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Lean In: Frauen und der Wille zum Erfolg (German Edition)

Lean In: Frauen und der Wille zum Erfolg (German Edition)

Titel: Lean In: Frauen und der Wille zum Erfolg (German Edition)
Autoren: Sheryl Sandberg
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lockeren Unternehmenskultur zu schaden. Das Unternehmen bewegte sich schnell und tolerierte Fehler. Viele Leute fürchteten, dass ich nicht nur den Spaß verderben, sondern auch Innovationen im Keim ersticken würde. Naomi Gleit war einige Jahre zuvor direkt nach dem College zu Facebook gekommen. Als eine der ersten Angestellten von Facebook wusste sie ganz genau, wie die Firma funktionierte. Naomi und ich bauten eine enge Beziehung zueinander auf. Ich wette, dass wahrscheinlich die meisten Leute, darunter Naomi selbst, dachten, dass ich ihre Mentorin wäre. In Wahrheit war sie meine. Sie half mir, notwendige Änderungen umzusetzen, und griff ein, wenn ich im Begriff war, Fehler zu machen. Naomi sagte mir immer die Wahrheit, selbst wenn sie dachte, dass diese unbequem für mich sein könnte. Diesen Dienst erweist sie mir bis heute.
    Auch Menschen auf der gleichen Ebene können sich gegenseitig Mentoren und Förderer sein. Es gibt das Sprichwort »jeder Rat ist autobiographisch«. Freunde, die sich gerade am gleichen Punkt in ihrer Karriere befinden, können womöglich die aktuelleren und nützlicheren Ratschläge geben. Mehrere meiner älteren Mentoren rieten mir 2001 davon ab, eine Stelle bei Google anzunehmen. Fast alle Gleichaltrigen hatten hingegen verstanden, was das Silicon Valley für ein Potential hatte. Zudem arbeiten Gleichaltrige ebenfalls an der Front und können Probleme besser als Vorgesetzte verstehen – vor allem, wenn diese Probleme erst von Vorgesetzten verursacht werden.
    Als ich Berater bei McKinsey & Company war, bearbeitete ich meinen ersten Auftrag in einem Team, das aus einem Vorgesetzten, einem sogenannten Senior Engagement Manager ( SEM ) und zwei weiteren, männlichen Beratern bestand, Abe Wu und Derek Holley. Wenn der SEM mit Abe oder Derek sprechen wollte, ging er zu ihnen hin. Wenn er mit mir sprechen wollte, blieb er an seinem Schreibtisch sitzen und rief: »Sandberg, kommen Sie mal her!«, in einem Ton, in dem man vielleicht ein Kind, oder schlimmer noch Hunde ruft. Ich zuckte jedes Mal zusammen. Ich habe nie etwas gesagt, aber eines Tages begannen Abe und Derek, sich gegenseitig in dem gleichen lauten Ton »Sandberg« zu rufen. Der völlig von sich selbst eingenommene SEM schien das nie zu bemerken. Sie machten weiter. Als die Lage angesichts so vieler Sandbergs verwirrend wurde, beschlossen sie, dass unterschieden werden musste. Abe fing an, sich den »asiatischen Sandberg« zu nennen, Derek taufte sich auf den »gutaussehenden Sandberg«, und ich wurde zu »Sandberg Sandberg«. Meine Kollegen verwandelten eine schreckliche Situation in eine, in der ich mich geborgen fühlte. Sie setzten sich für mich ein und brachten mich zum Lachen. Sie waren die besten Mentoren, die ich haben konnte.
    Da ein Unglück selten allein kommt, wollte mich bei dem gleichen Projekt der wichtigste Kunde mit seinem Sohn verkuppeln. Diese Absicht äußerte er immer wieder im Beisein seines Teams. Ich wusste, es war als Kompliment gemeint, doch es untergrub meine berufliche Autorität. Wie sollten meine Kunden mich ernst nehmen, wenn deren Chef permanent alle daran erinnerte, dass ich so alt war wie sein Sohn – oh, und dass ich mit ihm ausgehen sollte? Eines Tages nahm ich meinen Mut zusammen und bat ihn um ein Gespräch unter vier Augen. Ich sagte ihm (freundlich), dass ich es nicht für angemessen hielte, dass er immer wieder seinen Sohn erwähne. Er lachte und tat es weiterhin.
    Nachdem ich versucht hatte, selbst etwas an der Situation zu ändern, ging ich zu meinem Vorgesetzten – jenem »Sandberg«-schreienden SEM . Er hörte sich meine Beschwerde an und sagte mir dann, dass ich darüber nachdenken solle, was ich »täte, um diese Signale auszusenden«. Klar, es war mein Fehler. Ich erzählte das den beiden anderen Sandbergs, die außer sich waren. Sie ermutigten mich, über den Kopf des SEM hinweg mit dem Seniorpartner, Robert Taylor, zu sprechen. Robert verstand mein Unwohlsein augenblicklich. »Diejenigen unter uns, die anders sind«, meinte er (er selbst ist Afroamerikaner), »müssen die Leute eben manchmal daran erinnern, dass sie uns angemessen zu behandeln haben.« Er sagte mir, dass er froh sei, dass ich selbst mit dem Kunden gesprochen habe und dieser darauf hätte hören müssen. Dann sprach er mit dem Kunden und machte deutlich, dass dieses Verhalten aufzuhören habe. Auch mit meinem SEM sprach er über dessen taktlose Antwort. Ich hätte für Roberts Schutz nicht dankbarer sein können.
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