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Lebensversicherung (German Edition)

Lebensversicherung (German Edition)

Titel: Lebensversicherung (German Edition)
Autoren: Harald Schnare
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gar nicht, Jeff, alter Junge, wie
schön Macht sein kann, für die man nicht selbst verantwortlich ist.
    Wir sind doch alle Verschwörer. Irgendeinen picken wir uns
immer heraus, der bezahlen muss. Ein Opfer, wenn du so willst, um den Frieden
in unserer Gruppe zu erhalten.
    Jesus war das erste Opfer.
    Wir schauen ihn uns immer wieder an, nicht wahr, und danken
ihm dafür.
     
    Bud saugte an seinen Zähnen. Jeff kannte ihn. Das machte er
immer, wenn er etwas ganz besonders Intelligentes gesagt hatte und darauf
aufmerksam machen wollte.
    Ja, Jesus am Kreuz und Karla auf der Pritsche und all´ die
anderen. Jeff erinnerte sich daran, wie die Bibelfesten dafür gesorgt hatten, dass
die Pritsche heute nicht mehr wie ein Kreuz aussah, sondern eher wie ein Pfeil.
    Shot to hell!
     
    Irgendwie beißen die Biester heute nicht richtig, dachte
Jeff. Er nahm die Angel hoch, prüfte seinen Wurm und ließ ihn ein paar Meter
weiter rechts wieder ins Wasser. Die leichte Strömung nahm ihn mit, bis die
Schnur dem ein Ende machte.
    Jeff nickte.
    - Du hast recht. Wir richten alles hin. Arme, Ungebildete,
Farbige, Geisteschwache, Jugendliche, Frauen, Großmütter. Bald werden wir auch
Kinder auf die Pritsche schnallen.
    Bud sah ihn an.
    - Seitdem der Präsident die Berufungsmöglichkeiten so
beschnitten hat, wird es immer schlimmer. Und die Fristen wurden immer kürzer.
In Virginia hatten die Anwälte die Berufung einen Tag zu spät beim Gericht
eingereicht. Eine Überprüfung des Falles wurde nicht zugelassen, obwohl neue
Beweise nahelegten, dass der Mann nicht der Mörder sein konnte. Sie richteten
ihn hin.
    Bud zog heftig an seiner Angel.
    - Dammit!
    Jeff hatte seinem Freund nie erzählt, was er wusste. Er würde
es auch nie tun, denn Bud würde ihm nicht glauben.
    Jeff nahm seine Yankeekappe ab und wischte sich die Stirn.
    - Ich habe mal gelesen, dass man niemanden mehr hasst als
den, dem man Unrecht getan hat.
    - Könnte von Louis l´Amour sein.
    - Stimmt.

20.
     
    Zurück auf dem Schiff, ließ Charlie nicht locker. Sie wollte
wissen, was Schmid mir noch erzählt hatte.
    - Das Meiste weißt du doch. Es ist schon mehr, als dir gut
tut. Belass´ es dabei.
    - Aber - ihr seid euch sicher? Karl und Joseph wurden wirklich
umgebracht?
    Sie sah mich fast verzweifelt an. Ich nickte.
    - Ja.
    - Und was wollt ihr tun? Was willst du tun? Irgendwas müssen wir
doch tun. Wir müssen –
    Ich unterbrach sie.
    - Nichts werden wir tun. Das Maul halten werden wir. Wir
werden die Papiere und die Diskette wegpacken und vergessen. Einfach vergessen,
hörst du!
    Willst du, dass ich ihnen folge? Karl, Joseph?
    Ich sah meine Tochter eindringlich an.
    - Und denk´ mal weiter. Glaubst du, Jean, Emmi, du, Schmid,
ihr wäret sicher?
    Charlie schüttelte den Kopf.
    - Aber -
    - Kein aber! Selbst wenn wir wollten, wer würde das denn
veröffentlichen? Zu wage, würden sie sagen, zu gefährlich. Hirngespinste. Nein,
Erich hat schon recht. Sie würden uns in die Klapsmühle stecken. Mindestens!
    Es wäre nicht Charlie gewesen, wenn sie sich hätte leicht
überzeugen lassen. Wir kamen erst spät in die Koje.
     
    Als ich am Morgen den Kopf aus dem Niedergang steckte, saß
Charlie bereits beim Frühstück.
    - Na, Alter, auch schon wach? Kaffee?
    Sie lachte mich an. Gott-sei-Dank, dachte ich, die Diskussion
von gestern würde sich nicht wiederholen. Ich kannte sie.
    - Du, Schmid ist weg. Die Falcon liegt nicht mehr drüben.
    Ich blinzelte, noch müde.
    - Er wird am Steg sein. Wollte doch Diesel und Wasser
bunkern. Kaffee? Ja.
    Charlie reichte mir die Tasse.
    - Komm, wir fahren `rüber.
     
    Diese jugendliche Frische. Ich hatte schlecht geschlafen.
Zuviel war mir noch im Kopf herumgegangen. Vor allem hatte ich an Emmi gedacht.
Ich machte mir Sorgen. Was würde Teeman mit ihr tun. Wie tief steckte er mit
drin? War er nur Arzt? Chirurg? Oder stimmte das, was Wagner geschrieben hatte?
    Viele Fragen. Ich musste noch einmal mit Erich sprechen.
    - Okay, lass´ uns fahren.
    Charlie hatte, während ich mich fertig machte, aufgeräumt und
die leeren Wasserkanister ins Dinghi gepackt.
    - Können auch Wasser gebrauchen. Wollen wir ´was einkaufen?
    - Hm, du bist der Boss.
    Charlie stieß uns ab und ich startete den Außenborder. Wir
flogen über das ruhige Wasser und bogen bald am Regatta Point in die Kidd Cove
ein.
    Keine Falcon . Auch am Steg der Exuma Docking Services
nicht.
    - Wo ist er?
    Charlie kletterte die Leiter hoch.
    - Ich frag´ mal, ob er hier war.
     
    Als sie
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