Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Leben macht Sinn

Leben macht Sinn

Titel: Leben macht Sinn
Autoren: Irmtraud Tarr
Vom Netzwerk:
»Gefällt mir«, »macht mich glücklich« und geben ihr eine bestimmte Bedeutung – Ihren persönlichen Sinn.
    Oder ein Gedicht beispielsweise können Sie für schwachsinnig halten und finden, dass es zu nichts nütze ist. Vielleicht entdecken Sie darin aber auch einen bisher verborgenen Sinn, der Sie anspricht und innehalten lässt. Wahrscheinlich werden Sie nicht ins Grübeln geraten, sondern recht konkret sagen können, welchen Sinn, welche besondere intensive Qualität die Vase und das Gedicht für Sie haben.
    Sinn ist also nichts Abstraktes, Losgelöstes, sondern hängt mit unserer Wahrnehmung und der Bewertung im Wechselspiel mit unserer Außenwelt zusammen. Sinn kann nur höchstpersönlich erfahren werden. Weder vom Arzt verschrieben noch von oben verordnet. Im Unterschied dazu kann man beim metaphysischen Sinn, der abgehoben von der konkret erfahrbaren Sinnlichkeit ist, schon ins tiefschürfende Grübeln geraten. Ich denke dabei an so tiefsinnige Fragen wie: Warum ist etwas und nicht Nichts? Was ist der Sinn des Leidens? Ist das Nichts ein Seiendes? Das möchte ich Ihnen nicht zumuten, da ich den Begriff des Sinns nicht überstrapazieren möchte.
    Pater Zoche spricht davon, dass Sinn sozusagen kostenlos vorhanden ist, wenn wir uns auf den Weg machen, neue Pfade erkunden und uns den Herausforderungen stellen. Insofern beschreibt der Ausdruck »etwas macht Sinn« ganz treffend den aktiven Prozess des Sinnfindens. Ein anschauliches Beispiel dafür stammt von einem Mann, der gern in seiner Freizeit angeln geht. »Der Sinn des Lebens ist für mich: Pavarotti hören, die Sonne auf dem Gesicht spüren, eine Flasche Wein trinken, und dann noch eine zweite …, den Geruch eines neuen Autos riechen, die Luft über dem Ozean, Fische fangen und mit den Fischen heimkommen – nicht mit irgendeiner Fischgeschichte.«
    Der Angler beschreibt es treffend. Sinn heißt: eineErfahrung machen. Eine geglückte Erfahrung ist eine, die etwas in uns in Bewegung bringt, so dass wir aus einem Erlebnis verändert heimkehren. Und nicht mit irgendeiner Geschichte, wie er es so schön sagt, sondern als jemand, der anders ist als vorher. Wenn wir einfach mit dem sind, was tatsächlich ist, uns berühren und wandeln lassen, dann wächst als Nebenprodukt Sinn hervor. Das muss keine spektakuläre Erfahrung sein. Es kann, um auf das Beispiel mit der Vase zurückzukommen, auch einfach sein, dass man in diese Vase Blumen stellt, ihren Geruch einsaugt und plötzlich fühlt: Der Sinn meines Lebens im Moment sind diese wohlriechenden Blumen in der Vase.
    Wer sich zu dem Wahrgenommenen in Beziehung setzt, hat einen Grund, sich in Bewegung zu setzen, sich einzusetzen und vielleicht sogar mehr zu tun, einfach weil er es so will, und weil es ihm Freude macht. Je nachdem, wie wir diese Frage beantworten, fällt unser Einsatz, unsere Hingabe aus. Keineswegs nur für uns selbst. Wer den Sinnhunger von anderen stillen kann, erhält als Gegengabe überdurchschnittliche Einsatzbereitschaft. »Auch wenn die anderen mich für einen blauäugigen Idealisten halten – na und? Das ist für mich noch lange kein Grund mich beirren zu lassen. Ich mache trotzdem mein Ding, weil ich etwas bewegen will.« So spricht ein pensionierter Lehrer, der immer wieder junge arbeitslose Menschen mit Rat und Tat unterstützt.
    Sinn – der Schlüssel für Wahrnehmung und geistiges Durchdringen unserer Außenwelt, aber auch für ihre Deutung und den Austausch darüber. Neben aller Alltäglichkeit, in der wir mit unseren Sinnen unterscheiden, was Sinn macht, bleibt es doch im Kern ein Zauberwort, wenn wir darüber nachdenken, was das eigene Leben eigentlich bedeutet. Wofür bin ich hier? Was ist meine persönlicheAufgabe? Wie stehe ich zu anderen Menschen? Zu mir selbst? Und im Alltag ruft uns die Frage: Lohnt es sich wirklich? Was ist mein nächster Schritt? Was ist mein Ziel? So wie ein Klavierkonzert nur durch den Pianisten entsteht, oder ein Wein nur durch den Winzer, so stehen wir ein Leben lang vor der Aufgabe, vor dieser unserer alltäglichsten und geheimsten Frage, die uns niemand abnimmt, die wir nur selbst beantworten können. Je nachdem, wie wir sie beantworten, fällt unser Lebenseinsatz aus. Und das heißt: in jedem Moment die Fülle und Intensität zu finden, die bereits in sich selbst Sinn ist.

Sinn und Nutzen
    Oft werden Sinn und Zweck gleichgesetzt oder miteinander verwechselt. Selbst diejenigen, die das Wort »Sinn« gebrauchen, verfügen nicht unbedingt über
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher