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Lawinenexpreß

Lawinenexpreß

Titel: Lawinenexpreß
Autoren: Colin Forbes
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Unternehmen Donnerschlag mit all seinen zutiefst erschreckenden Einzelheiten zu beschreiben. Das sowjetische Oberkommando habe eine transparente Karte von Westeuropa auf eine Karte über den Westen Rußlands im gleichen Maßstab gelegt. Die Wolga sei zum Rhein geworden. Wegweiser – unsichtbar für die in fast fünfhundert Kilometer Höhe vorüberziehenden amerikanischen Spionagesatelliten – mit Aufschriften wie Paris 30 km, Hamburg 45 km, Calais 80 km hätten auf die in der jeweiligen Entfernung befindliche sowjetische Stadt gezeigt. Eine sowjetische Armeegruppe habe die gegnerische NATO-Streitmacht dargestellt. Die angreifende sowjetische Hauptstreitmacht, Armeegruppen, die den NATO-Streitkräften im Verhältnis drei zu eins überlegen gewesen seien – was den tatsächlichen Verhältnissen entspreche –, sei von Marschall Pratschko persönlich befehligt worden. Der Angriff sei mit so überwältigender Macht vorgetragen worden und so schnell gewesen, daß man davon ausgegangen sei, der amerikanische Präsident werde es für zwecklos halten, einen atomaren Vergeltungsschlag anzuordnen.
    Kurz vor dem Ende der Nachricht sprach Angelo die letzten Worte mit tiefer und kraftvoller Stimme. »Es ist unerläßlich, sofort eine gewaltige Demonstration amerikanischer Macht zu geben, um Marschall Pratschko und seine Anhänger abzuschrecken, die dabei sind, im Politbüro die Mehrheit zu bekommen…«
    Für einen Augenblick hing die gleiche erschrockene Stille über dem Ovalen Büro, die nach dem Abspielen des Bandes über dem Raum im Baton Rouge Building in Montreal gelegen hatte. Aber schon als Wargrave den Recorder abstellte, stand Moynihan vom Schreibtisch auf, von dem er sich während der Wiedergabe des Bandes nicht weggerührt hatte.
    »Ich glaube, wir können dies als einen größeren Notstand bezeichnen«, bemerkte Moynihan. »Eingegangene Satellitenmeldungen bestätigen, daß in dem von Angelo genannten Gebiet umfangreiche militärische Manöver stattgefunden haben. Aber diese Meldungen können uns natürlich nicht das sagen, was Angelo uns berichtet hat. Und dann ist da noch das Problem mit den Laserwaffen – hier und in Moskau sind Wissenschaftler der Ansicht, daß sie kurz vor einem Durchbruch stehen.«
    »Einem Durchbruch wozu?«
    »Eines Tages, vielleicht schon sehr bald, werden Laserstrahlen über große Entfernungen in der Lage sein, Raketenleitsysteme zu stören – und das bedeutet, daß jede abgefeuerte Rakete unter Umständen auf die eigene Abschußbasis stürzt. Ergebnis Nummer eins? Ende der nuklearen Abschreckung. Ergebnis Nummer zwei? Die Sowjets werden sich in der Lage fühlen, ihre Landstreitkräfte in Europa einzusetzen, ohne einen nuklearen Vergeltungsschlag befürchten zu müssen…«
    »Wie lautet also die Antwort darauf?« wollte Wargrave wissen.
    »So.« Moynihan drückte einen Knopf auf seiner Gegensprechanlage. »Ed, berufen Sie bitte sofort eine Sitzung des Nationalen Sicherheitsrates ein. In einer Stunde. Es ist mir schnuppe, wo die Leute gerade sind. Sorgen Sie dafür, daß sie herkommen…«
    Innerlich seufzte Wargrave erleichtert auf. Er war erleichtert, daß Joseph Moynihan im Weißen Haus saß. Wie viele der vorhergehenden Präsidenten wären so schnell zu einer Entscheidung gekommen, wie viele hätten so entschlossen gehandelt? Als wollte der Präsident Wargraves unausgesprochene Gedanken bestätigen, zog er seinen Hosenbund hoch und sagte knapp:
    »Diese Sitzung ist eine rein formelle Sache. Ich habe schon entschieden, was zu tun ist. Die Sparta-Leute haben großartige Arbeit geleistet. Das sage ich Ihnen persönlich, Harry.« Er streckte die Hand aus und schüttelte Wargrave die Hand. Der Präsident hatte einen festen Griff. »Und Julian Haller können Sie das gleiche sagen…«
    Vierundzwanzig Stunden später, nach der Rückkehr nach Montreal, wurde Wargrave die enorme Stärke von Moynihans Reaktion bewußt. Schon in der Nacht waren drei amerikanische Luftlandedivisionen in Fort Worth, Texas, mit ihrer gesamten Ausrüstung an Bord einer riesigen Flotte von Lockheed-C-5-A-Transportmaschinen gegangen. Im Weißen Haus blieb Moynihan die ganze Nacht in Hemdsärmeln auf und telefonierte mit dem Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland, dem Premierminister Großbritanniens, dem Präsidenten der Französischen Republik und dem Oberkommandierenden der NATO in Brüssel. Und in dieser Zeit starteten laufend die riesigen Transportmaschinen und machten sich auf den Weg nach Osten über
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