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Lean In: Frauen und der Wille zum Erfolg (German Edition)

Lean In: Frauen und der Wille zum Erfolg (German Edition)

Titel: Lean In: Frauen und der Wille zum Erfolg (German Edition)
Autoren: Sheryl Sandberg
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bewiesen, dass man etwas bewirkt, wenn man diese Fragen offen anspricht. Viele Frauen haben das Video an Freundinnen, Kolleginnen, Töchter und Schwestern weitergeleitet. Ich bekam E-Mails und Briefe von Frauen aus der ganzen Welt, die mir erzählen wollten, wie es ihnen ergangen ist und wie sie den Mut gefunden haben, Gelegenheiten zu nutzen, sich mit an den Tisch zu setzen und stärker an sich zu glauben.
    Einer meiner Lieblingsbriefe kam von Sabeen Virani. Sie ist Beraterin in Dubai und die einzige Frau in einem Büro mit über dreihundert Angestellten. Meine Geschichte des Managers, der mir nicht sagen konnte, wo die Damentoilette ist, hatte sie unmittelbar angesprochen. An ihrem Arbeitsplatz gäbe es überhaupt keine Damentoilette, schrieb sie. Sabeen erzählte, wie ein Kunde ihr Team während der ersten Woche eines Projekts zum Essen einlud, sie selbst jedoch nicht mitkommen konnte, weil Frauen das Restaurant nicht betreten durften. So viel zum Thema am Tisch sitzen – sie durfte noch nicht einmal mit ins Restaurant! Einige der Kollegen verhielten sich Sabeen gegenüber offen feindselig, andere ignorierten sie einfach. Doch anstatt aufzugeben und sich in ein Büro mit freundlicherer Atmosphäre versetzen zu lassen, beschloss sie, allen zu beweisen, dass Frauen kompetente Fachkräfte sind. Am Ende gelang es ihr, ihre Kollegen für sich einzunehmen, und nur für sie richtete der Kunde eine Damentoilette ein. Sie schickte mir ein Foto von sich, auf dem sie vor einer Tür mit einem ausgedruckten Schild steht, auf dem schlicht und einfach »Toilette nur für Frauen« steht.
    Es war zudem enorm befriedigend, dass auch Männer positiv auf die Rede reagierten. Dr. John Probasco von der Medical School der Johns Hopkins Universität erzählte mir, dass ihm die Sache mit den sich zögerlich meldenden Frauen bekannt vorgekommen sei. Daher hatte er beschlossen, in seinen Fragerunden das alte System mit dem Handheben abzuschaffen. Stattdessen rief er nun in gleichem Maße männliche und weibliche Studierende auf. Schnell wurde ihm klar, dass die Frauen die Antworten genauso gut – oder sogar besser – wussten als die Männer. Innerhalb eines Tages gelang es ihm, die Beteiligung der Frauen zu steigern. Indem er nur eine Kleinigkeit an seinem Verhalten geändert hatte, veränderte er die ganze Dynamik.
    Mit dieser »Nudge-Technik« können sich weitreichende Veränderungen ergeben, kleine Maßnahmen ermutigen die Menschen, sich in entscheidenden Augenblicken ein bisschen anders zu verhalten. 4 Einfach offen über Verhaltensmuster zu sprechen bringt das Unbewusste ins Bewusstsein. Zum Beispiel gibt es bei Google das ungewöhnliche System, dass sich Informatiker selbst für Beförderungen vorschlagen können. Dabei fiel auf, dass sich Männer schneller vorschlugen als Frauen. Das Managementteam von Google informierte die weiblichen Angestellten über diese Zahlen, woraufhin die Zahl der Frauen, die sich selbst vorschlugen, signifikant anstieg und fast das Niveau der Männer erreichte.
    Das ganze Feedback von TED überzeugte mich, dass ich mich weiterhin zu Wort melden und andere ermutigen sollte, es mir gleichzutun. Wir müssen den Stillstand überwinden. Indem man redet, kann man das Denken verändern, was wiederum das Verhalten verändern kann, und das wiederum kann Institutionen verändern.
    Ich weiß, dass es nicht einfach ist. Jeder, der an seinem Arbeitsplatz Geschlechterfragen zur Sprache bringt, begibt sich auf dünnes Eis. Dem Thema an sich wohnt ein Paradox inne, weil es uns zwingt, Unterschiede anzuerkennen, während wir gleichzeitig gleich behandelt werden wollen. Frauen, vor allem in Einstiegspositionen, befürchten, dass sie als unprofessionell wahrgenommen werden oder es so aussieht, als ob sie anderen die Schuld in die Schuhe schieben wollten, wenn sie Geschlechterfragen ansprechen. Ich habe viele Frauen erlebt, die ihrem Frust darüber Luft gemacht haben, dass man sie tagtäglich im Beruf unterschätzt und sogar erniedrigt. Wenn ich sie dann fragte, ob sie irgendeine dieser Klagen ihren Vorgesetzten gegenüber geäußert hätten, antworteten sie: »Oh nein! Das geht nicht.« Es gibt so viel Angst, dass wer den Mund aufmacht, die Situation verschlimmert oder sogar benachteiligt oder gar gekündigt wird. Die Ungerechtigkeit zu ertragen scheint die sicherere Wahl zu sein.
    Für Männer kann es sogar noch schwieriger sein, das Thema anzusprechen. Ein Freund von mir, der eine große Organisation leitet, gestand
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