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Leberkäsweckle

Leberkäsweckle

Titel: Leberkäsweckle
Autoren: Bernd Weiler
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mit seinem Porsche eine frische Landfahrt zu machen, saß er nun hier und konnte sich irgendwelche Erklärungen aus den Fingern saugen. Dabei hatte er die neue Lernschwester schon mal dezent zu einem Eis eingeladen und ihr eben eine solche Überlandfahrt für das Wochenende in Aussicht gestellt. Wie er die Sache sah, konnte er zwar seine Dienste entsprechend legen, aber es blieb noch genug sonstige Arbeit übrig, die seinen Zeitplan für das Wochenende sehr eng werden ließ. Wenn, dann konnte er die Genevieve noch am Samstagnachmittag reinnehmen, so zwischen vierzehn und achtzehn Uhr. Oder aber er nahm ihre Enttäuschung in Kauf, strich die Überlandfahrt und legte sie auf den Abend, open end. Ganz open. Das wäre vielleicht die reizvollere Variante. Über Land konnte man immer noch fahren, aber er brauchte noch was für sein körperliches Glück.
    Von solchen Plänen konnte Alfred Rottwald nur träumen. Körperlich, das hakte er erst einmal ab. Das würde noch Wochen, wohl eher Monate dauern, so die Ärzte, bis er wieder aufrecht durch Pfenningen schreiten würde. Wenigstens schien der Pfarrer geistig wieder einigermaßen unter ihnen zu weilen. Er war hin und wieder durchaus ansprechbar. Viel reden, das tat er immer noch. Alfred hatte aber die Kopfhörer auf und schaute seine Bundesliga.
    So hätte es Hans Bremer auch gerne gemacht. Kopfhörer auf, Bundesliga, und alles kein Problem. Er wurde langsam wahnsinnig in seinem Verschlag. Der Eimer sollte mal wieder geleert werden. Diese Quetschbrötchen machten seinem Magen und seinem Darm viel Arbeit. Denn nachdem er finanziell nicht mehr viel nachlegen konnte, hatte der Litauer ernährungsmäßig wieder auf billig umgestellt. Das konnte so nicht weitergehen. Er musste es wagen und aus seinem mehr oder weniger freiwilligen Gefängnis ausbrechen.
    Sein Gedanke war, zuerst einmal zu verschwinden. Sein Bruder lebte in der Schweiz, ein recht sicheres Land, wenn man Geld hatte. Und sein Bruder hatte Geld. Dort könnte er eine Zeit abwarten und das berühmte Gras über die Sache wachsen lassen. Nur erst mal in die Schweiz kommen. Geld konnte er sich besorgen, irgendwie. Die Scheckkarten hatte der Litauer ihm gelassen, seltsamerweise, dachte er. Er müsste sich unerkannt durch Beutlingen schleichen und den Bahnhof erreichen. Papiere hatte er keine, aber soweit er wusste, wurde in den Zügen an der Grenze kaum noch kontrolliert. So wollte er es probieren.
    Also machte er sich an die Arbeit und stemmte mit einer kleinen Eisenstange, die wie bestellt herumlag, die Tür auf. Wache hatten sie ihm keine vor die Tür gestellt, das war schon mal beruhigend. Als er um die Ecke schaute, sah er auch seine Jacke auf einem Stuhl liegen, allerdings ziemlich ramponiert. Neu einkleiden würde er sich müssen, sonst fiel er auf der Fahrt nach Zürich zu sehr auf. Womöglich würde er für einen Penner gehalten und aus dem Zug geworfen werden. Das hieß aber auch, hinein in die Fußgängerzone und einkaufen. Es half alles nichts, das musste er riskieren.
    Ein Risiko, das sah Kommissar Knöpfle in diesem Schreiberling Weiler, aber konkret. Der schrieb ihm noch sein Leben weg. Ihm graute schon davor, am Abend nach Hause zu kommen. Seine Britta würde lächelnd in der Tür stehen, im Hintergrund das Gelächter der Kinder, denn wahrscheinlich hatte sie ihnen schon ein paar Passagen vorgelesen. Aha, so eine Art Arbeit machte also der Papa. Solche Idioten waren der Papa und seine Kollegen. Ließen sich ein Polizeiauto klauen und liefen den Ereignissen hilflos hinterher. Hoffentlich hatte sie wenigstens die Szenen im Bremer’schen Haus nicht vorgelesen.
    Schirmer war inzwischen losgezogen, um die Geschehnisse am Rathaus und am Hause des Ehepaars Bremer zu untersuchen. Die Anrufe hatten einfach überhandgenommen. Knöpfle befürchtete das Schlimmste, dieser Weiler schrieb womöglich schon an einem zweiten Teil, der wollte sie fertigmachen, so richtig in Stress bringen.
    Die Meldungen Schirmers per Handy ließen ebenfalls nichts Gutes ahnen. Frau Bremer schwer verletzt im Krankenhaus, Gerda Schickle tot in der Gerichtsmedizin. Gut, das wussten sie schon, nur der aktuelle Aufenthaltsort von Hans Bremer, den kannten sie nicht, und den fand auch Schirmer bei seiner Ermittlung draußen nicht heraus. Flüchtig sei er, hieß es. Flüchtig, fragte sich Knöpfle, wieso war der flüchtig? Hatte er tatsächlich etwas mit den beiden Fällen zu tun? Wie auch immer, dachte er, den schreibe ich jetzt mal zur Fahndung
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