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Laura und das Labyrinth des Lichts

Laura und das Labyrinth des Lichts

Titel: Laura und das Labyrinth des Lichts
Autoren: Peter Freund
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bereits die ersten wagemutigen Vorboten des Frühlings: vereinzelte grüne Blattspitzen, vorwitzige Weidenkätzchen und zarte Buschwindröschen. Im weitläufigen Park der alten Festung blühten sogar schon erste Krokusse.
    Burg Ravenstein war im zwölften Jahrhundert erbaut worden und hatte damals dem berüchtigten Raubritter Reimar von Ravenstein als Stammsitz gedient. Das historische Gemäuer war längst modernisiert worden und beherbergte inzwischen das gleichnamige Internat, das Lukas Leander und seine ein Jahr ältere Schwester Laura besuchten. Und ebenso Philipp Boddin – wie Mr Cools richtiger Name lautete. Mit diesem Jungen hing Lukas seit ein paar Wochen immer öfter zusammen. Lukas ging in die siebte Klasse und Mr Cool in die 8b, genau wie Laura.
    »Was ist los?« Philipp hatte sein Bike neben Lukas zum Stehen gebracht. Obwohl er nur ein Jahr älter war als sein Begleiter, überragte er ihn um Haupteslänge. Er schob seine Sonnenbrille – das neueste Modell von Gucci – auf die Stirn und blickte Lukas verwundert an. Auf dem Ärmel seines roten Stepp-Anoraks prangte die schwarze Wolfstatze von Jack Wolfskin. Die schicke Strickmütze, die seine semmelblonde Mähne bedeckte, stammte ebenfalls von einem angesagten Outdoor-Ausstatter.
    Lukas tat erstaunt. »Was soll denn los sein?«, fragte er.
    »Du hast den Hügel hier angeglotzt, als hättest du ein Gespenst gesehen«, erklärte Mr Cool. »Das ist los!«
    Lukas schluckte. Sollte er sich Philipp anvertrauen und ihm von seiner Vision erzählen?
    Keine leichte Frage!
    Natürlich war Mr Cool in Ordnung, ein guter Freund sogar, auf den immer Verlass war. Außerdem hatte er im Laufe der letzten Monate mitbekommen, was auf Burg Ravenstein hinter den Kulissen vorging. Lukas und seine Schwester Laura hatten Philipp mehrere Male um Hilfe gebeten und ihn deshalb andeutungsweise in das große Geheimnis eingeweiht, das die Welt der Menschen mit der Welt der Mythen verband. Philipp wusste somit zumindest bruchstückhaft Bescheid über den ewigen Kampf zwischen Gut und Böse, der seit Anbeginn der Zeiten auf der Erde und ihrem geheimnisvollen Schwesterstern Aventerra geführt wurde.
    Er wusste von den Wächtern, die für die Sache des Lichts stritten, und von ihren erbitterten Feinden, den Dunklen, die der Finsternis und damit dem Ewigen Nichts zum Sieg verhelfen wollten. Und natürlich ahnte Philipp längst, dass Laura Leander in dieser erbitterten Auseinandersetzung eine wichtige Rolle innegehabt hatte.
    Doch dann, vor rund zwei Monaten, an ihrem vierzehnten Geburtstag, hatte Lukas’ Schwester ein großherziges Opfer gebracht. Vor vielen Jahren war ihre Mutter Anna in das Reich der Feuerschlange Rygani verschleppt worden. Um sie zurückzuholen, hatte Laura auf all jene fantastischen Fähigkeiten verzichtet, die sie sich als Wächterin des Lichts mühsam angeeignet hatte: Gedankenlesen, Telekinese und Traumreisen.
    Damit ihr der Verzicht nicht aufs Gemüt drückte, hatte ein gnädiges Schicksal dafür gesorgt, dass Laura sämtliche Erinnerungen an ihre aufregenden Erlebnisse verlor. Und damit sich niemand in ihrer Gegenwart verplapperte und sie durch eine unbedachte Bemerkung verwirrte, hatte Lukas jeden darüber informiert, der auch nur andeutungsweise mit dem großen Mysterium vertraut war.
    So wussten inzwischen nicht nur Lauras Familie und ihre Wächterfreunde Bescheid, sondern auch ihre beste Freundin Katharina »Kaja« Löwenstein – und Mr Cool. Selbst Magda Schneider, die ebenfalls in Lauras Klasse ging und zumindest am Rande in einige ihrer Abenteuer verwickelt gewesen war, hatte Lukas so weit wie nötig in Kenntnis gesetzt.
    »Hey!« Mr Cool schien langsam die Geduld zu verlieren. »Hat es dir die Sprache verschlagen, Lukas – oder warum antwortest du nicht?«
    »Nein, nein«, entgegnete der Junge hastig. »Alles okay.«
    »Na, dann erzähl mir doch mal, warum du wie ein vom Blitz getroffenes Mondkalb auf diesen Hügel dort gestarrt hast!«
     
    I n tiefe Gedanken versunken eilte der Fhurhur durch die verwinkelten Flure der Dunklen Festung und strebte seinem Gemach zu, das ganz oben in einem der hohen Türme gelegen war. Sein scharlachroter Kapuzenumhang flatterte, während der Schwarzmagier schnellen Schrittes die steinerne Wendeltreppe emporstieg. Das hagere Männlein, dessen faltiges Gesicht von kränklich gelber Farbe und mit unzähligen Altersflecken übersät war, achtete nicht auf die Wachen und die übrigen Bediensteten, die ihm hinterherblickten
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