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Lawinenexpreß

Lawinenexpreß

Titel: Lawinenexpreß
Autoren: Colin Forbes
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ausgewandert, wo er auf die Anlageratschläge des Industriellen und Millionärs William Riverton gehört und sein kleines Kapital verzehnfacht hatte. Bei seinem Ausscheiden hatte er seine Philosophie in der für ihn typischen markigen Manier erklärt.
    »Es ist wie bei einem Rennfahrer: In dem Beruf muß man aussteigen, bevor man vierzig ist, oder man ist ein toter Mann…«
    Jetzt stand er im Züricher Flughafengebäude am Zeitungsstand. Er wußte genau, daß Elsa Lang gerade am Check-in-Schalter stand und sich für ihren Flug eintragen ließ, daß die Angestellte Elsas Reisetasche schon auf das Förderband gestellt hatte, das sie zu der wartenden Maschine befördern würde – obwohl er nicht einmal in Richtung der Agentin geblickt hatte. Er sah auf die Armbanduhr. 11 Uhr 37. Wieder einmal verdammt knapp, aber die gute Elsa hatte es geschafft. Wargrave hatte immer auf einem sehr knappen Zeitplan bestanden. Bei einer Meinungsverschiedenheit mit Matt Leroy hatte er die anscheinend durchaus vernünftigen Einwände des Amerikaners verworfen.
    »Für Irrtümer oder Fehler gibt es nicht den kleinsten gottverdammten Spielraum«, hatte Leroy protestiert. »Wir haben die denkbar wenigste Zeit, um die Kassette aus dem Schlafwagen herauszuholen. Elsa stehen nur Minuten zur Verfügung, um den Transalpin-Expreß zu erreichen. Der Expreß muß fahrplanmäßig in Zürich ankommen, damit sie überhaupt eine Chance hat, rechtzeitig auf dem Flughafen anzukommen und ihre Maschine zu erwischen…«
    »So ist es«, hatte Wargrave lakonisch bestätigt.
    »Um Himmels willen; das ist alles, was Sie dazu zu sagen haben?«
    »Je schneller der Fuchs sich bewegt, um so geringer wird die Chance der Hunde, die Fährte aufzunehmen, Matt«, hatte Wargrave mit einem sadonischen Grinsen bemerkt. »Ein knapper Zeitplan macht die Sache für uns verdammt schwierig – aber für den Feind noch schwieriger. Schon mal gesehen, wie sich ein Falke auf seine Beute stürzt? Er stößt herab wie der Blitz, und dann ist er auf und davon. Wir sind dieser Falke…«
    Wargrave wollte sich gerade vom Zeitungsstand entfernen, um an Bord von Elsas Maschine zu gehen – die Zeit wurde jetzt schon verdammt knapp –, als er sich bewußt wurde, daß Matt Leroy neben ihm stand. Der Amerikaner nahm einen Roman von Harold Robbins in die Hand. In Wargraves entspannter Haltung deutete nichts darauf hin, daß er aufs höchste konzentriert war. Leroy hatte strikte Anweisung, sich ihm nur im Notfall zu nähern. Über Lautsprecher erfolgte gerade der letzte Aufruf zum Flug 160 der Swissair.
    Leroy kaufte das Taschenbuch und legte es dann auf einen Zeitschriftenstapel, während er bedächtig die Brieftasche einsteckte. Wargrave rief die Verkäuferin zurück und kaufte ein Exemplar desselben Romans. Er nahm es aber nicht an sich, nachdem das Mädchen es neben das von Leroy gelegt hatte. Er zahlte und wartete, bis das Mädchen einen anderen Kunden bediente. Erst dann nahm er Leroys Exemplar und lief auf das Gate zu, das Elsa Lang bereits passiert hatte.
    In der Ersten Klasse der Schweizer DC-10 wählte Wargrave einen Platz auf der anderen Seite des Ganges, eine Reihe hinter Elsa Lang. Sie saß da mit übereinandergeschlagenen Beinen und starrte aus dem Fenster. Eine Symphonie in Nylon, dachte Wargrave anerkennend, während er sich anschnallte. Und dies war ein weiteres kleines Detail, das er ihr eingeschärft hatte, als sie vor einem Jahr mit diesen allmonatlichen Routineflügen begonnen hatte.
    »In der Maschine müssen Sie immer mit übereinandergeschlagenen Beinen dasitzen…«
    »Tatsächlich?« hatte sie ironisch wissen wollen. »Hältst du es für wahrscheinlich, daß ich neuntausend Meter über dem Atlantik meine offizielle Unschuld verliere?«
    »Ich muß gestehen, daß meine Möglichkeiten begrenzt sind, sie dir zu rauben«, hatte er ihr versichert. »Wenn mich aber jemand dabei ertappt, daß ich dich beobachte, wird der Anblick deiner Beine eine höchst unschuldige und ausreichende Erklärung sein.«
    »Oder ist es vielleicht so, daß du einfach deine Pflichten zugunsten unverhüllter sexueller Absichten mißbrauchst?«
    Nicht zum erstenmal im Umgang mit Elsa Lang war Wargrave damals um eine Antwort verlegen gewesen. Darüber dachte er jetzt nach, während er ihre Beine musterte und dann die anderen Fluggäste betrachtete. Unterdessen ließ der Pilot die Triebwerke aufheulen, um Schubkraft aufzubauen. Dann rollte die Maschine zur Hauptstartbahn. Das ist die falsche
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