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Lebenslang Ist Nicht Genug

Titel: Lebenslang Ist Nicht Genug
Autoren: Joy Fielding
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Absicht hatte, ihm seine Vaterrolle streitig zu machen, da fand er sich sehr bald mit der neuen Lage ab. Jack und Jennifer kommen prima miteinander aus. Sie lieben sich aufrichtig. Aber Mark ist ihr Vater, und das weiß sie auch.«

    »Wie reagierte Mark, als Sie von Ihrem jetzigen Mann ein Kind bekamen?«
    Gail versuchte sich zu erinnern. »Ich weiß nicht mehr«, sagte sie schließlich. »Ich glaube nicht, daß es ihn sonderlich berührt hat.«
    »War er nicht eifersüchtig?«
    »Nicht daß ich wüßte. Warum sollte er auch?«
    »Sie haben also nicht den Eindruck, daß er Rachegefühle hegte?«
    »Rache? Wofür? Ich versteh’ nicht, worauf Sie hinauswollen.«
    »Reg dich nicht auf, Gail«, versuchte Jack sie zu beschwichtigen.
    »Was meint er denn nur?« Gail wandte sich an ihren Mann, so als sei der Kommissar gar nicht anwesend.
    »Ihr Exmann hat für die Zeit der Ermordung Ihrer Tochter kein Alibi«, sagte Lieutenant Cole sachlich.
    »Er braucht doch kein Alibi!« protestierte Gail schwach, während sie versuchte, diese Information zu verarbeiten.
    Lieutenant Cole blätterte in seinen Aufzeichnungen. »Er hat zu Protokoll gegeben, daß er zwischen zwei und drei Uhr nachmittags eine Dame in West Orange fotografiert habe. Sein nächster Termin war um vier. Er sollte Zwillinge aufnehmen, nicht weit von Ihrem Haus.« Er machte eine Pause, damit die Fakten sich ihrem Gedächtnis einprägten. »Man braucht keine Stunde von West Orange nach Livingston.«
    »Sie verschwenden Ihre Zeit, Lieutenant.« Gail fühlte ihre Augenlider schwer werden.
    »Was wissen Sie über Jennifers Freund?«
    »Eddie?« Jacks Erstaunen rüttelte sie wieder wach.
    »Eddie Fraser«, las Lieutenant Cole laut und deutlich aus seinem Notizbuch vor. »Sechzehn Jahre alt, Obersekundaner, Einserschüler.«
    »Eddie und Jennifer gehen in dieselbe Klasse«, ergänzte Jack.
    »Seit fast einem Jahr sind die beiden befreundet.«

    »Um Gottes willen, so glauben Sie mir doch! Eddie hat’s nicht getan.« Gail wimmerte. Sie spürte, wie die aufsteigende Angst ihr Herz umklammerte. »Sie vergeuden wertvolle Zeit. Eddie ist ein netter Junge, ein gewissenhafter Schüler. Er möchte Arzt oder Rechtsanwalt werden. Er ist unheimlich verknallt in Jennifer. Und er hat unsere Cindy sehr lieb.«
    Sie brach unvermittelt ab.
    »Haben Sie je etwas Ungehöriges an seinem Verhalten Cindy gegenüber bemerkt?«
    »Ungehörig? Was meinen Sie damit?«
    »Hat er das Kind je auf eine Weise angesehen, die Ihnen Unbehagen verursachte? Wenn die beiden miteinander spielten oder sich balgten, haben Sie da jemals beobachtet, daß er ihre Beine streichelte? Hat er ihr vielleicht mal einen Klaps auf den Po gegeben und vergessen, die Hand zurückzuziehen? Oder...«
    »Aufhören! Hören Sie sofort auf damit! Das ist doch Wahnsinn. Eddie hätte Cindy nie was Böses getan. Er ist ein netter, lieber Junge, immer höflich, immer zuvorkommend und hilfsbereit.« Gail blickte zu Jack auf. »Ist es nicht so?« Jack nickte schweigend.
    »Wir haben Eddie gern, und er mag uns auch. Na ja, anfangs waren wir nicht begeistert über eine so enge Freundschaft, einfach weil die Kinder noch so jung sind. Wir dachten, es sei zu früh für Jennifer, sich auf einen bestimmten Jungen zu kaprizieren. Aber als wir Eddie näher kennenlernten, gefiel er uns so gut, daß wir zu der Ansicht gelangten, sie könne es wesentlich schlechter treffen. Und das wird sie vielleicht in den nächsten Jahren auch. Denn man darf nicht vergessen, daß die beiden erst sechzehn sind. Wir wollten ihre... ihre Leidenschaft«, sie stockte, »nicht durch ein Verbot steigern. Aber wir stellten den beiden gewisse Bedingungen. Sie dürfen nicht unter der Woche miteinander ausgehen, und Freitag- und Samstagabend muß Jennifer spätestens um eins zu Hause sein. Eddie hat sich stets an unsere Abmachungen gehalten. Wir hatten nie Ärger mit ihm. Verstehen
Sie denn nicht?« Sie wandte sich dem jungen Kommissar zu. »Eddie kann’s nicht gewesen sein. Er liebte Cindy wie seine eigene Schwester. Ich weiß, daß er nur in diesem Sinne an sie gedacht hat.«
    »Er hat für die fragliche Zeit kein Alibi«, wiederholte Lieutenant Cole das Argument, das er zuvor gegen Mark Gallagher ins Feld geführt hatte. »Er will nach der Schule direkt nach Hause gegangen sein, um sich auf eine Klassenarbeit vorzubereiten.«
    »Wenn er das gesagt hat, dann war’s auch so«, versicherte Gail.
    »Leider war zur fraglichen Zeit niemand sonst im Haus, der seine
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