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Lavendel gegen Ameisen

Lavendel gegen Ameisen

Titel: Lavendel gegen Ameisen
Autoren: Hiltrud Leenders , Michael Bay , Artur Leenders
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alles sehr logisch begründet. Und er hat mir erzählt, dass Katja die beste Freundin seiner Tochter wäre. Er hat sogar gemeint, er wisse durchaus, dass Katja über gewisse körperliche Vorzüge verfüge … verfüge, was für ein Wort! Aber gerade das sei ein Grund, sich ganz besonders streng zu kontrollieren.
    T: Hat Landmann Ihnen gedroht?
    H: Gedroht? Nein, so kann man es nicht ausdrücken. Als wir im Schuppen waren, sagte er, er habe mir nun seinen Standpunkt zur Genüge erläutert. Er hielte es für fair, mich über seine nächsten Schritte aufzuklären, damit ich meine Reaktion durchdenken könne. Er habe mir eine Chance gegeben, die ich leider nicht genutzt hätte. Wörtlich sagte er: Ich habe dich für intelligenter gehalten, Che.
    T: Und?
    H: Er könne es nicht verantworten, dass so einer wie ich weiterhin diesen Beruf ausübte.
    T: Meine Güte …
    H: Und da ich offensichtlich zu schwach sei zu handeln, sei er gezwungen, mir die Entscheidung abzunehmen. Er hat mir die Schritte aufgezählt, die er als Nächstes tun wollte: Er wollte mit meinem Chef sprechen, dann mit Katjas Eltern und dafür sorgen, dass Anzeige gegen mich erstattet wurde.
    T: Was haben Sie dazu gesagt?
    H: Ich habe ihn gefragt, ob er nicht wenigstens auf die Anzeige verzichten könne. Aber das verneinte er entschieden. Er sagte, das hielte er für Heuchelei. So etwas müsse bis zur letzten Konsequenz durchgezogen werden, auch wenn es einem schwerfiele.

    Pause

    T: Und dann?
    H: Dann sagte er: Ich werde morgen einen Termin mit deinem Chef machen. Richte dich also darauf ein.
    T: Und was haben Sie dazu gesagt?
    H: Nichts.
    T: Was ist dann passiert?
    H: Dann habe ich das Brecheisen genommen und zugeschlagen. Ich hatte keine Wahl.
    T: Sie hatten keine Wahl?
    H: Nein.
    T: Warum hatten Sie keine Wahl?
    H: Mein Gott! Ich will diese Direktorenstelle haben. Es ist meine letzte Chance. (lacht) Es war meine letzte Chance, sollte ich wohl sagen … Arno hätte es getan, daran besteht kein Zweifel. Er hätte mich angezeigt, und ich wäre strafversetzt worden. Was hätte ich denn tun können? Noch einmal von vorn anfangen? In meinem Alter? Nein. Möglicherweise hätte man mir auch nur einen Verweis erteilt, schließlich habe ich sie nicht vergewaltigt, und sie ist schon siebzehn. Aber eine Beförderung wäre für immer ausgeschlossen gewesen. Und damit hätte ich weiterleben sollen? Nein. Und … Herr Toppe, ich liebe meine Frau, meine Kinder, ich liebe meine Familie, ich liebe sie wirklich. Wie hätte ich meiner Frau jemals wieder in die Augen sehen können? Was hätten meine Kinder von ihrem Vater gedacht, und was hätten sie sich anhören müssen? Nein, ich hatte keine Wahl.
    T: Ich möchte, dass Sie mir die Tat ganz genau beschreiben, Herr Hermans. Jeden einzelnen Schritt.
    H: Muss das wirklich sein?
    T: Ja, das muss sein. Sollen wir eine Pause machen?
    H: Bitte.

    Unterbrechung

    T: Gut, machen wir weiter.
    H: Als Arno sagte, ich sei offensichtlich zu schwach, habe ich das Brecheisen entdeckt. Es stand neben der Tür an die Wand gelehnt. Ich habe gar nichts dabei gedacht, ich habe es einfach nur registriert. Und als er sagte, ich solle mich darauf einrichten, dass er mit meinem Chef spricht, da habe ich das Eisen genommen und es ihm mit ganzer Kraft auf den Kopf geschlagen. Arno hat nichts gemerkt. Er ist sofort zu Boden gestürzt. Sein Schädel war offen, und es war alles voller Blut …
    T: Was haben Sie dann gemacht?
    H: Ich weiß es nicht genau. Ich glaube, ich habe einfach nur dagestanden. Ich weiß nicht, wie lange. Ich habe immer nur gedacht: Du hattest keine Wahl, du hattest einfach keine andere Wahl. Dann habe ich die Säcke gesehen und gedacht: Jetzt bring es auch zu Ende. Verstehen Sie, es musste sich doch jetzt wenigstens alles so ändern, dass ich wieder eine Wahl habe. Und ich dachte immer nur: Behalte einen klaren Kopf, Peter, handele. Da habe ich ihm einen der Säcke über den Kopf gezogen und ihn so zugerichtet, dass es so aussehen musste, als hätte jemand Arno in blinder Wut getötet, ein Racheakt. Ich habe mich hinterher oft gefragt, was ich in dem Moment empfunden habe. Ich weiß es nicht. Ich kann mich nicht mehr erinnern. Ich weiß nur noch, dass ich wieder in meinem Auto saß und dachte: Du hast getan, was du konntest.
    T: Haben Sie die Brechstange mitgenommen?
    H: Ja, sie war voller Blut. Ich habe sie in meinen Pullover gewickelt und vor dem Beifahrersitz auf den Boden gelegt. Dann bin ich nach Griethausen an den
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