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Lavendel gegen Ameisen

Lavendel gegen Ameisen

Titel: Lavendel gegen Ameisen
Autoren: Hiltrud Leenders , Michael Bay , Artur Leenders
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Altrhein gefahren.
    T: Nach Griethausen? So weit? Warum?
    H: Ich weiß nicht. Ich habe es mir nicht überlegt. Vielleicht, weil man früher immer alles, was man loswerden wollte … ich hatte einfach keine andere Idee. Ich bin direkt dorthin gefahren bis mitten auf die Brücke und habe das Brecheisen ins Wasser geworfen.
    T: Hatten Sie keine Angst, dass Sie jemand beobachten könnte?
    H: Nein, es regnete in Strömen, und es war mittlerweile fast dunkel. Nein, ich hatte keine Angst. Die ganze Zeit nicht.
    T: Was haben Sie dann gemacht?
    H: Ich bin nach Hause gefahren. Es war kein Problem, ich war ja allein. Als ich in der Halle stand, fiel mein Blick auf meine Hose und die Schuhe. Sie waren voller Blut. Auch der Pullover. Ich habe mich ausgezogen und geduscht. Dann habe ich meine Kleider in die Waschmaschine gesteckt und 90 Grad eingestellt. Ich wusste, dass sie das ruinieren würde. So hatte ich einen Grund, sie später in die Mülltonne zu werfen. (lacht) Strohwitwer machen so etwas ja manchmal, nicht wahr? Die Wäsche ruinieren, weil sie zu blöd sind. Nur die Schuhe. Zuerst habe ich versucht, sie abzuwaschen, aber das ging nicht. Dann fiel mir auch wieder ein, dass ich mal gelesen hatte, dass man auch abgewaschenes Blut nachweisen kann. Die Schuhe mussten also weg. Ich wusste, dass meine Fußabdrücke am Tatort zu finden waren. Sie waren der einzige Hinweis auf mich. Ich war sicher, dass ich keine Fingerabdrücke hinterlassen hatte.
    T: Und dann sind Sie auf die Idee gekommen, die Schuhe zu vergraben.
    H: Ja, der Lavendel stand noch in einem Kistchen hinter dem Haus. Ich hatte ihn eigentlich nachmittags pflanzen wollen. Aber nach Arnos Anruf war ich zu unruhig.
    T: Und da haben Sie zum ersten Mal daran gedacht, ihn zu töten.
    H: Ach, Herr Toppe, ich habe diesen Gedanken nie gefasst. Es entstand aus der Situation und der Tatsache, dass ich keine andere Wahl hatte. Nach dem Telefonat wusste ich noch nicht, wie ernst er es meinte.
    T: Sie haben also den Lavendel gepflanzt.
    H: Ja, ich habe ein Loch gegraben, die Schuhe hineingeworfen und den Lavendel obenauf gepflanzt. Ich war mir ganz sicher, dass das völlig unauffällig …
    T: Haben Sie Katja danach noch einmal getroffen?
    H: Nein.
    T: Nein? Hat sie nicht versucht, Sie zu treffen?
    H: Nein. Sie hat mich angerufen, in derselben Nacht, gegen ein Uhr, als ihre Eltern schliefen. Und ich habe ihr gesagt, dass es endgültig vorbei war mit uns. Ich könne nicht mehr. Sie …
    T: Ja?
    H: Sie sagte: Vielleicht, wenn das Baby erst da ist. Und ich sagte: Nie mehr. Dann habe ich aufgelegt.
    T: Und seitdem hat sie nicht wieder versucht, Kontakt zu Ihnen aufzunehmen?
    H: Doch, aber es macht mir nichts mehr aus … Herr Toppe, ich bin sehr müde.
    T: Gut, machen wir Schluss für heute.

    Geschlossen: Helmut Toppe (HK)

    Persönlich gelesen und genehmigt:
    Dr. Peter Hermans

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    Fünfundwanzig
    Die beiden Taucher vom THW waren durch ein langes Seil mit den Männern am Ufer verbunden. Zentimeter für Zentimeter suchten sie den Boden des Altrheins ab.
    Diese Stelle hatte Hermans ihnen gezeigt. Hier hatte er die Brechstange ins Wasser geworfen, von der Griethausener Brücke aus, etwa in der Mitte.
    Es war ein nebliger, grauer Morgen, und die Feuchtigkeit kroch einem in die Kleider.
    Toppe vergrub seine Hände in den Hosentaschen.
    «Astrid macht sich wirklich gut, nicht wahr? Vielleicht kann sie nach ihrer Prüfung ja bei uns anfangen. Wir könnten so jemanden gut gebrauchen.»
    Van Appeldorn nickte nur und betrachtete stumm die bisherige Ausbeute der Tauchaktion: sieben Fahrräder, ein Mofa, zwei verrostete Fässer, neun Brechstangen in den unterschiedlichsten Stadien der Oxidation.
    Berns würde begeistert sein.
    Man hörte ein lautes Plätschern, und einer der beiden Taucher hastete ans Ufer, so schnell es seine Flossen erlaubten.
    Er riss sich die Maske vom Gesicht und erbrach sich knapp vierzig Zentimeter neben Toppes linkem Fuß ins Gras.
    «Was ist denn los?», fragte van Appeldorn. «Fleischrolle spezial gegessen?»
    Der Mann schnappte nach Luft, dann wischte er sich mit dem Handrücken über den Mund.
    «Da unten hängt einer fest», stammelte er. «In einem alten Kahn, und zwar schon länger.»
    Toppe stöhnte laut. «Nicht schon wieder eine Leiche!»
    «Und die hier dürfte noch schöner sein als die letzte.» Van Appeldorn grinste. «Hier gibt es nämlich Aale, Helmut, jede Menge Aale.»

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