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Lavendel und Blütenstaub

Lavendel und Blütenstaub

Titel: Lavendel und Blütenstaub
Autoren: J. Habersatter
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spärlich möbliert. Ein Kasten in einer Wandnische, ein Bett, ein Nachttisch, von dem man für das Essen ein Brett aufklappen konnte, und ein Stuhl. Auf diesem saß Stella, hielt die Hand ihrer Mutter und wartete.
    Ihre Gedanken schweiften zu diesem angstvollen Morgen zurück. Sie hatte ihre Mutter anrufen wollen, doch selbst nach dem dritten und vierten Anruf hatte niemand abgehoben. Sie war beunruhigt gewesen, obwohl sie wusste, dass Anna gern im Garten war. Sie konnte das Läuten also auch überhört haben, doch Stella fühlte, dass etwas nicht in Ordnung war. Einem plötzlichen Impuls folgend war sie zu ihrem Elternhaus gefahren. Mit dem Zweitschlüssel hatte sie die Tür aufgesperrt und die Küche leer vorgefunden. Ein Blick in den Garten auf die leblose Gestalt im Gras hatte sie in Schrecken versetzt. Noch während sie in den Garten gelaufen war hatte sie geistesgegenwärtig den Notarzt alarmiert und Anna anschließend in die stabile Seitenlage gelegt. Der Notarzt hatte zehn Minuten bis zur angegebenen Adresse gebraucht. Kurz danach war auch schon der Rettungswagen da gewesen, zeitgleich mit ihm dann auch Christopher, der sich um die aufgebrachte Stella gekümmert hatte. Sie war froh, dass Christopher beim Rettungsteam dabei gewesen war. Er hatte sie gleich beruhigen können, denn für einen kurzen Moment hatte Stella gedacht, ihre Mutter sei tot.
    Nun schlief Anna. Sie hatte krampflösende und schmerzlindernde Infusionen bekommen, warum wusste Stella nicht. Ebenso wenig, was genau die Ohnmacht ausgelöst hatte. Der Arzt hatte nicht viel gesagt und sie nur auf spätere Ergebnisse vertröstet.
    Leise öffnete sich die Tür. Stella drehte sich um. Herein kam Christopher, er hielt zwei braune Plastikbecher in der Hand. "Hier", sagte er und reichte einen davon Stella. "War sie schon wach?"
    Stella schüttelte den Kopf und nahm den heißen Becher entgegen. "Danke." Vorsichtig nahm sie einen Schluck. "Haben sie dir was gesagt?"
    "Nein. Der Arzt wartet noch auf den Blutbefund. Er kommt später vorbei."
    "Okay", sagte Stella und sah dem Mann ihrer Nichte in die Augen. "Danke, dass du da warst."
    "Kein Problem. Ich helfe gern, sonst wäre ich nicht Sanitäter geworden." Er zwinkerte und lächelte verschmitzt, trotz der angespannten Situation. "Keine Angst, Stella, das wird schon wieder", munterte er sie auf. "Anna ist stark, sie schafft das." Ermutigend drückte er Stellas Hand. "Ich muss jetzt zurück. Ruf Aurelia an, wenn du etwas weißt. Sie macht sich furchtbare Sorgen."
    "Mach ich."
    Mit einem leisen Klick schloss sich die Tür. Nun war es völlig still im Zimmer. Stella betrachtete ihre Mutter. Alt war sie geworden, bemerkte sie. Anna war immer so robust und agil gewesen. Jetzt wirkte sie alt und zerbrechlich, in diesem weißen Krankenhausbett mit dem blau gepunkteten Hemd. Behutsam strich Stella ihr eine Haarsträhne aus der Stirn. In diesem Moment begannen Annas Augenlider zu flattern und sie stöhnte leise.
    Stella richtete sich auf. "Mama? Kannst du mich hören?" Sie beugte sich zu Anna und legte die Hand auf ihre Schulter.
    Anna öffnete langsam die Augen und drehte den Kopf in Stellas Richtung. Es schien, als würde das Öffnen der Augen viel Kraft benötigen. "Wo bin ich?", krächzte sie leise.
    "Du bist im Krankenhaus, Mama. Weißt du nicht mehr, was passiert ist?"
    Mühsam drehte Anna den Kopf und sah sich im Zimmer um. Sie dachte angestrengt nach, an was sie sich zuletzt erinnern konnte, dann fiel es ihr ein. "Die Schmerzen." Sie griff mit einer Hand an ihre rechte Seite. "Es tat so furchtbar weh im Bauch, dann bin ich wohl ohnmächtig geworden. Wie kommt es, dass ich hier bin?"
    "Ich wollte dich anrufen, aber du hast nicht abgehoben, dann hatte ich ein eigenartiges Gefühl und bin zu dir gefahren. Zum Glück, denn ich weiß nicht, wie lange du schon dort gelegen bist", sprudelte es aus Stella hervor. Dann drückte sie ihr Gesicht auf die Brust ihrer Mutter und ließ den Tränen freien Lauf. "Ach Mama, … Ich dachte schon, du wärst tot!" Verzweifelt schluchzte sie in die Decke.
    "Schscht, schon gut mein Kind." Anna streichelte über Stellas Kopf. "Ist ja nichts passiert. Alles wird wieder gut."
    Stella besann sich und versuchte, sich zu beherrschen. Sie atmete tief durch und setzte sich aufrecht hin. "Was ist eigentlich passiert?", wollte sie nun wissen. "Kannst du dich erinnern, weshalb du ohnmächtig geworden bist?"
    Anna dachte an die letzten Minuten auf der Bank unter dem Nussbaum zurück; an die
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