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LaVyrle Spencer

LaVyrle Spencer

Titel: LaVyrle Spencer
Autoren: Getrennt von Tisch und Bett
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an der Wange. Dabei schrie sie: »Sei verdammt! Wie kannst du es wagen,
dazustehen und mir von ihr vorzuschwärmen! Wenn du dich so nach ihr sehnst,
warum bist du dann noch hier? Du brauchst nicht zu glauben, daß mein Bett lange
kalt bleiben wird, wenn du verschwunden bist.«
    »Jill, bitte. Ich wollte dich nicht
verletzen.«
    »Mich verletzen? Wie könntest du
das? Man verletzt doch nur die Menschen, die man liebt. Heißt es nicht so in
einem Lied?«
    Nachdem Clay das Apartment am
Minnetonka-See verlassen hatte, fuhr er stundenlang ziellos durch die Stadt.
Dann schlug er unbewußt die Richtung zum Golden Valley ein. Er bog in die
Golden Valley Road ein, fuhr an Byerly's Supermarkt vorbei, wo er und Catherine
zum erstenmal einkaufen gegangen waren. Er hielt auf dem Parkplatz vor dem
Stadthaus, blickte zur Glastür hoch und sah dahinter bunte Lichter an einem
Weihnachtsbaum blinken. Lange Zeit saß er da und starrte zu dem Fenster hinauf.
Dann erloschen die Lichter, er ließ den Motor an und fuhr zu einem Motel.
    Als Clay plötzlich in der Tür zum Arbeitszimmer stand,
blickte Claiborne mit unverhohlenem Erstaunen auf. Er erhob sich aus seinem
Sessel, ließ sich dann aber wieder zurücksinken und verbarg seine
hoffnungsvolle Freude hinter einer Maske der Gleichgültigkeit.
    »Hallo,
Dad.«
    »Hallo,
Clay. Wir haben dich lange nicht gesehen.«
    »Ja. Sag Mutter bitte noch nicht,
daß ich hier bin. Ich möchte erst mit dir allein reden.«
    »Natürlich. Komm rein.« Claiborne
nahm seine silbergefaßte Lesebrille von der Nase und legte sie auf die Schreibtischplatte.
    »Du trägst
jetzt eine Brille?«
    »Ja, schon seit ein paar Monaten.
Aber ich kann mich an die verdammten Dinger einfach nicht gewöhnen.«
    Beide blickten verlegen auf die
Brille und suchten nach Worten, um die peinliche Stille zu durchbrechen. Schließlich
stand Claiborne auf.
    »Möchtest
du einen Brandy?«
    »Nein,
danke. Ich ...«
    »Einen Scotch?« fragte Claiborne.
»Oder vielleicht ein Glas Weißwein?«
    »Nein, Dad.
Ich möchte nur mit dir reden.«
    Claiborne lehnte sich in seinem
Sessel zurück. Im Kamin knisterte das Feuer. Clay seufzte und fragte sich, wie
so oft in letzter Zeit, wo er anfangen sollte. Er saß auf der Kante seines
Stuhls und preßte seine Fingerknöchel in die Augenhöhlen. »Was, zum Teufel, ist
verkehrt gelaufen?« fragte er schließlich mit gequälter Stimme.
    »Absolut nichts, was nicht wieder
gutzumachen wäre«, antwortete sein Vater. Beiden schien eine Zentnerlast vom
Herzen zu fallen, und sie konnten sich endlich wieder in die Augen sehen.
    Das Telefon läutete zum fünftenmal, und Clays Hoffnungen
schwanden. Er lehnte den Kopf gegen die Wand und schloß die Augen. Draußen, auf
dem Highway, brauste der Verkehr vorüber. Er betrachtete gerade seine
ausgestreckten Beine, den geöffneten Koffer auf dem Bett und wollte auflegen,
als sich Catherine meldete.
    Sie stand im dunklen Schlafzimmer,
das Badewasser tropfte von ihrem Körper auf den Teppich, und sie versuchte, ein
Handtuch um sich zu schlingen, ohne den Hörer fallen zu lassen.
    »Hallo, Catherine?«
    Ihr Herz machte einen Sprung, und
das Handtuch entglitt ihren Händen.
    Schließlich
brachte sie heraus: »Ha ... hallo.«
    Er hörte das Beben in ihrer Stimme
und schluckte. »Ich bin's, Clay.«
    »Ja, ich
weiß.«
    »Ich dachte
schon, du wärst nicht zu Hause.«
    »Ich war in
der Badewanne.«
    In der
Leitung surrte es leise, während er sich vorzustellen versuchte, an welchem
Telefon sie stand und was sie trug. »Das tut mir leid. Ich kann später noch mal
anrufen.«
    »Nein!« Dann beruhigte sie sich ein wenig. »Nein, aber könntest du
einen Augenblick warten, damit ich mir den Bademantel anziehen kann? Ich
friere.«
    »Natürlich. Ich bleibe am Apparat.«
Um keinen Preis der Welt hätte er in diesem Augenblick den Telefonhörer losgelassen.
Stunden schienen zu vergehen, während Catherine hastig ihren Bademantel aus dem
Schrank zerrte und ihn überzog. Mein Gott, es ist Clay! Warte, Clay, ich komme!
Leg nicht auf!
    Beinahe wäre sie über das Badetuch
auf dem Fußboden gestolpert und sagte dann ganz außer Atem ins Telefon: »Clay?«
    Er hörte
den ängstlichen Unterton in ihrer Stimme. Ein Gefühl der Wärme durchströmte
ihn. Er mußte lächeln. »Ja, ich bin noch dran.«
    Sie stieß einen tiefen Seufzer aus
und ließ sich auf die Bettkante sinken.
    »Tut mir
leid, daß ich dich warten ließ.«
    Er schätzte, daß sie etwa sieben
Sekunden gebraucht hatte. Doch
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