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Leben, Liebe, Zuckerguss (German Edition)

Leben, Liebe, Zuckerguss (German Edition)

Titel: Leben, Liebe, Zuckerguss (German Edition)
Autoren: Sigrun Misselhorn
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Kindertagen in einem Ruderclub aktives Mitglied war. Seine blonden Haare waren immer akkurat kurz geschnitten, seine Kleidung gepflegt und extrem modern, wenn auch manchmal ein wenig zu konventionell. Alles an ihm war elitär und überhaupt nicht ihre Kragenweite. Und dennoch faszinierte er sie. Nie im Leben hätte sich Julia getraut ihn anzusprechen.
    Ihr war bewusst, dass sich jemand wie er niemals für sie interessieren würde und das nicht nur, da sie über weniger Mittel verfügte. Selbst wenn sie mehr Geld gehabt hätte, wäre sie nie auf den Gedanken verfallen dieses in Kleidung zu investieren. Sie war eher unscheinbar und ging in der Masse unter.
    Im Grunde wollte sie das überhaupt nicht. Schon als Kind träumte sie davon, ebenso schön zu sein, wie Frauen, denen Männer auf der Straße hinterher sahen. Wie sie es hätte schaffen sollen zu einer begehrenswerten Frau zu werden, wusste sie allerdings nicht und traute sich erst recht nicht andere zu fragen.
    Anstatt sich darum zu kümmern, wie man es anstellte das andere Geschlecht für sich zu begeistern, widmete sie sich ihren Büchern. Schnell lernte sie, dass es sehr viel sinnvoller war auf eigenen Beinen zu stehen und unabhängig zu sein. Das Schicksal ihrer Mutter wollte sie unter keinen Umständen teilen.
    Der Einfachheit halber trug sie bequeme Sweatshirts und Jeans. Abgerundet wurde ihre unspektakuläre Erscheinung durch Turnschuhe. Wenn es einmal etwas besonderes sein sollte, dann zierten schlichte Halbschuhe und eine weiße Bluse ihren Körper. Eine andere Beinbekleidung als Jeans besaß sie nicht. Ihr Schrank gab nicht viele Optionen für variantenreiche Kleiderwahl her. Das wäre ihr viel zu anstrengend gewesen. Ihr Leben war überladen, sie hätte keine Zeit gefunden darüber nachzudenken, welches Ensemble sie anziehen soll.
    Ebenso lieblos ging sie mit ihren Haaren um. Natürlich legte sie viel Wert auf Körperhygiene, aber das, was auf ihrem Kopf wuchs, konnte man nicht als Frisur bezeichnen. Ihre glatten, dunkelbraunen Haare hingen manches Mal wie trostlose Spaghetti an ihr herunter.
    Zum Frisör zu gehen war schlimmer als zum Zahnarzt. Wobei sie damit noch nie Probleme gehabt hatte, den ihre Zähne waren als einziges an ihrem Körper makellos. Dennoch bekam sie Schweißausbrüche, sobald sie nur das Wort Frisör hörte.
    Da sie jedoch nicht besonders groß war, sah sie sich gezwungen die Länge ihrer Haare im Zaum zu halten. Sie glaubte, sonst noch kleiner zu wirken. Zudem war ein Kurzhaarschnitt äußerst praktisch, da sie nichts weiter damit machen musste. Sie besaß nicht einmal einen Fön.
    Wenn sie in den Seminaren hinter Ulli saß und sich langweilte, da zum fünften mal nachgefragt wurde, wie die eben ausgesagte These zu verstehen sei, sah sie ihn versonnen an. Er war wirklich gut gebaut. Im Sommer trug er gern T-Shirts, unter denen sich sein muskulöser Oberkörper abzeichnete. Seine Schultern waren breit, seine Taille schmal. Sie besah sich die anderen Studenten, die gegen Ulli wie schwabbelige Weicheier wirkten.
    Ulli strahlte eine unglaubliche Selbstsicherheit aus. Er saß immer gerade und ließ sich nie dazu hinreißen seine Körperspannung zu verlieren. Sie selbst war, wie alle anderen auch, eher weniger an körperlicher Ertüchtigung interessiert. Sport war ein Fremdwort für sie. Sie hasste es sich zu bewegen und dabei in Schweiß zu geraten.
    Trotzdem war sie dünn. Wenn sie nackt vor dem Spiegel stand , gefiel ihr nicht was sie sah. Ihre Arme hingen schlaff und geradezu kraftlos an ihren Schultern herunter. Sie hatte davon gehört, dass andere Frauen sich in einem Fitness-Studio in Form brachten. Abgesehen davon, dass sie nie im Leben Geld dafür gehabt oder ausgegeben hätte, fand sie es völlig albern ihren Körper derartigen Bewegungen auszusetzen, damit der Muskeln aufbaute.
    Ganz klar, ein Typ wie Ulli würde niemals auch nur bemerken, dass sie existierte. Erstaunlicherweise tat er es dennoch. Vom ersten Tag ihres Studiums war sie durch ihren Ehrgeiz und den damit verbundenen Erfolg aufgefallen. Viele ihrer Professoren versprachen ihr eine große Zukunft, wenn sie weiter so fleißig arbeiten würde.
    Eines Tages, das dritte Semester war schon weit fortgeschritten, sollten sie Arbeitskreise bilden, um einige Fälle zu erarbeiten. Trotz ihres unscheinbaren Auftretens war ihren Kommilitonen nicht entgangen, welchen Ruf sie bei den Professoren hatte. Jeder versuchte Julia davon zu überzeugen sich der eigenen Gruppe
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