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Lawinenexpreß

Lawinenexpreß

Titel: Lawinenexpreß
Autoren: Colin Forbes
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richtig hingekriegt, was?« grinste Julian Haller, als er Kaffee eingoß und dann genausoviel Sahne zugab, wie sie mochte. »Auf dem Seitentisch steht ein großer Scotch für dich, Harry«, fuhr er fort. »Ed hat vom Flughafen aus angerufen und euch angekündigt.« Als er ihr die Tasse reichte, blickte er auf die andere Seite des Raums, wo Wargrave die Kassette, die er aus Elsas, Handtasche herausgenommen hatte, in einen Recorder steckte.
    »Wozu diese Eile?« fragte er leise.
    »In Basel hat es ein bißchen Ärger gegeben«, erwiderte Wargrave. »Es sieht so aus, als sei jemand Angelo auf den Fersen – zwei bewaffnete Männer haben Necker geschnappt, nachdem er Elsa die Kassette zugesteckt hatte.«
    Elsa fuhr in ihrem Stuhl herum. »Mir sagst du nie etwas«, beschuldigte sie ihn. »Auf dem Weg hierher im Wagen hättest du Zeit genug gehabt, es mir zu erzählen…«
    »Du warst müde. Ich dachte, das hätte noch Zeit.« Wargrave setzte seinen Bericht an Haller fort, der sich eine Zigarette anzündete. Das Lächeln des Amerikaners verflüchtigte sich, als er dem Engländer mit gespannter Aufmerksamkeit zuhörte. »Leroy hat gute Arbeit geleistet – sehr gute«, bemerkte Wargrave. »Er hat entdeckt, was sich da abspielte, und seine Mannschaft hat Necker gerettet.«
    »Und die beiden Männer, die ihn geschnappt hatten?«
    »Auf dem Grund des Rheins, würde ich vermuten«, sagte Wargrave leichthin. Er sprach schnell weiter, als er Elsa zusammenzucken sah. »Ich werde jetzt die Kassette unseres unbekannten russischen Freundes Angelo abspielen. Alles bereit?«
    Im Raum war plötzliche Spannung zu spüren, als die Spulen sich zu drehen begannen, als die vertraute Stimme deutlich in englischer Sprache zu reden anfing. Es war ein heiseres Flüstern, eine offensichtlich verstellte Stimme, die aus dem fast siebentausend Kilometer entfernten Moskau zu ihnen sprach – eine Stimme, von der sie jetzt wußten, daß sie nur einem wichtigen Mitglied des sowjetischen Politbüros gehören konnte.
    Die Stimme des Mannes, den sie nur unter dem Codenamen Angelo kannten, hatte aufgehört zu sprechen. Ein entsetztes Raunen ging durch den Raum. Dies war die erschreckendste Nachricht, die Angelo je geschickt hatte. Die nach außen hin normalerweise so ruhige und entspannte Elsa saß verkrampft und angespannt da; die brennende Zigarette zwischen ihren Fingern hatte sie im Augenblick vergessen. Haller saß reglos hinter seinem Schreibtisch. Er hatte den Kopf leicht zur Seite geneigt. Wargrave, der beherrschteste der drei, nahm die Kassette heraus und sah Haller an.
    »Also, der nächste Schritt wäre?«
    »Du setzt dich am besten in die nächste Maschine nach Washington. Ich werde Bruno vorwarnen, daß du unterwegs bist…«
    Der Amerikaner zog eine Schublade seines Schreibtischs heraus, verglich Abflugzeiten und sah auf die Uhr an der Wand, die Montrealer Zeit zeigte. »Wenn du dich sehr beeilst, Harry…«
    »Bin schon unterwegs.«
    Haller schloß die Tür, die zu Rivertons Büro führte, mit seinem eigenen Schlüssel auf, und Wargrave setzte seine dunkle Brille auf, während er hinauseilte. Er winkte dem kanadischen Industriellen mit zwei Fingern einen kurzen Gruß zu, den Riverton, ohne zu sprechen, mit einem Kopfnicken erwiderte. Sechzig Sekunden später saß Wargrave hinter dem Lenkrad seines Mietwagens.
    Er hielt sich knapp unter der erlaubten Geschwindigkeit und kam gerade rechtzeitig am Flughafen an, um den nächsten Flug nach Washington zu erreichen. Als die Maschine abhob und wieder einmal in einer Wolkendecke verschwand, ließ Wargrave sich entspannt zurückfallen, achtete aber peinlich darauf, daß er nicht die Augen schloß, denn er durfte nicht einschlafen. Die Kassette hatte er in der Brusttasche. Die Zeitverschiebung des Fluges von Zürich nach Montreal traf ihn jetzt mit voller Wucht. In den nächsten Stunden mußte er jeden Gedanken an Schlaf vergessen. Harry Wargrave war unterwegs zu Bruno – das war der Codename für Joseph Moynihan, den Präsidenten der Vereinigten Staaten.
     
     
    Am Dulles Airport in Washington hatte James Ryder, ein hochgewachsener dickbäuchiger Amerikaner, seine übliche Aufgabe. Er trug eine dunkle Brille und einen Vicunia-Mantel, was auf einen Mann von einiger Bedeutung schließen ließ, und stand mit einer Reisetasche in der Hand vor der Ankunfts-Anzeigetafel, aus der er ersah, daß die Maschine aus Montreal soeben gelandet war. Er mischte sich unter die Passagiere dieses Fluges, schlenderte
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