Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
LaVyrle Spencer

LaVyrle Spencer

Titel: LaVyrle Spencer
Autoren: Getrennt von Tisch und Bett
Vom Netzwerk:
übersteigerten Hoffnungen. Vielleicht wollte Clay nur
Melissa sehen und seinen Eltern die Möglichkeit geben, mit ihrem Enkelkind
zusammenzusein. Aber dann erinnerte sich Catherine an den Klang seiner Stimme
am Telefon und wußte irgendwie, daß ihr Traum endlich in Erfüllung gehen würde.
Ihre Gedanken flogen voraus zu dem bevorstehenden Abend.
    Um die Zeit zu vertreiben, packte
sie Melissa ins Auto und fuhr in die Stadt, um sich ein neues Kleid zu kaufen.
    Wieder zu Hause, legte sie Melissa
schlafen und schwelgte lange in einem Schaumbad. Nackt drehte und wendete sie
sich dann vor dem Spiegel, probierte verschiedene verführerische Posen aus,
befeuchtete mit der Zunge ihre Lippen und sagte mit sinnlich tiefer Stimme:
»Hallo, Clay.« Sie wiegte sich in den Hüften und hauchte sexy: »Wie findest du
mich, Liebling?«
    Doch plötzlich kam sie sich kindisch
vor und beendete die Komödie. Diese Posen paßten nicht zu ihr. Sie war jetzt
eine erwachsene Frau. Sie durfte Clay
kein Theater vorspielen, sondern mußte ihm entgegentreten, wie sie wirkich war.
Sie griff nach dem Parfüm, dessen Duft Clay immmer am liebsten gemocht hatte,
und rieb ihren ganzen Körper damit ein. Wahrend ihre Hand leicht über ihre Haut
glitt, dachte sie an Clay und die bevorstehende Nacht. Ich begehre ihn, dachte
sie.
    Lange bürstete sie ihr Haar und
erinnerte sich an den Abend vor ihrer ersten Begegnung mit Clay. Sie schminkte
sich sehr dezent und trug ihr Haar offen, so wie bei ihrem ersten Rendezvous
mit ihm.
    Das neue, pflaumenblaue Seidenkleid
umhüllte ihren Körper in weitschwingenden Falten, hatte einen V-Ausschnitt und
wurde in der Taille von einem Gürtel gerafft, was ihre Figur vorteilhaft
hervorhob. Schlichte goldene Ohrringe und eine kurze Halskette unterstrichen ihre
elegante Erscheinung. Sie schlüpfte in die neuen, hochhackigen Lackschuhe, denn
sie kannte Clays Vorliebe für Pumps.
    Catherine war sich bewußt, daß sie
Clay verführen wollte, und schämte sich einen Augenblick für ihr Verlangen nach
ihm. Doch da wachte Melissa auf, quengelte schlaftrunken vor sich hin, und
Catherine vergaß ihre Gewissensbisse, während sie das Baby anzog.
    Auch Clay hatte sich einen neuen Anzug
gekauft. Doch jetzt, auf dem Weg zu Catherine, fragte er sich wohl zum
zehntenmal, ob die Seidenkrawatte zu auffällig war. Er kam sich vor wie ein
nervöser Collegestudent, der zum erstenmal ein Mädchen ausführt. Was, zum
Teufel, war in ihn gefahren? Noch nie hatte er Zweifel an seinem Aussehen
gehabt. Aber als er an einer Ampel halten mußte, betrachtete er sich kritisch
im Rückspiegel und zupfte die Krawatte zurecht. Hinter ihm hupte jemand, und er
fuhr mit einem Fluch weiter. Er steckte eine Kassette in
den Recorder, und die Musik von The Lettermen erklang. Zu
offensichtlich! dachte er und nahm die Cassette wieder heraus.
    Eine halbe Stunde vor der vereinbarten
Zeit war Catherine fertig und wartete voller Ungeduld auf Clay. Ihre Nervosität
hatte sich auf Melissa übertragen; das Kind war kaum zu bändigen. Es kroch
überall herum, hätte beinahe den Weihnachtsbaum umgeworfen, drückte alle
Knöpfe des Fernsehers, bis Catherine Melissa schließlich genervt in ihr Laufställchen
steckte und weiter ruhelos durch die Zimmer wanderte.
    Es
läutete.
    Laß ihn
zweimal läuten, ermahnte sich Catherine, während Clay vor der Tür die Hände in
die Taschen steckte, damit er nicht vor Ungeduld gleich wieder auf die Klingel
drückte. Was soll ich ihm sagen, überlegte sie krampfhaft.
    Was soll
ich ihr sagen, überlegte er verzweifelt.
    Sie öffnete die Tür. In diesem Kleid
sieht sie einfach hinreißend aus, dachte er.
    »Fröhliche
Weihnachten«, sagte er.
    »Fröhliche Weihnachten«, antwortete
sie mit einem nervösen Lachen und ließ ihn eintreten. Er sah sie bewundernd an
und sagte: »Was für ein schönes Kleid.«
    »Danke. Es ist neu ... nun, ich habe
mir erlaubt, etwas von deinem Geld dafür zu verschwenden.«
    Warum mußtest du das sagen! schalt
sie sich. Aber er lächelte und antwortete: »Wie mich das freut! Auch ich habe
mir einen neuen Anzug gegönnt.«
    »Ach,
tatsächlich?«
    »Ich habe mir selbst ein
Weihnachtsgeschenk gekauft.« Er schlug den Mantel auseinander und präsentierte
sich in seinem neuen Anzug.
    »Braun steht dir wirklich am
besten«, sagte Catherine und ging ihm voran ins Wohnzimmer. »Komm und bewundere
Melissa in ihrem neuen Kleidchen, das Angela ihr geschenkt hat und das ihr
jetzt paßt.«
    »Hallo, Melissa«, sagte Clay.
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher