »wir haben eine Abmachung.«
    »Wovon redet ihr beide?«, fragte Mom. »Wie in aller Welt hast du Emma dazu gebracht, endlich zu essen? Ich bin völlig verblüfft! Emma, ich bin so stolz auf dich! Keith, wie hast du das gemacht?«
    »Vertrau mir, Mom«, meinte ich. »Vertrau mir einfach.«

Keine gute Sache ist jemals einfach gewesen
    Am nächsten Tag fuhren Emma und ich gleich zum Labor. Wir kamen dort vor allen anderen an. Ich wollte nicht, dass irgendjemand wusste, woran ich mit Emma arbeitete. Ich hatte mit Mr Carson, einem der Wissenschaftler aus Mr Gonzales’ Labor, vereinbart, dass er uns schon früh abholen sollte.
    Als wir dann im Labor waren, sagte ich: »Okay, Mr Carson, ich weiß jetzt endlich, welchen Versuch ich durchführen möchte.«
    »Es geht doch nichts über Warten bis zum letzten Augenblick!« meinte er. »Mr Gonzales hat sich langsam schon Gedanken wegen dir gemacht.«
    »Ich hab gedacht, er wäre nicht erreichbar, wenn er fort ist. Heißt das, Sie haben mit ihm gesprochen?«
    »Natürlich. Glaubst du denn, ein Mann von solcher Bedeutung würde wegfahren, ohne in Verbindung zu bleiben? Verstehst du eigentlich, Keith, wie bedeutend er ist?«
    »Das verstehe ich schon, nur hatte er mir gesagt, er wäre nicht erreichbar.«
    »Nicht erreichbar für dich. Er wusste, dass du ihn anrufen und um Hilfe bitten würdest, wenn du ihn erreichen könntest. Er wollte, dass die neue Idee von dir stammte, wie es auch beim letzten Mal der Fall war. Gut, und welche Idee hast du nun? Wir haben nicht alle Zeit der Welt.«
    Emma und ich verbrachten die nächste Stunde damit zu erklären, welche Schwierigkeiten sie hatte, normal zu essen. Ich erklärte, dass ich nicht einfach nur Nahrungsmittel aromatisieren wollte. Ich wollte Nahrungsmittel so verändern, dass ihr normaler Geschmack überhaupt nicht mehr rauszuschmecken war, ihr Nährwert aber trotzdem erhalten blieb.
    »Ich bin nicht sicher, ob ich alles verstanden habe«, sagte er.
    Ich wurde so deutlich wie möglich. »Sagen wir, Emma isst beispielsweise ein Stück Leber.«
    Emma verzog das Gesicht.
    »Ich möchte die Leber nach Struktur, Geruch und Geschmack so vollständig verändern, dass sie denkt, sie würde ein Stück von einer Zuckerstange essen.«
    Ein gute Minute lang blickte mich Mr Carson einfach nur an, und dann sagte er: »Wir könnten mit dem molekularen Aufbau von Nahrungsmitteln experimentieren und versuchen, ihn so zu verändern, dass es demjenigen, der etwas isst, die Illusion vermittelt, er äße etwas anderes.«
    Er hielt kurz inne und sagte dann: »Faszinierend ... Du bist vielleicht wirklich ein großer wissenschaftlicher Geist, Keith. Du sprichst von der Molekulargastronomie. Es gibt viele berühmte Chefköche, die sie in vornehmen Restaurants in der ganzen Welt bereits einsetzen. Ich weiß nicht, ob sich einer von denen schon damit beschäftigt hat, Lebensmittel so zu verändern, dass sie Kindern besser schmecken. Wenn du das jahrhundertealte Problem lösen kannst, dass Kinder ihr Essen nicht mögen, wäre das eine ziemlich bedeutende Entdeckung. Ohne Druck würden meine Kinder nur Hot Dogs und Pizza essen. Das wird nicht einfach sein, aber keine gute Sache ist jemals einfach gewesen. Unser größtes Problem ist jetzt, dass wir nur noch eine Woche haben, bis Mr Gonzales zurückkommt.«

Das Interview vor der Helen Winifred Show
    Am Wochenende vor Mr Gonzales’ Rückkehr in die Stadt kamen ein paar Leute von der Helen Winifred Show , um Aufnahmen von unserer Familie zu Hause, meiner Schule und von mir im Labor zu machen.
    Schon die ganze Woche zuvor war meine Mom ein totales Wrack. Dreimal ging sie zum Friseur, zur Maniküre, zur Pediküre und was es sonst noch gab. Emma begleitete sie und hatte hinterher eine total schicke Frisur. Beide bekamen völlig neue Klamotten.
    Dann kriegte Mom eine E-Mail von einem der Produzenten der Show mit dem Inhalt, dass sie es gern hätten, wenn unsere Familie sich anzog und benahm wie normalerweise sonst auch. Sie wollten einen Eindruck von unserer Familie an einem durchschnittlichen Wochentag bekommen.
    Nach dieser E-Mail knallte
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