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Lean In: Frauen und der Wille zum Erfolg (German Edition)

Lean In: Frauen und der Wille zum Erfolg (German Edition)

Titel: Lean In: Frauen und der Wille zum Erfolg (German Edition)
Autoren: Sheryl Sandberg
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jedes Mal mit Rat zur Seite, wenn sie eine weitreichende Entscheidung treffen musste. Ich habe das Wort »Mentorin« nie benutzt, aber ich investierte eine Menge Zeit in ihre Entwicklung. Folglich war ich überrascht, als sie eines Tages kategorisch feststellte, dass sie »niemals eine Mentorin oder jemanden, der sich um sie kümmert« gehabt habe. Ich fragte sie, was ein Mentor für sie sei. Sie erklärte, dass ein Mentor für sie jede Woche mindestens eine Stunde lang mit ihr sprechen würde. Ich lächelte und dachte: Das ist kein Mentor – das ist ein Therapeut.
    Die wenigsten Mentoren haben Zeit für exzessives Händchenhalten. Die meisten sind mit ihrem eigenen, extrem stressigen Beruf beschäftigt. Ein aktiver und gut vorbereiteter Schützling kann ein Lichtblick des Tages sein. Daher sollten Mentees es auch vermeiden, vor ihrem Mentor ausführlich zu jammern. Die Zeit des Mentors dafür zu nutzen, seine Gefühle rauszulassen, mag psychologisch hilfreich sein, aber besser ist es, sich auf spezifische Probleme mit echten Lösungen zu konzentrieren. Die meisten Menschen, die als Mentoren in Frage kommen, sind recht erfahren im Problemlösen. Geben Sie ihnen ein Problem, bei dem Sie nicht weiterkommen. Manchmal tun sich Frauen mit großem Potential schwer damit, um Hilfe zu bitten. Sie wollen nicht so wirken, als seien sie mit ihrem Latein am Ende. Nicht zu wissen, wie man weitermachen soll, ist jedoch das normalste Gefühl der Welt. So geht es mir dauernd. Glücklicherweise ist es kein Zeichen der Schwäche, um Input zu bitten, sondern oftmals der erste Schritt für einen Weg nach vorne.
    Mentorenschaft und unterstützende Beziehungen ergeben sich oft zwischen Menschen, die ähnliche Interessen haben oder auch, wenn der Jüngere den Älteren an sich selbst erinnert. 7 Das bedeutet, dass Männer oft eher jüngere Männer unterstützen, weil sie sich ihnen leichter verbunden fühlen. Nachdem es an der Spitze sämtlicher Branchen so viel mehr Männer gibt, gedeihen die Männerseilschaften weiterhin. Und da es ja ohnehin nur eine begrenzte Anzahl von Frauen in Führungspositionen gibt, ist es für junge Frauen schlicht nicht möglich, ausreichend Unterstützung zu erhalten, solange sich nicht auch die männlichen Führungskräfte beteiligen. Wir müssen männlichen Führungskräften dieses Manko bewusst machen und sie ermutigen, ihre Kreise zu erweitern.
    Es ist großartig, wenn ältere Männer die Mentoren von jüngeren Frauen sind. Noch besser ist es, wenn sie diese fördern und fordern. Jede männliche Führungspersönlichkeit, die ernsthaft nach einer gleichberechtigteren Welt strebt, kann das zu einer ihrer Prioritäten machen und so Teil der Lösung werden. Für Männer sollte es eine Auszeichnung sein, Frauen zu fördern. Und da unterschiedliche Perspektiven die Leistung verbessern, sollten Unternehmen dieses Verhalten fördern und belohnen.
    Natürlich müssen in diesem Zusammenhang ein paar heikle Fragen gelöst werden, darunter auch der sexuelle Kontext, in dem Beziehungen zwischen Männern und Frauen immer gesehen werden. Während meiner Jahre im Finanzministerium waren Larry Summers und ich einmal gemeinsam in Südafrika, wo wir uns im Wohnzimmer seiner Hotelsuite verkrochen, um an seiner Rede über Haushaltspolitik für den nächsten Tag zu arbeiten. Vom Jetlag geplagt, vergaßen wir die Zeitumstellung und merkten plötzlich, dass es drei Uhr in der Früh war. Wir beide wussten, wie es aussehen würde, wenn mich irgendjemand um diese Uhrzeit beim Verlassen seiner Suite sähe. Wir besprachen die Optionen. Vielleicht sollte er nachschauen, ob jemand im Gang war? Dann wurde uns unsere Zwickmühle klar: Denn es gibt keinen Unterschied zwischen dem Versuch, spätnachts beim Verlassen eines Hotelzimmers nicht gesehen zu werden und tatsächlich spätnachts jemandes Hotelzimmer zu verlassen. Ich trat in den (glücklicherweise) leeren Gang und schaffte es unbemerkt bis in mein Zimmer.
    Jüngere Frauen und ältere Männer vermeiden häufig, eine Mentoren- oder Förderbeziehung einzugehen, weil sie Angst haben, was andere denken könnten. Eine vom Center for Work-Life Policy und der Harvard Business Review veröffentlichte Studie hat ergeben: 64 Prozent der Männer auf der Ebene stellvertretender Geschäftsführer oder höher zögern, Vier-Augen-Besprechungen mit einer Frau abzuhalten, die in der Hierarchie unter ihnen steht. Was diese Frauen selbst betrifft, vermeidet immerhin die Hälfte von ihnen den engen
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