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LaVyrle Spencer

LaVyrle Spencer

Titel: LaVyrle Spencer
Autoren: Getrennt von Tisch und Bett
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passieren. Trotz deiner
Gedankenlosigkeit und Gefühllosigkeit halte ich dich doch nicht für einen
hoffnungslosen Fall.«
    »Falls ich sie heiraten würde, wäre
ich genau das. Himmel, ich mag das Mädchen nicht einmal.«
    »Sprich nicht auf diese Weise vor
deiner Mutter. Und außerdem ist sie kein Mädchen mehr. Sie ist eine erwachsene
Frau. Und als Frau sollte sie sich Gründen der Vernunft nicht verschließen.«
    »Ich weiß nicht, worauf du hinaus
willst. Du weißt doch, aus was für einer Familie sie kommt. Ihr Vater ist
verrückt und ihre Mutter völlig verschüchtert. Das ist sicher nicht die
Familie, in die du eine Einheirat wünschst. Trotzdem redest du so, als würdest
du eine Ehe mit ihr begrüßen.«
    »Du hättest dich nach ihrer Herkunft
erkundigen sollen, ehe du sie geschwängert hast, Clay.«
    »Wie konnte
ich denn? Ich kannte sie nicht einmal.« Wie alle guten Anwälte hatte Claiborne
Forrester ein angeborenes Gefühl für den richtigen Zeitpunkt seines
dramatischen Auftritts. Um seinen Worten noch mehr Gewicht zu verleihen,
machte er eine kurze Pause, ehe er entgegnete: »Das ist ja gerade der
springende Punkt. Allein diese Tatsache entbindet dich nicht von deiner
Verantwortung, wie du vielleicht glaubst, sondern impliziert – meiner Ansicht
nach – eine weitaus größere, ihr und ihrem ungeborenen Kind gegenüber. Du hast
gehandelt, ohne auch nur eine Sekunde an die Folgen zu denken. Selbst jetzt
scheinst du nicht zu begreifen, daß ein Kind von dieser Angelegenheit betroffen
ist, dein Kind.«
    »Es ist ihr Kind!«
    Claiborne warf seinem Sohn einen
eisigen Blick zu. »Seit wann bist du so gefühllos, Clay?«
    »Seit ich von dir mit Vorwürfen
überhäuft werde.«
    »Hört damit auf, ihr beiden«, befahl
Angela mit ruhiger Stimme und erhob sich. »Ihr redet beide Unsinn und werdet es
bedauern, wenn das so weitergeht. Clay, dein Vater hat recht. Du hast dieser
Frau gegenüber eine moralische Verantwortung. Ob du sie deswegen heiraten
solltest oder nicht, wollen wir heute abend nicht entscheiden.« Sie ging zu
ihrem Mann und legte ihm ihre Hand auf die Brust. »Liebling, wir alle müssen
das sorgfältig überdenken. Clay sagte, daß das Mädchen nicht heiraten wolle und
Geld ablehne. Laß die beiden das unter sich ausmachen, wenn sich die Gemüter
wieder beruhigt haben.«
    »Angela, ich glaube, unser Sohn
braucht ...«
    Sie legte ihm den Zeigefinger auf
den Mund. »Claiborne, du bringst Gefühle ins Spiel. Wie oft hast du mir gesagt,
daß ein guter Anwalt das nie tun darf? Es ist besser, im Augenblick nicht mehr
darüber zu reden.«
    Er sah ihr in die Augen. Sie waren
groß und haselnußbraun und strahlten eine außergewöhnliche
Wärme aus. Sie bezauberten Claiborne, der jetzt fünfundfünzig war, noch immer
so wie am ersten Tag. Er legte seine Hand auf die ihre. Er brauchte ihr nicht
zu antworten. Er beugte sich ihrem Rat und versicherte sie seiner Liebe, indem
er ihre Hand sanft streichelte.
    Als Clay seine Eltern so sah, fühlte
er sich wieder sicher und geborgen, so geborgen wie seit seiner frühesten
Kindheit. So wollte er auch mit seiner Frau zusammenleben, dasselbe Glück
erfahren. Er wollte kein Mädchen heiraten, dessen Nachnamen er vergessen hatte,
deren Heim das Gegenteil dessen war, was er kennengelernt hatte.
    Seine Mutter drehte sich um. Die
Hände seines Vaters lagen auf ihren Schultern. Sie sahen beide ihren Sohn an.
    »Deine Mutter hat recht. Laß uns
alles überschlafen, Clay. Am nächsten Morgen sehen die Dinge oft klarer aus.«
    »Das hoffe ich«, sagte Clay
resigniert.
    Angela kam ihr Sohn wie ein groß
geratener Junge vor. Sie spürte seinen inneren Kampf und wartete geduldig, daß
er sich seinen Kummer von der Seele redete.
    »Es tut mir so leid«, sagte er mit
erstickter Stimme, und da nahm sie ihn in die Arme. Über ihre Schulter hinweg
suchte er den Blick seines Vaters.
    »Wir lieben dich, Clay. Was auch
immer geschieht«, versicherte sie ihm.
    Claiborne fügte hinzu: »Vielleicht
fehlen dir dafür im Moment die Beweise, aber Liebe kann auch schmerzlich sein.
Gute Nacht, mein Sohn.«
    Man mußte sehr schlau vorgehen, um
Herb Andersons Gerissenheit zu überlisten. Er schien über einen sechsten Sinn
zu verfügen und entwickelte wie viele Alkoholiker Augenblicke außergewöhnlicher
Hellsichtigkeit. Am nächsten Morgen achtete Catherine
sorgfältig darauf, nicht von ihrer täglichen Routine abzuweichen, denn jede
Änderung hätte seinen Argwohn geweckt. Sie
stand vor dem
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