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LaVyrle Spencer

LaVyrle Spencer

Titel: LaVyrle Spencer
Autoren: Getrennt von Tisch und Bett
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genannt, und das begann ihn zu
nerven. Sie gebrauchte das Kosewort so beiläufig, daß es ihn ärgerte. Er mußte
daran denken, wie wichtig für Catherine jede Form der Zuneigung war.
    »Jill, warum wolltest du, daß ich zu
dir zurückkehre?« fragte er abrupt.
    »Liebling, was für eine Frage! Ohne
dich war ich verloren, das weißt du doch.«
    »Gab es sonst noch einen Grund?«
    »Willst du mich ins Kreuzverhör
nehmen? Wie gefällt dir dieses Kleid?« Sie hielt sich ein rosafarbenes
Seidenkleid vor den Körper und tanzte provozierend um ihn herum.
    »Jill, ich will mit dir reden.
Kannst du nicht einen Augenblick dieses verdammte Kleid vergessen?«
    »Sicher. Schon geschehen.« Sie warf
das Kleid nachlässig aufs Bett, setzte sich vor die Frisierkommode und begann,
ihr Haar zu bürsten. »Ich höre.«
    Er wußte nicht, wie er beginnen
sollte. »Jill, ich dachte immer, unser Lebensstil, unsere Herkunft, unsere
Zukunftspläne seien sich so ähnlich, daß wir praktisch füreinander geschaffen
schienen. Aber ... aber mit diesem Leben komme ich nicht zurecht.«
    »Du kommst nicht damit zurecht?
Willst du mir das erklären, Clay?« sagte sie schroff und bürstete ihr Haar noch
vehementer.
    Mit einer vagen Geste umfaßte er das
Zimmer. »Jill, wir sind zu verschieden. Ich komme mit dieser Unordnung, dem
Essen in Restaurants, der ganzen Hektik unseres Lebens nicht zurecht.«
    »Ich dachte nicht, daß du mich wegen
meiner häuslichen Fähigkeiten haben wolltest.«
    »Jill, ich bin bereit, meinen Teil
dazu beizutragen, aber ich brauche ein Heim, in dem ich mich wohl fühle.
Verstehst du das?«
    »Nein. Es klingt, als würdest du
mich bitten, meine Karriere aufzugeben, damit ich zu Hause Staub wischen kann.«
    »Ich erwarte nicht, daß du irgend
etwas aufgibst. Ich will nur, daß du meine Fragen beantwortest.«
    »Das würde ich gern tun, wenn ich
wüßte, was du von mir willst.«
    Clay nahm einen spitzenbesetzten,
violetten Unterrock von einem Stuhl und setzte sich müde darauf. Er betrachtete
das teure Kleidungsstück und rieb es nachdenklich zwischen seinen Fingern. Dann
fragte er: »Was ist mit Kindern, Jill?«
    »Kinder?«
    Sie hörte auf, sich das Haar zu
bürsten. Clay sah sie an. »Eine Familie. Willst du je eine Familie haben?«
    Sie drehte sich zu ihm um und sagte
wütend: »Und du behauptest, du erwartest nicht von mir, etwas aufzugeben!«
    »Das
tue ich auch nicht, und ich spreche auch nicht von der unmittelbaren Zukunft.
Aber willst du irgendwann mal Kinder haben?«
    »Ich habe endlich nach jahrelangem
Studium meinen Abschluß gemacht. Ich habe eine Zukunft in einem der fortschrittlichsten
Berufe vor mir, und du sprichst von Kindern?« Plötzlich sah Clay Catherine vor
sich, wie sie über Grovers totes Baby geweint hatte; wie er vor der Entbindung
seine Hand auf ihren Leib gelegt hatte; wie sie neben Melissa auf dem
Fußboden des Wohnzimmers gesessen hatte; wie sie geweint hatte, weil sich
Melissa den Kopf gestoßen hatte. Plötzlich schleuderte Jill ihre Bürste auf die
Kommode. »Du warst bei ihr, nicht wahr?«
    »Bei wem?«
    »Bei deiner
... Frau.« Das Wort ärgerte Jill.
    Clay dachte
nicht daran zu lügen. »Ja.«
    »Wußte ich's doch! Sobald du
anfingst, dich über die Unordnung hier zu beklagen, habe ich es gewußt! Bist
du mit ihr ins Bett gegangen?«
    »Um Himmels willen.« Clay stand auf
und wandte ihr den Rücken zu.
    »Nun, hast
du's getan?«
    »Das hat
nichts mit uns zu tun.«
    »Ach, wirklich nicht? Nun, dann denk
noch mal darüber nach, Freundchen, weil ich nicht gewillt bin, die zweite Geige
zu spielen!«
    »Das ist doch Teil unseres
Zusammenlebens, oder nicht?«
    »Wie meinst du das?«
    »Es zählen doch nur unsere Egos. Ein
Grund, warum du mich wiederhaben wolltest, ist doch, daß dir nie im Leben etwas
versagt geblieben ist. Und ich habe Catherine verlassen, weil ich nie auf etwas
verzichten mußte.«
    Ihre Augen glitzerten gefährlich,
als sie ihn jetzt ansah. »Nun, dann sind wir wohl zwei von derselben Sorte,
nicht wahr, Clay?«
    »Nein, das sind wir nicht. Ich
dachte, wir wären es, aber wir sind es nicht. Nicht mehr.«
    Sie standen sich jetzt gegenüber.
Ihr Blick war zornig, seiner traurig.
    Schließlich sagte Jill: »Mit
Catherine kann ich konkurrieren, aber nicht mit Melissa. Das ist es, nicht
wahr?«
    »Sie lebt, Jill. Sie existiert, und
ich bin ihr Vater. Das kann ich nicht vergessen. Und Catherine hat sich sehr
verändert.«
    Da schleuderte Jill ihre Haarbürste nach ihm und
traf ihn
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