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Leben macht Sinn

Leben macht Sinn

Titel: Leben macht Sinn
Autoren: Irmtraud Tarr
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beschäftigen. Wenn wir fragen: Was mache ich aus meiner Lebenszeit? Was will ich eigentlich? Wo führt das hin, wenn ich so weitermache? Ist das sinnvoll, was ich tue? Bin ich auf dem richtigen Weg?
    Die Sinnfrage ist also eine typisch menschliche Frage, die sich besonders dann stellt, wenn wir anWegkreuzungen stehen, wenn Wege zu Ende gehen oder wenn wir uns auf unseren Wegen verirrt oder verloren haben. Im letzten Grund aber hängt sie mit unserem Wissen zusammen, dass all unsere Wege irgendwann enden werden, dass nichts bleibt, wie es ist, dass alles vergänglich ist, dass wir sterblich sind. Das sind keine angenehmen Gedanken, aber sie geben unserem Leben Tiefe, Weite und Gelassenheit, denn sie erlauben uns, die Dinge so zu sehen, wie sie sind, ihren Wert zu schätzen, und uns an ihnen zu erfreuen. Insofern bereichert uns dieses Wissen, es macht uns menschlicher, bescheidener und lässt uns mit einem heilsamen Sinn für unsere Lebenszeit und unsere Grenzen leben.
    Da das Leben in seiner Ganzheit einige Nummern zu groß ist, und wir selbst Teil dieses Lebensflusses sind, kann » der Sinn des Lebens« nicht Gegenstand dieses Buches sein. Nicht weil die Frage zu tiefsinnig ist, sondern weil sie den Begriff »Sinn« zu sehr strapaziert und überdehnt. Geht man nämlich an dessen sprachliche Wurzel, so findet man das germanische sinpa – Weg, Reise, Gang. Sinn bedeutet also ursprünglich etwas Dynamisches, das mit Bewegung, Weggehen zu tun hat, mit unterwegs sein, eine Richtung einschlagen. Sinn ist vom sinnlich Erlebten, Erfahrenen bestimmt und durchaus konkret zu verstehen: als persönliche Wegerfahrung oder Orientierung, die wir mit unseren Sinnen wahrnehmen. Es geht also um die Frage: Welche Erfahrungen mache ich auf meinem Weg?
    Sinn ist keine übergeordnete Idee aus einem Guss, sondern es gibt viele Sinne, die wir auf unseren Wegen mit anderen erfahren, begreifen und verstehen lernen. Wir wägen Konsequenzen gegeneinander ab und fragen uns, ob unser Tun der Mühe wert ist. Wir treffen Entscheidungen, was zu tun oder zu lassen ist, wo Prioritäten zu setzensind, und was für Menschen wir sein oder werden wollen. Aus diesen Fragen entsteht Sinn, der zurück in die Vergangenheit und nach vorn in die Zukunft reicht. In unseren Erfahrungen von unseren zurückgelegten Wegen – allein und mit anderen – spiegelt sich Sinn, den wir deuten und bewerten, so dass sich mit der Zeit ein stimmiges Selbstbild herauszuschälen vermag. Ganz akut werden diese Fragen an Lebensübergängen.
    Während die Tagesordnung der ersten Hälfte unseres Weges vor allem um soziale Fragen kreist: Wie kann ich losgelöst von den Eltern eine eigene Identität entwickeln? Was will das Leben von mir? Wo bin ich angefragt?, muss man schon eine Zeit lang gelebt haben, um sich den Fragen der zweiten Lebenshälfte zu widmen: Was braucht meine Seele? Welche Spur möchte ich hinterlassen? Wer bin ich selbst? Wozu bin ich da? Bei diesen Fragen geht es um Bestandsaufnahme, die uns häufig zum Loslassen vertrauter Seinsweisen zwingt und auf einen Veränderungsweg schickt. Das eigene Selbst unter den Schichten von Rollen und Verpflichtungen zu finden, braucht eine Selbstzuwendung, die den Blick für das Wesentliche öffnet. Die Suche führt jetzt in größere Sinnräume, die über uns hinausweisen. Es geht um die Annäherung an unser inneres Wesen, um den Sinn seiner eigentlichen Bestimmung.
    Diese Herausforderung anzunehmen, dazu möchte dieses Buch anstiften. Der Buchtitel verrät meine Ausrichtung: dass wir uns auch in schweren Zeiten dem Wandel nicht verweigern und erstarren, dass wir trotz allem weitergehen und fragen: Was will das Leben von mir? Es gibt kein Diktum, das uns die Ernsthaftigkeit und auch die Lächerlichkeit unseres Lebens abnehmen könnte. Deswegen erscheint mir diese Einstellung »sinn-voller« als eine, die Ansprüche oder Forderungen an das Leben stellt.Mit dem Sinn geht es uns ähnlich wie mit der Gesundheit. Beide machen nicht extra auf sich aufmerksam, sondern wirken im Verborgenen. Nur Hypochonder beobachten sich ständig. Für die anderen gilt es, die Chancen zu ergreifen, sich ins tätige Leben zu werfen, und zwar so wach und intensiv wie möglich, so dass das Leben Sinn macht.
    Dieses Buch ist kein Ratgeber im Stile von »How to«. Sie werden weder erfahren, wie Sie den perfekten Partner oder Freunde gewinnen noch Gott finden. Dafür werden Sie Denkanstöße, Anregungen und vielleicht neue Perspektiven erhalten, die Sie zu
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