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Lavendel und Blütenstaub

Lavendel und Blütenstaub

Titel: Lavendel und Blütenstaub
Autoren: J. Habersatter
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Stimme ein und schüttelte dem Arzt steif die Hand. "Erwin Lukas mein Name. Das ist meine Frau Gabriela."
    Dr. Werneck nahm eine mürrisch dreinblickende Frau neben Erwin zur Kenntnis. Ihr aufdringliches Parfum war im ganzen Raum zu riechen. Er würde später eine Schwester hereinschicken, um das Zimmer der Patientin zu lüften.
    Er nickte grüßend und wandte sich wieder Anna zu. "Haben Sie Schmerzen?"
    Sie schüttelte den Kopf.
    "Wenn Sie Schmerzen haben, dann sagen Sie bitte Bescheid, einverstanden?"
    Anna nickte.
    "Ich wollte Ihnen noch mitteilen, dass wir morgen um acht Uhr früh einen Termin bei der Computertomografie haben. Sie müssen bitte nüchtern sein, Frau Lukas."
    "Aber warum? Was ist mit ihr?", fuhr Erwin aufgebracht dazwischen. "Was fehlt ihr denn? Ich dachte, es ist nichts Ernstes?"
    "Was du alles denkst", warf Stella ein und verschränkte die Arme. "Außerdem kann es dir eh egal sein."
    Überrascht blickte Dr. Werneck von Einem zum Anderen. Was war denn hier los? Er räusperte sich, konzentrierte sich wieder auf seine Patientin und ignorierte die offenbar streitsüchtigen Geschwister.
    "Nun, Frau Lukas, wir werden die Computertomografie zur Abklärung Ihrer Beschwerden machen. Wenn wir alle Befunde haben, werden wir Ihnen mit Gewissheit sagen können, was heute Morgen los war." Dass er bereits einen fast eindeutigen Befund hatte, verschwieg er lieber. Er spürte, dass jetzt nicht die richtige Zeit war, die Diagnose mitzuteilen. Zu angespannt war die Luft im Raum mit diesen eigenartigen Geschwistern.
    "Danke, Herr Doktor." Anna rang sich ein Lächeln ab.
    "Wir sehen uns dann morgen, Frau Lukas. Ruhen Sie sich aus." Sanft drückte er die Hand seiner Patientin. An die Geschwister gewandt fügte er hinzu. "Ich denke, es wäre das Beste, Sie kommen morgen wieder. Frau Lukas braucht Ruhe. Auf Wiedersehen." Er nickte in die Runde und ging hinaus. Leise fiel die Tür hinter ihm ins Schloss. Aus Zimmer 504 war kein Mucks zu hören.
    Nachdenklich ging Dr. Werneck den Gang entlang. Tausend Gedanken gingen ihm durch den Kopf und tief verborgene Erinnerungen kamen hoch. Dann läutete sein Telefon. Die Erinnerungen wurden wieder in die Tiefe geschoben. Der nächste Patient wartete.
     
     
    Gabriela
     
    Das Bild ihrer unverwüstlichen Schwiegermutter ging ihr nicht mehr aus dem Kopf. Die, die nie krank wurde und nie über Schmerzen klagte, wirkte plötzlich so blass, so klein und so zerbrechlich. Sie selbst kam sich in diesem Moment wie ein sprichwörtlicher Elefant im Porzellanladen vor; völlig unpassend und deplatziert in diesem sterilen Krankenzimmer.
    Gabriela wusste, dass sie auf ihre Mitmenschen oftmals hart und unnahbar wirkte, doch das war nur Schein. Ihre berufliche Fassade, die sie manchmal auch in Gegenwart ihrer Schwiegermutter aufrecht hielt, täuschte. Sie hatte einfach gerne die Fäden in der Hand und alles unter Kontrolle. Deshalb war sie auch Architektin geworden und hatte es zu einer eigenen kleinen Firma gebracht, die mit einigen lukrativen Aufträgen sie und ihre Familie versorgte. Gabriela liebte es zu entwerfen, zu organisieren und am Ende das Resultat zu sehen.
    Nachdem ihnen der Arzt höflich aber bestimmt mitgeteilt hatte, dass sie gehen sollten, waren sie und Erwin schweigend nach Hause gefahren. Während sich Erwin in seinem Arbeitszimmer verkrochen hatte, setzte sich Gabriela mit dem Laptop ins Wohnzimmer. Sie hatte sich eine bequeme Hose angezogen, die Haare geöffnet und surfte nun mit einer Tasse Kaffee in der Hand im Internet.
    "Wassereinlagerung. Schmerzen im Bauch", murmelte sie vor sich hin und tippte die Wörter, die sie zuvor im Krankenhaus aufgeschnappt hatte, in die Suchmaschine. Die ersten Treffer tauchten auf. Sie las. "Bauchfellentzündung. Leberkrankheiten. Lebersymptome." Sie klickte von einem Link zum anderen, las, suchte weiter. Je länger Gabriela las, umso blasser und unruhiger wurde sie. Der Kaffee war mittlerweile vergessen. Kalt stand er neben dem Laptop. Gabrielas Augen waren starr auf den Bildschirm gerichtet.
    "Arbeitest du?"
    Sie fuhr hoch. Erwin stand in der Tür und sah sie müde an.
    "Nein, ich surfe nur ein bisschen", sagte sie und schloss den Laptop. "Und du?" Sie versuchte ungezwungen zu klingen.
    "Ich sollte ein paar Sachen erledigen, aber ich kann mich nicht konzentrieren." Er rieb sich die Augen.
    Beide schwiegen und sahen sich planlos in dem großen Wohnraum um. Alles war blitzsauber und aufgeräumt. Es roch dezent nach Zitrone und
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