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Laura und das Labyrinth des Lichts

Laura und das Labyrinth des Lichts

Titel: Laura und das Labyrinth des Lichts
Autoren: Peter Freund
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Einhornkönigin verzweifelt an. »Stich endlich zu!«
    Noch einmal betrachtete das Einhorn das Basiliskenei, das zu seinen Füßen am Ufer des kleinen Sees lag. Es glänzte nachtschwarz im Licht der beiden Monde, die nun genau über der verwunschenen Lichtung in der Mitte des Karfunkelwaldes standen.
    Dann senkte Silvana den Kopf und stach zu. Mühelos fuhr ihr Horn durch die harte Eierschale und durchbohrte Beliaals Herz.
    Im gleichen Augenblick erhob sich ein mächtiges Brausen. Ein Sturm brach los und ein Schrei hallte über den Wald, der weit schrecklicher und jämmerlicher war als alles, was jemals zuvor gehört worden war.
     
    Luminian musste sich die Ohren zuhalten, damit der Todesschrei des Dämons ihm nicht den Verstand raubte.
    Beliaal bäumte sich auf, griff sich röchelnd an die Brust und fiel wie ein mächtiger Fels vornüber. Der Aufprall war so gewaltig, dass die Erde bebte. Luminian schwankte und wäre um ein Haar selbst zu Boden gestürzt.
    Der Herr der Finsternis löste sich auf. Er zerfiel mehr und mehr und wurde schließlich zu schwarzer Asche, die der Wind davontrug.
     
    Lukas neigte das Fläschchen, um den Inhalt in den Kelch der Erleuchtung zu schütten, als mit einem Male der Boden unter seinen Füße erzitterte und ein unheimlicher Schrei durch die Gänge des Labyrinths wehte.
    Der Junge taumelte und verlor beinahe das Gleichgewicht. Dann erstarrte Lukas und stand reglos da, als hätte er sich von einem Augenblick auf den anderen in Stein verwandelt. Endlich kam wieder Leben in ihn. Er blinzelte, als würde er aus einem tiefen Schlaf erwachen, und schaute sich verwundert um.
    Wo war er?
    Was hatte all das strahlende Licht zu bedeuten, das ihn wie eine wohlig wärmende Wolke umhüllte?
    Und warum trug er dieses seltsame Gewand?
    Als Lukas das Fläschchen mit der blutroten Flüssigkeit in seiner Hand gewahrte, fiel ihm alles wieder ein. Bleich vor Entsetzen verschloss er es wieder, stellte den Kelch der Erleuchtung in die gleißende Lichtsäule zurück und floh aus dem Labyrinth des Lichts.
     
    »Stich endlich zu, Falkas!«, brüllte Mortas seinen Waffenmeister an. »Worauf wartest du noch?«
    »Wie Ihr befehlt, Gebieter!« Der alte Ritter hob das Schwert, um es Paravain ins Herz zu rammen …
    … als der schwarzmagische Bann, der ihn zum willenlosen Werkzeug seines Königs gemacht hatte, unversehens von ihm abfiel wie ein erdrückender Mantel, der von der Schulter gleitet. Im gleichen Augenblick wirbelte Falkas herum und trennte Mortas’ Haupt mit einem einzigen Schwertstreich von dessen Leib.
    Während der kopflose Rumpf lautlos in sich zusammensank, warf der Waffenmeister sich Paravain vor die Füße. »Verzeiht mir, Herr«, rief er kläglich. »Verzeiht mir, was ich Euren Eltern und Euch angetan habe!« Dann begann der alte Ritter hemmungslos zu schluchzen. Die Laute klangen so jämmerlich, dass sie Paravain tief im Herzen rührten.
     
    Laura hatte nicht eine Sekunde zu verlieren. In größter Eile bedankte sie sich bei ihren Helfern im Karfunkelwald, umarmte Silvana und Smeralda und vergaß auch die Herren Virpo, Yirpo und Zirpo und all die übrigen Flatterflügler nicht.
    Die Einhornkönigin bestand darauf, dass Laura den Karfunkelstein mit auf die Erde nahm. Deshalb verstaute Laura ihn in ihrer Tasche. Sie trug Silberschwinge durch die Kraft ihrer Gedanken auf, zur Gralsburg zu fliegen und Lukas zur magischen Pforte zu bringen, dann trat sie selbst die Rückreise zum Menschenstern an.
     
    P hilipp Boddin dämmerte an Lauras Krankenhausbett vor sich hin. Schon seit Mitternacht wachte der Junge an der Seite des Mädchens. Er musste wohl eingenickt sein, denn als er aus dem Fenster blickte, erkannte er, dass die Nacht bald zu Ende ging. Das Licht des vollen Mondes wurde bereits schwächer, und es dauerte bestimmt nicht mehr lange, bis im Osten das Grau des Morgens heraufdämmerte.
    Philipp warf einen raschen Blick auf Laura und kontrollierte die Anzeigen an den Geräten. Nichts hatte sich im Laufe der Nacht verändert. Dabei war er sich so sicher gewesen, dass Lauras Schicksal eine entscheidende Wende nehmen würde.
    Am Abend zuvor hatte Philipp keinen Schlaf finden können. Er musste dauernd an Laura denken und an alles, was er in den vergangenen Monaten mit ihr erlebt hatte. Angefangen hatte es mit einem merkwürdigen Traum am Tag vor ihrem dreizehnten Geburtstag. Da er sich allerdings nicht mehr genau daran erinnern konnte, kramte er das Tagebuch wieder hervor, in dem er das
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