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Lean In: Frauen und der Wille zum Erfolg (German Edition)

Lean In: Frauen und der Wille zum Erfolg (German Edition)

Titel: Lean In: Frauen und der Wille zum Erfolg (German Edition)
Autoren: Sheryl Sandberg
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mir einmal: »Es ist leichter, in der Öffentlichkeit über dein Liebesleben zu reden als über Geschlechterfragen.« Er wollte mit diesem Satz nicht zitiert werden, was zeigt, dass er wirklich gemeint hat, was er da sagte. Vittorio Colao, Vorstandsvorsitzender von Vodafone, erzählte mir, dass er meinen TED -Talk seinem höheren Management gezeigt habe, weil er meine Überzeugung teile, dass sich Frauen mitunter selbst ausbremsen. Er ist davon überzeugt, dass es leichter ist, diese Botschaft von einer Frau und nicht von einem Mann zu hören. Seine Überlegung ist berechtigt. Hätte ein Mann die gleiche Botschaft überbracht oder auch nur leise angedeutet, dass Frauen eventuell Dinge tun könnten, die ihre Optionen begrenzen, wäre er sicherlich an den Pranger gestellt worden.
    Nicht darüber zu sprechen hieße, sich selbst zu schaden und jeden Fortschritt zu verhindern. Wir müssen reden und zuhören und diskutieren und widerlegen und belehren und lernen und uns weiterentwickeln. Und da die Mehrheit der Manager Männer sind, müssen wir zusehen, dass sie sich wohl fühlen, wenn sie diese Themen mit weiblichen Angestellten direkt ansprechen. Wenn eine Frau am Ende des Raumes sitzt, muss ein Mann in der Lage sein, sie mit an den Tisch zu holen und zu erklären, warum er das tut, damit sie sich beim nächsten Mal direkt an den Tisch setzt.
    Ken Chenault, Vorstandsvorsitzender von American Express, ist ein Vorreiter an dieser Front. Ken gibt offen zu, dass in Besprechungen Männer wie Frauen eher andere Frauen unterbrechen und einem Mann Anerkennung für eine Idee zollen, die ursprünglich von einer Frau eingebracht wurde. Wenn er diese Art von Verhalten beobachtet, unterbricht er die Besprechung und weist darauf hin. Kommt so etwas von oben, denken die Angestellten wirklich zwei Mal darüber nach. Eine weibliche Nachwuchskraft (oder auch ein Mann auf einer Einstiegsposition) kann ebenfalls eingreifen, wenn eine Kollegin unterbrochen wird. Freundlich, aber bestimmt, kann sie zu der Gruppe sagen: »Bevor wir weitermachen, würde ich gerne hören, was die Dame zu sagen hatte.« Derartige Eingriffe sind dann nicht nur zum Vorteil der Führungskraft. Sie können auch das Standing der jüngeren Frau verbessern, denn sich für jemand anderes einzusetzen, zeugt gleichermaßen von Selbstbewusstsein und von Gemeinsinn. Die jüngere Frau erscheint sowohl kompetent als auch sympathisch.
    Bei Facebook bringe ich den Managern bei, Frauen zu ermutigen, über Familienplanung zu sprechen und sie dabei zu unterstützen, sich weiterhin beruflich zu engagieren. Ich stelle es den Männern frei, mich zu zitieren, falls es sich für sie falsch anfühlt, wenn die Worte aus ihrem Mund kommen. Trotzdem ist diese Herangehensweise eine Art Krücke und lässt sich nicht auf andere Unternehmen übertragen. Es wäre von Vorteil, wenn es jedem gestattet wäre, über dieses Thema sowohl in der Öffentlichkeit als auch hinter verschlossenen Bürotüren zu sprechen.
    Ein Stolperstein ist der Umstand, dass viele Leute die Arbeitswelt weitgehend für eine Meritokratie halten, also auf Individuen und nicht auf Gruppen schauen und glauben, dass unterschiedliche Ergebnisse von der Leistung abhängen und nicht vom Geschlecht. Männer an der Spitze sind sich der Vorteile, die sie aufgrund ihres Geschlechts genießen, häufig nicht bewusst. Das kann sie wiederum blind machen für die Nachteile, die damit einhergehen, dass »frau« eine Frau ist. Frauen weiter unten in der Hierarchie glauben zudem, dass die Männer an der Spitze das Recht auf diese Positionen haben. Deswegen versuchen sie, für ihren Aufstieg die Spielregeln einzuhalten und härter zu arbeiten, statt Fragen zu stellen oder Bedenken angesichts möglicher Vorurteile zu äußern. In dieser Situation machen sich alle mitschuldig und halten ein ungerechtes System am Leben.
    Gleichzeitig müssen wir aufpassen, nicht in jede Diskussion die Geschlechterfrage einzubringen. Ich kenne einen Vorstandsvorsitzenden, dem es außerordentlich am Herzen liegt, Frauen einzustellen und zu fördern. Als eine seiner Angestellten ein Verhandlungsgespräch damit begann, dass sie eine höhere Position bekommen müsse und zu niedrig eingestuft sei, weil sie eine Frau sei, zwang ihn das sofort in die Defensive. Sie sprach ihre Wahrheit aus, doch in diesem Fall war ihre Wahrheit eine Unterstellung mit juristischen Implikationen. Sobald sie das Thema in dieser Form angeschnitten hatte, blieb dem Vorstandsvorsitzenden
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