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Leben, Liebe, Zuckerguss (German Edition)

Leben, Liebe, Zuckerguss (German Edition)

Titel: Leben, Liebe, Zuckerguss (German Edition)
Autoren: Sigrun Misselhorn
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hat sich getrennt. Quasi noch in der Nacht oder wohl eher am frühen Morgen nach der Hochzeit. Ich weiß es aber auch erst seit ein paar Tagen.“
    „Ist er schon ausgezogen?“
    „Er wohnt grad in seiner Praxis und im Hotel.“
    „Und das sagst du mir nicht freiwillig? Was bist du für ein Freund?“
    „Ja, schon gut. Ich finde nur, dass Robert gut zu dir passt und ich mag ihn. Er ist ein netter Kerl und er hätte dich verdient.“
    „Und Till nicht?“
    „Till ist mein bester Freund, aber er hat dich sehr schlecht behandelt. Wie kannst du ihm das verzeihen?“
    „Ich liebe ihn und ich weiß, dass er mich auch liebt.“
    „Bist du dir da so sicher?“
    „Ja, er hat es mir gesagt.“
    „Wann?“
    „Auf eurer Hochzeit.“
    „Aber Robert liebt dich doch auch.“
    „Ich weiß, dass macht es für mich ja so schwer.“
    „Julia”, sagte Steffen und stand auf, „ich muss jetzt los. Ich bin froh, dass ich nicht in deiner Haut stecke.“
     
    Nachdem Steffen gegangen war, glaubte Julia noch hilfloser zu sein als vorher. Beide hatten ihre Beziehungen beendet. Aber taten sie das wirklich für sie? Weil sie Julia liebten? Oder war das eher, weil sie die anderen Frauen nicht länger ertrugen?
    Was Robert anging, wusste sie, dass er Monika schon lange nicht mehr liebte. Zumindest gab er das vor. Aber er liebte ihr Kind. Und er liebte das Gefühl ein Teil einer funktionierenden Familie zu sein. Würde es auf Dauer gut gehen, wenn er ohne diese auskommen musste?
    Und Till, konnte sie ihm vertrauen, dass er sie nicht einfach Hals über Kopf verlassen würde, sobald sich ein Problem auftat? Konnte sie mit so einem eine langfristige Beziehung aufbauen?
    Sie drehte sich im Kreis und war daran ihren Verstand zu verlieren.
     
    Eisiger Wind fegte ihr um die Nase. Und doch roch es nach Frühling. Die Sonne schien von einem makellosen Himmel. Auf einer Verkehrsinsel nahe der Alster waren die Krokusse bereits dabei zu verblühen, während ein Teppich von Narzissen gelb leuchtete. An den Bäumen war zaghaftes Grün zu erkennen.
    Wenn Julia nicht so verzweifelt gewesen wäre, hätte sie sicher einen Blick für die aus dem Winterschlaf erwachende Natur gehabt. So aber, schlich sie geradezu an der Alster entlang. Noch war es früher Nachmittag, nur weniger Spaziergänger verirrten sich hierher. Dafür rannten unzählige Jogger an ihr vorbei.
    Sie setzte sich auf eine Bank und schloss ihre Augen. Wärmend schien ihr Sonne ins Gesicht. Für einen Moment versuchte sie nicht an ihr Schicksal zu denken, sondern einfach nur den Augenblick zu genießen, was ihr in keiner Weise gelang.
    Warum nur hatte sie sich jemals darauf eingelassen zu lieben? Niemand hatte ihr gesagt, dass es so sehr wehtun würde. Und warum taten sich die Menschen das an?
    Sie öffnete ihre Augen und sah ein Paar auf sie zukommen, die sich nicht nur an den Händen hielten, sie blieben direkt vor Julia stehen und fingen an sich zu küssen. Julia verzog ihr Gesicht. Sie war sich nicht sicher, ob sie neidisch auf die beiden sein sollte, oder aber, ob sie ihr leid tun sollten, da sie ganz sicher irgendwann unter schwerem Liebeskummer leiden würden.
    Julia ertappte sich dabei, wie sie anfing darüber nachzudenken, wie sich die beiden wohl kennengelernt hatten. Würden sie es schaffen ihre Liebe zu bewahren, oder würden sie sich bald wieder trennen?
    Ein älteres Paar kam auf sie zu und blieb vor ihr stehen.
    „Dürfen wir uns zu Ihnen setzen?“, fragte der Mann.
    „Sicher, natürlich, gern“, sagte Julia und beobachtete, wie der Mann seiner wohl etwas gebrechlichen Frau dabei half sich zu setzen.
    „Darf ich Sie etwas fragen?“
    „Natürlich“, sagte die Frau und lächelte Julia freundlich an.
    „Ich hoffe, Sie finden das nicht eigenartig und Sie müssen mir auch nicht antworten, wenn es Ihnen zu unangenehm ist. Aber würden Sie mir wohl verraten, wie lange sie bereits zusammen sind?“
    „Das ist kein Geheimnis, nicht war mein Pummelchen?“, sagte der Mann und streichelte seiner Frau die Hand, die lächelnd nickte. „Wir sind zweiundsechzig Jahre verheiratet.“
    „Das ist lang und Sie sehen noch überhaupt nicht so aus, als könnten sie so lange zusammen sein.“
    „Danke, dass ist sehr freundlich von Ihnen“, sagte die Frau.
    „Sind Sie glücklich?“
    „Selbstverständlich“, sagte der Mann, „sieht man das nicht?“
    „Doch, das sieht man. Aber wie geht das?“
    „Sie müssen nur einen Mann finden, der Sie liebt“, sagte die Frau, „dann
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