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leben, sterben, tanzen, leiden (German Edition)

leben, sterben, tanzen, leiden (German Edition)

Titel: leben, sterben, tanzen, leiden (German Edition)
Autoren: Kevin Haring-Sedler
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an meine Rettung glaubte ; immerhin hatte Bettina einmal gemu t maßt , sie hätte mit dem Handy, das wir von ihnen bek a men , damit sie mit uns in Kontakt bleiben konnten , eine Message abgeschickt. Der hektische Menschenlärm kam von draußen . Ich sprang vom Sessel, mei n rechter Fußknochen knackste , und ich fluchte laut auf, biss die Zähne zusa m men und berührte meinen Knöchel zaghaft – stre i chelte üb er ihn wie über einen Babykopf. Z u müde waren meine Knochen , zu unausgeruht war mein Körper , ich keuchte und sah , ausgelöst vom Schmer z , Sterne vor meinem geistigen Auge leuchten . Ich hievte mich zum Fen s ter hin , zog die schwarze Stoffvorrichtung weg und wisch t e mit meinem (ohnehin schon dreckigen) Ärmel den angehäuften Fensterdreck weg . Au f gebrachte Hunde sah ich und eisern blickende Menschen , sie verfolgten nur ein Ziel: mich zu fi n den!
      Sie waren am Anfang der Lichtung, das hieß , es würde nicht mehr allzu lange dauern, bis sie die Hütte erreicht hatten. Mein Herz schlug mir gegen den Brustkorb und d ie Halsschlagader pochte so heftig , das s regelre cht meine Atmung dadurch beeinträchtigt war. I ch zitterte am ganzen Kö r per stark , und wieder trat en Träne n aus meinen Auge n hervor , und ich fragte mich, womit ich diese Scheiße verdient hatte. Ich dachte an meinen Hasen – vielleicht ein letztes Mal – und dass mein Hase auf Sexportalen sich herumgetrieben hat und dort den Klaus , der jünger, schöner und intelligenter war als ich, kennengelernt hat. Ist das fair? Er würde nie eine Beziehung mit meinem Hasen aufbauen können, dafür liebte mein Hase die Freiheit zu sehr. Verdammte Scheiße, ni e mals wird er das erreichen, was ich mit meinem Hasen erreicht habe. A uf Seminarreisen hatte mein Hase, mein kleines Häschen, immer junge Männer eingeladen, junge Buben , damit die H o telstunden nicht so einsam ausfielen . Warum habe ich nicht früher „NEIN“ geschrieen, als mein Hase, mein kleines Häschen, sagte, es sei nur Sex mit dem Klaus . Warum? Ich weiß die Antwort! Schicksal.
      U nd ich drehte mich vom Fenster weg , hielt meine T a schenlampe wie einen Talisman fest und zitterte beim Ausatmen stark . Ich war in diesem Haus gefangen , diesem Gefängnis. Ich war auch ein G e fangener meiner eigenen Vergangenheit geworden und in dem Augenblick begriff ich, dass – egal wie der heutige Tag aus gehen mochte – nichts mehr so sein würde , wie es einmal war. Für niemanden. Für mich nicht und auch für meine toten Freu n de und deren Verwandte nicht . Wir konnten uns die Situati on , in der wir waren , nicht erklären , und dieses ungewi s se Gefühl Wo-verdammt-bin-ich - ? kam mir jetzt wieder in den Sin n .
    Mensch und Hund, sie suchten mich , sie waren draußen, nahe an ihrem Ziel. Ich war in der Fa l le. Den Sessel klemmte ich nun ebenfalls unter den Türknauf, um das Eintreten in das alte Haus zu erschw e ren.
      Schnell drehte ich mich um und dachte an einen Hinterausgang , durch den ich vielleicht en t kommen könnte , da sah ich eine n Menschen , sprichwörtlich zwischen Tür und Angel , dreckig von Kopf bis Fuß , vor mir stehen . Sein Kopf bewegte sich unruhig . D ie Ge stal t starrte mich an und röchelte laut , ich starrte mit meiner geknickten Ha l tung zurück . Von seinem Körper ging eine Kette weg , die in der Nische der Vorhangstange eingeha kt war. Es war eine magere Gestalt, stark behaart im Gesicht und an den A r men . Vor meinem geistigen Auge tauchte das Bild des Schauspielers Christopher Walken auf, geschminkt wie in dem Film Sleepy Hollow mit messe r scharfen Zähnen .
      Ich konnte meine r Verwunderung kaum Ausdruck verleihen. Schockiert war ich über seinen Anblick, verwundert war ich über sein plötzliches Erschein en und ver ängstigt von seinem Ve r halten. Es wirkte tierisch.
    Ich begann beim Einatmen zu zittern. Mein Hals war trocken, ich schnaufte nach Luft, wie die Person vor mir . Sie öffnete langsam ihren Mund, die Zähne waren gelb verfärbt, die Haut an manchen Stellen im Gesicht verkrustet , aufgerissen . Aus dem Mund sonderte sich eine Flüssi g keit ab, sie war tei l weise rot . U nd plötzlich rannte die Person auf mich zu. Schockiert wich ich zurück. Die M e tallkette , die an der Person und Metallstange befestigt war , rollte laut auf mich zu und ihre Länge war für den Träger so berechnet worden , mühelos in jede Ecke eines jeden Zi m mers zu gelangen .
      Die Augen der schreienden Kreatur waren
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