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Leberkäsweckle

Leberkäsweckle

Titel: Leberkäsweckle
Autoren: Bernd Weiler
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ein guter Gedanke, aber die Richtung, die er einschlug, sollte ihm kein Glück bringen. Der Hunger war da und die Leberkäsweckle des Großmetzgers auch, also lenkte er seine Schritte über den Parkplatz und stand bald vor der modernen Zentrale, die im Erdgeschoss auch eine Heißtheke hatte. Dorthin zielte sein Gang. Er nahm gleich zwei der leckeren Wecken, zahlte und verließ den Laden.
    Das war dann ein Hallo. Draußen stand nicht nur die Feuerwehr mit zwei Wagen, sondern auch noch zwei Rettungsfahrzeuge, die gerade Pause hatten. Anscheinend hatte eben die Geschichte vom Grabstein und dem Hausbrand die Runde gemacht, da trat der eigentlich Schuldige, die Ursache all diesen Übels, aus der Tür des Metzgerladens.
    Er hätte keine Chance gehabt, dachte Hans Bremer hinterher, selbst mit einer guten Schaufel kannst du nicht kurz ein Loch graben in einen Asphalt. Klar, er wäre gerne im Boden versunken. Hätte gegrüßt und sich verabschiedet. Aber es half nur noch eines: rennen. Also nahm er die Beine unter den Arm und legte einen beachtlichen Sprint hin, der die johlende Menge überraschte.
    Schon war er um die Ecke und steuerte auf schmalen Wegen in Richtung Beutlingen. Wie das so ist, wenn der Kreislauf brummt, dann kriegt auch das Gehirn mehr ab. Und schon wusste Bremer, bei wem er an einem frühen Nachmittag Unterschlupf bekommen konnte. Geld hatte er, denn das war dafür notwendig. Es würde ihm ein wenig Zeit und Ruhe verschaffen.
    Ein wenig Ruhe, das hätte Thomas Knöpfle jetzt auch brauchen können. Er kriegte das alles nicht mehr auf die Reihe. Ihm war nicht mehr klar, lebte er hier was und der schrieb das, oder schrieb der das und er lebte es dann? Wo sich die Geschichte und ihr aktuelles Leben im Augenblick annäherten oder begegneten, das konnte er beim besten Willen nicht mehr überschauen. Würden sie im zweiten Teil des Krimis womöglich lesen, wer Gerda Schickles Mörder und was genau mit Luise Bremer passiert war?
    Schirmer ging es ähnlich. Er wollte den Schreiberling jetzt verhaften, und dann würde man schon sehen. Es musste doch Möglichkeiten für einen Staat und seine Beamten geben, der Lächerlichkeit zu entkommen, diesen Mann festzusetzen und abzuurteilen. Zur Not mit den Terroristengesetzen, da war doch auch so manches gegangen. Gut, das war kein Andreas Baader, aber für Schirmer war das ein Kampf Mann gegen Mann, er wollte diesen Weiler, und zwar hier und jetzt. Das auch, weil seine Ängste wegen der Sache am Georgenberg nicht kleiner geworden waren.
    Mit Ängsten kannte sich auch Hans Bremer inzwischen gut aus. Er purzelte von einer Angst in die nächste. Denn so hatte er sich das auf seiner Flucht nun wirklich nicht vorgestellt.
    »Konnst wieder soichen ins Eck, bringe ich Eimer«, sagte der Litauer nur.
    Bremer nickte und setzte sich auf seine Pritsche. Er hatte doch bloß ein wenig Luft holen wollen, und die Desiree, die kannte er noch von vor seiner Zeit mit der Elfriede. Eine nette Person, die für eine bestimmte Menge Geld sehr viele Wünsche erfüllte. Es war auch ganz gut losgegangen, er zahlte, und die Desiree war wie immer.
    Als er dann noch mehr zahlen wollte, war das für die Desiree erst noch in Ordnung gewesen, aber dann kam ein Anruf, und sie wurde etwas zurückhaltender. Kurz darauf war die Glatze aufgetaucht, hatte ihm eine ordentliche Ohrfeige verpasst, und er hatte das Bewusstsein verloren. Hier, in seiner inzwischen angestammten Zelle, war er dann wieder zu sich gekommen. Das nur, um diesen Spruch vom Litauer zu hören. Wie es mit ihm weitergehen sollte, war ihm schleierhaft. Er war in Sicherheit, aber was da draußen letztendlich passiert war, konnte er zwar in Teilen erahnen, aber den Aufruhr vor dem Rathaus und die Feuerwehr vor seinem Haus, dafür fand er keine Erklärung. War die Luise nun tot oder nicht?
    Fast, hätte Sommerwagen dem Ehemann sagen müssen. Die Körperfunktionen waren zwar noch aktiv, aber die Durchblutung des Hirns ließ doch sehr zu wünschen übrig. Was für eine Luise Bremer aus diesem komaartigen Schlaf erwachen würde, das konnte der Doktor nun wirklich nicht sagen. Das konnte im besten Falle gut gehen und mit einigen Rehabilitationsmaßnahmen wieder an Normal herangeführt werden. Ging’s schlecht aus, dann würden zumindest einige Bewegungsfunktionen nicht mehr in Gang kommen.
    Im Augenblick saß Sommerwagen über seinem Bericht zu den Vorfällen am Georgenberg. Das war das Leidige an seinem Beruf. Man musste Berichte schreiben. Anstatt
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