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LaVyrle Spencer

LaVyrle Spencer

Titel: LaVyrle Spencer
Autoren: Getrennt von Tisch und Bett
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Catherine dazu sagte.
    Er startete den Motor, legte den
Gang ein und fuhr los. Diesmal hielt er sich an die vorgeschriebene Geschwindigkeit.
Beide schwiegen. Als sie in die Nähe seines Elternhauses kamen, fragte er:
»Glauben Sie, daß Ihre Eltern noch hier sind?«
    »Keine Ahnung. Doch bei einem
Verrückten wie meinem Vater ist alles möglich.«
    »Es sieht aus, als wären sie
gegangen«, sagte er, denn der Sedan stand nicht mehr in der Auffahrt.
    »Dann fahren Sie mich am besten nach
Hause«, sagte sie und fügte dann
hinzu: »Schade, daß ich Ihnen Umstände machen muß.«
    Er mußte an
einer Ampel halten. Sie starrte weiter stur aus dem Fenster, so daß er fragen
mußte: »Und in welche Richtung bitte?«
    Sie
betrachtete ihn im fahlen Licht der Straßenbeleuchtung. Seine ganze Haltung
drückte Unverschämtheit aus. »Sie erinnern sich wohl wirklich nicht mehr an
jene Nacht, wie?«
    »Ich
erinnere mich an das, woran ich mich erinnern will. Merken Sie sich
das.«
    »Na gut«,
sagte sie und gab ihm die Adresse ihrer Wohnung. Die Fahrt von Edina nach North
Minneapolis dauerte etwa zwanzig Minuten. Beide schwiegen, und jeder fühlte
sich in der Gegenwart des anderen äußerst unwohl. Schließlich bog Clay in die
Straße ein, in der Catherine wohnte.
    »We ...«
Seine Stimme klang krächzend, und er räusperte sich. »Welches Haus?«
    »Das dritte
auf der rechten Seite.«
    Er hielt
und schaltete das Standlicht ein. Jetzt konnte sie fliehen, doch seltsamerweise
blieb sie sitzen.
    Clay
umklammerte das Lenkrad. Er warf einen Blick auf das dunkle Haus, dann sah er
sie an.
    »Geht's
einigermaßen?« fragte er.
    »Ja. Und
Ihnen?«
    »Mein Gott,
ich weiß es nicht.« Er lehnte sich zurück und schloß die Augen.
    »Na, denn
...« Sie wollte die Tür öffnen.
    »Wollen Sie
mir nichts über Ihre Pläne erzählen?«
    »Nein.«
    »Aber wie
wird Ihr Vater reagieren?«
    »Ich gehe
bald von zu Hause fort. Ich habe keine Lust, ihm weiter als Trumpfkarte zu
dienen. Und wenn ich nicht mehr da bin, kann er Sie und Ihre Eltern nicht mehr
bedrohen.«
    »Ich habe das nicht meinetwegen
gefragt, sondern ich mache mir Sorgen um Sie. Was passiert, wenn Sie jetzt da
reingehen?«
    »Bitte ...
hören Sie damit auf.«
    »Aber er
...«
    »Und
stellen Sie mir keine Fragen mehr, okay?«
    »Er hat Sie doch gezwungen, heute
abend mitzukommen, oder?« Seine Stimme klang gequält.
    »Ich sagte:
keine Fragen mehr, Mr. Forrester.«
    »Es gefällt
mir überhaupt nicht, Sie so gehen zu lassen.«
    »Glauben Sie, mir?«
    Sie sah ihn nicht an, denn sie
konnte seinen schuldbeladenen Blick nicht ertragen. Als sie die Tür öffnete,
legte er ihr seine Hand auf den Arm. Sie spürte die Wärme dieser Hand sogar
durch den Stoff ihres Mantels. Als sie den Kopf noch weiter abwandte – sie
wollte sich auf keinen Fall von ihm aufhalten lassen –, entdeckte er an ihrem
Hals drei Blutergüsse. Ehe sie es verhindern konnte, strich er sanft mit den
Fingern darüber. Sie zuckte zusammen.
    »Bitte
nicht!«
    »Das hat er
getan, nicht wahr?«
    Leugnen war zwecklos, doch zugeben
durfte sie es auch nicht. Deshalb schwieg sie.
    »Bemitleiden Sie mich nicht«, sagte
sie, »ich könnte es nicht ertragen.«
    »Catherine ...« Aber er wußte nicht,
was er sagen sollte. Er konnte sie auch nicht länger zurückhalten. Er wollte
nichts mit ihrem Leben zu tun haben, doch dafür war es bereits zu spät. Beide
wußten es.
    »Darf ich Sie denn nicht wenigstens
finanziell unterstützen?« fragte er fast flüsternd.
    »Nein ... bitte ... ich möchte
nichts von Ihnen. Das können Sie mir glauben.«
    Jetzt glaubte er es.
    »Lassen Sie es mich wissen, falls
Sie Ihre Meinung ändern?«
    »Nein. Und nichts kann meine Meinung ändern.« Sie
löste sich langsam aus seinem Griff.
    »Viel Glück«, sagte er und sah ihr
in die Augen.
    »Ja, Ihnen auch.«
    Dann beugte er sich vor und stieß
die Tür auf. Dabei berührte er sie, und sie erschauderte.
    Sie stieg schnell aus.
    »Warten Sie einen Moment.« Er lehnte
sich über den Sitz und sah sie traurig an. »Ich ... wie war doch noch Ihr
Familienname, Catherine?«
    Da wäre sie am liebsten in Tränen
ausgebrochen, wie in jenem Augenblick, als er sie in der Halle nicht gleich
erkannt hatte.
    »Anderson. Ein so gewöhnlicher Name,
daß man ihn schnell vergessen kann.«
    Dann drehte sie sich um und lief ins
Haus.
    Als sie gegangen war, ließ Clay
Forrester den Kopf schwer auf das Lenkrad sinken. Er wußte, daß er diesen Namen
niemals vergessen
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